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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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    KAPITEL I
    1319 – Terra Transoderana und Kloster Chorin
    M arkgraf Waldemar ist tot!«
    Die Bauern auf dem Feld ließen die Hacken fallen und sahen zum Wald hinüber, aus dem eine hochgewachsene junge Frau herausgelaufen kam. Es war Adela, die ältere und ausnehmend schöne Tochter des Müllers Jakob Rehbock, der erst vor kurzem von Niemegk bei Potsdam hergezogen war in die Neumark jenseits der Oder.
    Adela fuchtelte wild mit den Armen. »Kommt, wir müssen ihn zur Mühle schaffen.«
    »Dann man los«, sagte Denecken und gab seiner kleinen Schar das Zeichen, alles stehen- und liegenzulassen. Er war ein kluger Bursche, und der Vogt von Biesenthal wollte zusehen, daß er nach Frankfurt an der Oder zu einem Kaufmann kam. »Der Waldemar war ein großer Herr und hat in Brandenburg alles zusammengehalten, nach ihm aber wird es einen Schrecken ohne Ende geben. Gestern nacht erst sind die Sterne vom Himmel gefallen.« Er bekreuzigte sich, dann rannte er los.
    Adela lehnte an einer Kiefer. Das lange blonde Haar hatte sie hochgebunden, ihr weites hellgraues Gewand flatterte im Wind.
    Denecken glaubte, eine der alten germanischen Göttinnen sei auferstanden. Doch als er näherkam, sah er, daß sie ganz verweinte Augen hatte. Ihr Gesicht war müde und aschfahl.
    »Wie ist es denn passiert?« fragte er.
    »Er ist allein durch die Wälder gestreift und plötzlich krank geworden, hat mit hohem Fieber bei uns in der Mühle gelegen, aber dennoch weiterreiten wollen.«
    Denecken pfiff durch die Zähne. »Es wird ja von ihm so manches Wundersame berichtet.«
    »Woher soll ich das wissen?« Adela erschlug eine Bremse auf ihrem Unterarm. »Als ich mit der Mutter Beeren suchen wollte, haben wir ihn gefunden. Unten am Bach.«
    »Wohin denn nun: hier den Pfad entlang?« Denecken wurde ungeduldig. Vielleicht war der Markgraf doch noch am Leben, und wenn er ihn rettete, konnte er als Knappe mit ihm ziehen.
    Adela nickte und ging der kleinen Gruppe voran. Sie kämpften sich durch dichtes Gebüsch, das Brombeergesträuch riß ihnen an der Kleidung. Scharen von Mücken und Bremsen fielen an diesem heißen Augusttag über sie her.
    Denecken blieb stehen und lauschte. Ihm war, als hätte er ein Pferd wiehern hören.
    »Das ist seines«, sagte Adela. »Er ist gestürzt und …« Sie brach wieder in Tränen aus.
    Auch Denecken war bestürzt, denn was nach Waldemar kam, war sicher schlimm für alle. Neue Herren neigten immer dazu, die Abgaben zu erhöhen, und die Bede war schon hoch genug. Das Beste wäre gewesen, Waldemar hätte lange genug gelebt, um die Dänen und Mecklenburger zu besiegen und den roten Adler Brandenburgs über deren Ländereien aufzuziehen. Der Biesenthaler Vogt hatte ihm viel von den Plänen Waldemars erzählt.
    »Hierher! Zu Hilfe!«
    »Das ist Mutter«, sagte Adela. »Sie ist bei dem Toten geblieben, damit wir ihn finden.«
    Denecken spürte die Gier in sich hochsteigen, als Adela so vor ihm stand. Oft hatte er in diesem Sommer versucht, sie ins Heu zu ziehen, aber sie hatte ihn stets fortgestoßen.
    »Da vorne ist der Bach!« rief einer der Bauern, der den Wald gut kannte.
    »Dann waten wir zum Markgrafen hin, das geht schneller.« Auf Deneckens Geheiß zogen sich die, die nicht ohnehin schon barfuß liefen, die Klotzpantinen aus, und vorwärts ging es. Die Rufe der Katharina Rehbock, die bei dem Toten wartete, wiesen ihnen den Weg.
    »Wir kommen!« schrie Denecken in den Wald, in dem es Gegenden gab, die seit der Erschaffung der Welt noch nie ein Mensch betreten hatte. Das Dickicht erschien ihm undurchdringlich.
    »An der Schneise hier!«
    Da kannte Denecken sich aus, denn diese Schneise hatten sie im letzten Jahr geschlagen, um einen Weg zur Lichtung zu bahnen, auf der die Klosterbrüder aus Soldin ein neues Dorf begründen wollten.
    Als sie die Unglücksstelle erreichten, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens. Im Morast, halb bedeckt von der schwarzbraunen Walze des sterbenden Pferdes, lag der Körper eines schmächtigen Mannes, den die Hufe übel zugerichtet hatten. Offenbar war das Pferd durchgegangen, hatte den Reiter an eine der mächtigen Eichen geschleudert und dann im eigenen Todeskampf zertrampelt. Panzerhemd und Lederkoller hatten den Mann nicht zu schützen vermocht.
    »Erschlagt den Gaul und zieht den Markgrafen heraus, schnell! Vielleicht … O mein himmlischer Herrgott, so hilf uns doch!«
    Adela mußte ihre Mutter beiseite führen.
    Denecken machte sich mit seinen Bauern ans Werk, doch es gab

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