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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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aus vergangener Zeit.
Leider war der Regen so stark, dass sie kaum etwas sehen
konnte. Und der kalte Wind kroch durch Haut und Kleider.
„ Runter von den Pferden!“, brüllte Tengol, „ na los!“ .
Durchnässt ließ sich Vell aus dem Sattel gleiten. Sie hatte
das Gefühl, nur noch aus Wasser zu bestehen und ihre Füße
badeten in kaltem Schlamm.
Auch ihr Pferd war erschöpft. Tengol nahm es am Gebiss
und verband der Stute die Augen.
„ Wegen
der
Schlucht“, beantwortete er
ihren
fragenden
Blick, „ die hat schon so manchem den Verstand geraubt.“
„Wie tief ist sie?“
„ Das willst du nicht wissen. Also bleib immer dicht hinter uns,
und sieh nur auf deinen Vordermann, verstanden? Habt ihr
gehört! Keiner von euch sieht nach unten!“
Sie bildeten eine geordnete Reihe und führten ihre Tiere
nacheinander auf die Brücke. Der Nordmann ging an die
Spitze, gefolgt von Willet. Das alte Gestein war kaum eine
Wagenlänge breit und der strömenden Regen hatte ihn in
einen kleinen Bach verwandelt. Wie verlangt, folgte Vell
ihrem Vordermann. Sie hatte die Zügel im Griff und war fest
entschlossen, nicht nach unten zu sehen. Doch dann, als sie
oben
auf
der
Brücke
stand,
tat
sie es doch.
In
etwa
zweihundert Meter Tiefe teilte sich der reißende Strom und
bahnte sich seinen Weg Richtung Meer. Weder Pferd noch
Reiter würden einen solchen Sturz überleben!
Sie war wie gelähmt.
„ Oh mein Gott!“, rief sie, „ Hilfe!“
Ihr Körper zitterte. Sie ließ die Zügel los und kniete sich auf
den nassen Stein.
Das war das Ende. Sie konnte höchstens noch kriechen.
„ Los, hoch mit dir!“, brüllte Willet, „ mach schon!“
Er stand vier Meter vor ihr und schrie sie an. „ Steh auf!“
„Ich kann nicht! Ich werde sterben !“
„Nur
wenn
ich
dich
runter werfe!
Also steh
endlich
auf,
verflucht!“
Seiner Stimme war einschüchternd. Nur aus Furcht griff Vell
nach den Zügeln.
„ Was ist dort los!“, brüllte Rolin.. „Ich kann nicht!“, rief sie ,
„es geht nicht!“!
„Du sollst laufen!“, drohte Willet, „ nimm den Verfluchten
Gaul und komm her!“
Vell
schnappte
nach
Luft.
Sie
konnte
kaum
atmen.
Trotzdem setzte sie nun einen Fuß vor den anderen.
Nur wenige Schritte trennten sie von ihrem sicheren Tod,
und Willet, der auf sie wartete.
„ Gut so ! Und wehe du bleibst stehen!“
Sie konnte jetzt seine Umrisse sehen. Er wartete bis sie
aufgeschlossen hatte und setzte dann seinen Weg fort.
Um umzukehren war es zu spät. Rolin hatte aufgeholt. Sie
musste weiter.
Vell kämpfte gegen die Angst und den Regen. In Strömen
kam er vom Himmel, als hätten die Götter beschlossen sie
mit Mann und Maus von der Brücke zu spülen.
Erst nach endlosen Minuten konnte sie endlich das Ende
der Brücke sehen. Tengol kam ihr entgegen. Wütend griff er
ihre Zügel und packte ihren zitternden Arm. „ Von allen
Trotzköpfen! Ich hab dir doch gesagt du sollst nicht nach
unten sehen!“
„Tut mir leid,..ich .“
„ Denkst du etwa, ich mache Spaß? Denkst du, ich erzähle
Geschichten?“
„Nein“, versicherte Vell.
„Warum tust du dann nicht, was ich sage!“
„Ich wusste ja nicht wie tief es ist.“
„Dann weißt du’s jetzt. Denn das nächste Mal werde ich dich
auf mein Pferd binden!
Also mach, dass du vorwärts kommst ! Wir müssen weiter!“
*
    Doch je näher sie Tarlond kamen, desto heftiger wurde auch
der
Regen. Bald hatte er
sich
in ein heftiges Unwetter
verwandelt. Von Manira war weit und breit nichts zu sehen.
Vermutlich hatte sie längst Unterschlupf gefunden und war
die einzige, die schon im Trockenen saß.
Vell fror erbärmlich. Ihre Zehen waren gefühllos und ihrer
Hand fiel es schwer den Zügel zu halten.
Der Himmel über ihnen war schwarz. Helle Blitze zuckten
über ihren Köpfen und ein eiskalter Wind peitschte ihnen
ins Gesicht.
*
    Stunden später erblickten sie endlich die weiße Silhouette
der Stadt. Ihre gewaltigen Mauern schmiegten sich an das
große Gebirge. Sie waren über vierzig Meter
hoch und
hatten
während des Krieges die Belagerungen der Zech
überdauert.
Als sie die großen Eingangspforten erreichten, war es bereits
stockfinster.
Die Portale standen noch
offen
und drei
Wachsoldaten
waren
zugegen,
um
die
Einreisenden
in
Empfang zu nehmen. Sie trugen das Wappen des Königs.
Ein zwölfstrahliger Stern, auf rotem Grund.
„ Name und Begehr ?“, fragte der Älteste.
„ Wir sind Besucher “, erklärte Tengol und reichte ihm ein
Schriftstück, das er
zuvor

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