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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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für unser Stelldichein“, stellte der Patrizier fest, „ die
Schmetterlinge fliegen schon.“
Blinzelnd erblickte sie das erste Morgenrot. „ Warum so
früh?“,
„ Du hast fünf Minuten, nicht länger. Ich erwarte dich an
Deck.“
Er entfernte sich und verschwand durch die Kajütentür.
„ Besser du schlägst ihm den Kopf ab“, empfahl Willet, „ sonst
tu ich es vielleicht .“
Er versah ihre Lippen mit seinem Segen und sorgte dafür,
dass sie wach wurde.
*
    Als Vell
wenig
später
an
Deck erschien,
lehnte ihr
Lehrmeister an der Reling. Mit kritischem Gesicht warf er
einen Blick auf den Taschenzeitmesser und runzelte dann
bedauernd die Stirn.
„ So spät bin ich nicht“, bemerkte sie furchtlos, „ und ich lasse
mir auch nicht drohen.“
„Vermutlich bin ich zu weich zu dir gewesen“, stellte er fest,
„ mir scheint, dass seine Respektlosigkeit auf dich abfärbt.
Aber keine Sorge, die werden wir bald kurieren. Spätestens,
wenn du mich um Verzeihung bittest.“
„ Wofür? Ich habe nichts getan!“
Doch sein kühler Blick offenbarte, dass ihr harte Stunden
bevorstanden. An Deck war es vollkommen ruhig. Sie waren
alleine.
Und außer
dem
Mart
gab
es
keine
weiteren
Zuschauer.
Der Tanz, den sie tanzten, kannte keine Pausen mehr. Es
gab nur noch sie und die grausame Schranze.
    Der Tag wurde heißer, als alle anderen vor ihm. Schon nach
wenigen Stunden war es an Deck unerträglich. Aber Vell
wusste, dass es weder Nachsicht noch Gnade gab.
Ihr müder Körper brachte Höchstleistungen.
Alles, was zählte, war das sie durchhielt. Und doch kam es
irgendwann.
Das
bittere Ende. Sie wollte eben
noch
zustechen, als ihre Bilder auf einmal verschwammen. Ihr
wurde schwarz vor Augen. Und dann kam der Aufschlag.
*
    „ Ihr seid zu weit gegangen!“, brüllte Willet.
„ Ich habe einen
Patrizier, „ davon
schöne
Frauen,
herausfordern.“
    Ruf
zu verlieren“, beschwichtigte der abgesehen,
die
mich
enttäusche
ich
nur ungern
auf
so
charmante
Weise
    „Das werden wir noch klären!“, versicherte Willet, „ verlasst
euch drauf!“
„Gewiss doch, aber nun entschuldige mich, ich muss mich
dringend etwas ausruhen.“
Als Vell die Augen öffnete, schlenderte ihr Fechtmeister von
Deck. Doch Willet kam zu ihr und hob sie auf. Sein Gesicht
war besorgt und er trug sie in den Schatten des großen
Segels.
„Es geht mir gut“, flüsterte Vell. Aber ihre Stimme hörte sich
schwach an. Ihre Stirn war heiß und seine Hand furchtbar
kühl. Alles schaukelte. Und Willet zog sein Hemd aus und
legte es unter ihren Kopf.
Sie hörte Schritte und sah, wie sich ein zweites Gesicht über
sie beugte.
„Hier “ , knurrte Rolin, „ das könnte helfen .“ Was er meinte,
sah aus wie ein verschrumpelter Finger. Willet brach einen
Brösel ab und schob ihn in ihren Mund.
Er schmeckte bitter,
scharf,
das
Schlimmste, was
sie je
gegessen hatte!
Sie wollte es ausspucken, aber Willet hielt ihr den Mund zu.
„ Nein, es ist Medizin.“
Alles
brannte.
Aber
ihre
Ärzte
waren
immer
noch
zuversichtlich. „ So ist‘s gut“, lobte Rolin, „ nur
nicht
runterschlucken.“
Als ob sie das jemals vorgehabt hätte! Wütend kämpfte Vell
mit den Tränen und fühlte, wie der Äther in ihrem Kopf zog.
Erst nach langen Momenten ließ Willet sie los.
Sofort sprang sie auf und spuckte das Ding ins Meer.
„ Seid ihr wahnsinnig! Was zur Hölle war das?“
„ Nachtwurzel“, erwiderte Rolin, „ aber gib Acht. Du fühlst
dich nur stärker, du bist es noch nicht.“
„Das nächste Mal lasst mich liegen“, fauchte sie , „ dieses
Zeug esse ich nie wieder!“
Sie lief fort und verschwand unter Deck.
„ Wie viel hast du noch?“ , fragte Willet überzeugt. „Noch zwei“ , erwiderte Rolin, „ aber glaub nicht, dass ich alles
verschenke.“
„ Dachte ich nicht, also, was willst du dafür?“
„Dass du dir das hier mal ansiehst“, erwiderte der Zwerg. Er
setzte sich neben Willet an die Reling und zog etwas aus
seinem Beutel. Es war ein Kreuz aus Silber. In seiner Mitte
glänzte ein runder Saphir. So klar, wie ein versteinerter
Wassertropfen.
„ Hab ich gestern beim Armdrücken gewonnen“, erklärte er,
„ denkst du es ist Hundert Kronen wert?“
„Mehr“, schätzte Willet. Der Stein war geschliffen wie ein
Kristall und die Sonnenstrahlen enthüllten ein silbernes
Herz.
„ Ich habe so was schon mal gesehen. Aber das ist lange her.“ Er hielt es gegen das Licht und zeigte Rolin den Kern. „ hier
wurde etwas eingesetzt, siehst

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