Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
einer
ledernen
Schutzrolle
entnommen hatte. Der Soldat rollte es auseinander und las
es aufmerksam durch.
„Ihr tragt Waffen bei euch?“
„Ich bin Offizier. Ebenso der Herr Naugrimm. Die Waffen
sind hier schriftlich vermerkt.“
„ In Ordnung “, schloss der Wächter, „ ihr dürft passieren.“
„Na los“, knurrte Tengol, „ gehen wir.“
Triefend nass schlurften sie durch den Mauertrakt.
Die Donnerschläge hallten laut darin wieder und dröhnten
in ihren Ohren.
Bald darauf, eröffnete sich ihnen ein noch größeres Portal.
Es führte in
die Stadt
und hinein
in
das schlimmste
Gewitter. Sowohl Straßen und Gassen hatten sich in kleine
Flüsse verwandelt. Und alte, steinerne Häuser erhellten sich
im Licht greller Blitze.
Tengol hatte es
nun
eilig,
die Pferde unterzubringen,
weshalb
er
unweit
des
schlichten
Garnisonsgebäudes
anhalten ließ. „ Ihr wartet hier!“ , befahl er. Dann nahm er die
Tiere und machte sich allein auf den Weg.
Der Rest stand unterdessen im Regen und wartete.
Rolin erinnerte an einen Biber den man aus seiner Höhle
gejagt hatte und Willets Augen wurden mit der Zeit immer
finsterer. Vell spürte ihren Körper nicht mehr und was
davon übrig war, konnte höchstens noch zittern. Es gab
keine trockene Stelle mehr, keinen einzigen Fleck.
Niemand sprach ein Wort, es war viel zu kalt.
Zum Glück, dauerte es nicht lange, bis Tengol wiederkam.
Ohne Pferde, dafür mit umso mehr Gepäck, machten sie
sich schließlich auf den Weg in die Innenstadt.
Überall türmten sich kunstvolle Hausfassaden. Und ab und
an konnte Vell konnte einen Blick aufs Meer erhaschen.
Tarlond hatte den Vorzug eine Hafen und Bergstadt zu sein.
Das Bortelgebirge ragte bis in den Meeresarm hinein und
prächtige Gebäude schmiegten sich an schroffes Gestein.
„ Wie weit ist es noch ?“, rief Vell.
„ Wir sind bald da “, versprach Tengol , „die Geborogasse ist
nicht weit von hier.“
„Dort ist die Abtei “, wand Willet ein, „ was zur Hölle willst du
dort?“
„ Dich zu einem besseren Menschen machen “, knurrte der
Nordmann, „also fang schon mal an zu beten.“
Eine gute Idee.
Lautes
Donnern
rollte über ihren
Köpfen
hinweg.
Und
schon kurz darauf folgte ein Blitz. Das Gewitter war jetzt
direkt über ihnen. Sie hatten also Grund sich zu beeilen.
Zügig folgten sie Tengol über Brücken und durch kleine,
verwinkelte Gassen. Sie schienen endlos. Bis die breite Tür
eines
Hintereingangs
schließlich
die
richtige
Adresse
aufwies. Der Nordmann warf das schwere Gepäck in den
Matsch und betätigte das silberne Eingangsglöckchen.
Hell schallte es gegen den Regen, wie ein verzweifelter,
stummer Schrei.
Aber niemand öffnete, auch nicht nach längerem Klingeln.
„ Verdammt! “, fluchte er, „s ie können uns nicht hören.“ Er wurde jetzt ungehalten und hämmerte mit der Faust
dagegen. „ Aufmachen!“ , rief er, „ wir sind hier!“
„ Was jetzt?“, knurrte Rolin, „ was sollen wir jetzt machen?“ „ Wir
müssen hier warten“, entschied Tengol, „ so ist es
vereinbart.“
„Nein!“ , empörte sich Vell, „ wir sind völlig durchnässt!“
„Gebt mir ein Messer und wir sind im Trocken“, verlangte
Willet. Doch Tengol verzog das Gesicht
„ Nicht mal einen Löffel würde ich dir geben! Ist das klar! Das
hier ist ein Gotteshaus!“
„ Wie du willst, aber ich werde mir eine Bleibe suchen, und
nehme sie mit! “
Der Nordmann war sprachlos und starrte ihn an. Doch
schon im nächsten packte er Willet und stieß ihn gegen die
Tür.
„ Du tust was ich dir sage! Hast du kapiert!“
Sein Gesicht war rot. Mit beiden Händen presste er ihn
gegen das Holz und drückte ihm die Kehle zusammen.
Willet keuchte. Doch schon im nächsten Moment wand er
sich aus der Umklammerung und stieß sich frei.
In
seinen
Augen
glänzte Zorn.
Seine Hände
waren
zu
Fäusten geballt. Vell hatte diesen Ausdruck schon einmal
gesehen, an jenem Abend vor ein paar Tagen
„ Aufhören !“, rief sie. Aber niemand gehorchte.
„ Na komm schon!“, brüllte Tengol; „ denkst du, ich
habe
Angst?“
Willets war angespannt, wie eine gemeißelte Statur. „Versuch das nie wieder“, fauchte er.
„ Schluss damit!“, brüllte der Naugrimm, „ genug jetzt.“ Mit seiner breiten Statur schob er sich dazwischen und
knurrte wie ein wütender Dachs.
Auf einmal begann es zu rumpeln. Ein Schlüssel wurde
gedreht und die dicke Tür fing an sich zu öffnen.
Heraus trat
ein
Mönch
mit
grauem Bart
und großen,
erstaunten
Weitere Kostenlose Bücher