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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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frühstücken.“
„Was, jetzt gleich ?“
„Ja, wir brechen in Kürze auf.“
Tatsächlich trug er bereits das Gepäck auf den Schultern,
auch seinen Mantel.
Wie es aussah blieb ihr keine Wahl.
Schweigend trottete sie ihm nach und folgte ihm in hinab
den Schankraum. Doch kein Gast war anwesend, nicht mal
der Wirt. Alles roch nach Pfeifenqualm und der einzige
Luftzug kam durch ein Fenster. In seinem Rahmen saß
Willet und studierte eine Karte. Er sah kurz auf und sein
wacher Blick ließ vermuten, dass er das Gift überwunden
hatte.
„ Hier setz dich“, befahl der Nordmann, „ wir haben noch
Zeit.“
Gehorsam ließ sich Vell am Tisch nieder. Tengol reichte ihr
ein Stück Brot und einen Becher mit Ziegenmilch. Sie hatte
keinen Hunger, nicht mal Appetit. Aber er saß ihr nun
direkt gegenüber.
„ Iss etwas“, befahl er, „ das macht stark und du wirst bessere
Gedanken haben.“
„Seit wann?“, dachte Vell, seit wann hatte dieser große Klotz
plötzlich Mitgefühl?
„ Und welche ? Dass ich eure Gefangene bin ? Oder, dass ihr
mich zu Seraphim schickt, wenn es schief geht?“
Tengols Stirn zog
Falten. „Was in aller Welt hast du
erwartet, Kleine? Dass wir dich einfach so davon kommen
lassen? Das hier ist deine einzige Chance. Und da du nicht
zurück willst, solltest du dankbar sein.“
„Dankbar wofür? Dafür in einem neuen Käfig zu sitzen ? Ich
gehöre euch nicht. Und ich will verdammt nochmal meine
Kette wieder! “
„ Hört,
hört.
Und Manieren müssen
wir
dir
auch noch
beibringen. Also besser du hast einen neuen Käfig, als allein
zu verhungern.
Die Welt da
draußen
ist nicht immer
freundlich, Kleine. Du brauchst jemanden, der sich um dich
kümmert.“
Plötzlich hörte man von oben ein Poltern. Jemand trampelte
die Treppe hinunter. Katzen schrien und ihre Milch hüpfte
im Takt schwerer Schritte.
„ Dummes Mistvieh!“, schrie der Naugrimm, „ ich zerquetsch
dich wie eine Pflaume!“
„Etwa den?“, fragte
Vell, „ der
ist
so
zahm
wie
ein
Wildschwein!“
„ Schluss jetzt!“ rief Tengol und schlug auf den Tisch , „trink
deine Milch aus. Wir brechen auf!“
Auch Willet sollte es mitbekommen. Aber es stellte sich als
unnötig heraus. Das Fenster war bereits geschlossen und die
Karte wieder zusammen gerollt.
*
    Mit
dem
ersten
Morgennebel
verließen
sie
Hohnreit
Richtung Süden. Einige Wägen passierten ihren Weg. Es
waren einfache Bauern und Viehtreiber. Das Land, durch
das sie reisten, wurde zunehmend flacher und kultivierter.
Der Weizen stand hoch und alles schien zu erblühen.
*
    Doch das schöne Wetter sollte nicht lange anhalten. Gegen
Mittag, brachte der Wind eine neue Wolkenfront heran.
Auch das Antlitz von Tengol wurde mit der Zeit immer
finsterer.
„ Mit dem Wetter haben wir wohl kein Glück“ , stellte er fest, „wir müssen es bei Einbruch der Nacht bis nach Tarlond
schaffen .“
„ Sag das meinem Pferd“, spottete Willet, „ vielleicht kann es ja
fliegen.“
„Was beklagst du dich? Du kannst immer noch laufen.“
„Und wenn du zu langsam bist, können wir dich hinter her
schleifen“, versprach
der
Naugrimm.
Beide
lachten
schadenfroh. Nur nicht Willet. Er hatte wohl keine Lust zu
streiten und übte sich stattdessen in Schweigen.
*
    Da Tengol keine Zeit verlieren wollte, gab es auf ihrem Weg
fortan weder Rast noch Unterschlupf. Zu allem Übel, fing es
bald auch noch zu regnen an. Es dauerte nicht lange, bis aus
den wenigen Tropfen ein gewaltiger Platzregen wurde und
sowohl Reiter
wie Tiere waren
innerhalb kürzester
Zeit
völlig durchnässt..
*
    Erst
am späten
Nachmittag,
kamen
in
der
Ferne die
Ausläufer des Bortelgebirges in Sicht. Bizarr hob es sich aus
dem flachen Umland und ragte bis weit in die Wolken
hinein.
Vell
erinnerte
sich
an
die
Geschichte
eines
gewaltigen Titanen. Der Legende nach, hatte er die Welt in
sechs Tagen erschaffen, um sich
am siebten Tag müde
niederzulegen. Nach hundert Jahren Schlaf, war er dann
beim Anblick der Sonne zu Stein geworden und bildete
seitdem
das
große
Bortellgebirge.
Mächtig
und
unüberwindbar spaltete es das Land in zwei Teile. Nur den
Naugrimm gab es noch ein Zuhause, die, wie Vell bereits
ahnte, keine Menschenfreunde waren.
*
    Mit Anbruch der Dämmerung erreichten sie schließlich eine
alte Steinbrücke. Eine halbe Meile weit wand sie sich über
den großen Strom zur anderen Seite der Schlucht. Dies
musste die Ragnarbrücke sein. Sie war Teil der längsten und
ältesten Handelsstraße, ein Relikt

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