Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Titel: Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris van Harb
Vom Netzwerk:
Verdächtige stand vor meiner Minibar und gönnte sich einen Obstler. Um fünf Uhr morgens! Noch bevor er die Gelegenheit erhielt, das Siegel erneut zu präsentieren, stürmten vier Beamte das Zimmer und warfen den Geistlichen zu Boden. Diesmal hörte ich die Handschellen zuschnappen. „Wir verhaften Sie wegen des dringenden Tatverdachtes der Leichenräuberei“, brüllte ein bärtiger Kollege. Spucke verteilte sich auf dem verdutzten Gesicht des Überwältigten. „WAS?!“
    „ Abführen!“

8:57 Uhr
    Verhöre gehören zu den Aktivitäten, die ich neben Kloputzen am wenigsten mochte. Vor allem dann, wenn sie erfolglos endeten.
    Der Pfarrer war unschuldig. Fünfundvierzig Minuten zog Hanke ihn durch den psychischen Fleischwolf. Immer wieder konfrontierte er den vermeintlichen Leichenräuber mit unumstößlichen Fakten.
    Die Kleidung im Müll!
    Das geheime Klamottenzimmer im Keller!
    Die menschengroße Kiste im Auto.
    Brauchbare Spuren gab es zwar keine, was Hanke aber nicht davon abhielt, sein Gegenüber weiter in die Enge zu treiben. „Sie wollen mir also wirklich weiß machen, dass Sie Ihre Hände in Unschuld baden was das Verschwinden der Katzenfrau angeht? ABER WIE ERKLÄREN SIE MIR DANN DIE DAMENKLEIDUNG?“ Hankes verschwitzter Kopf nahm die Farbe einer überreifen Tomate kurz vom Platzen, an. Im Gegensatz zu unseren amerikanischen Fernsehkollegen vermieden wir nonverbale Auseinandersetzungen. Aus diesem Grund zog ich ihn vom Verdächtigen fort.
    „ Herr Pfarrer“, übernahm ich die Initiative mit samtweicher Stimme. „Woher kommen die Frauensachen?“ Er schwieg. „Sie stehen im dringenden Tatverdacht, ein Leichenräuber zu sein. Und wir müssen davon ausgehen, dass es eine Verbindung zu Tinas Mord gibt.“ Simsalabim. Der Stumme erlernte das Reden. „Um Gottes Willen Frau Reifh, ich habe niemanden umgebracht! Oder ausgegraben!“
    „ Dann sagen Sie mir, was ich wissen möchte.“ Sich auf dem ungemütlichen Holzstuhl zurücklehnend, wanderten die Augen des Pfarrers über die beige Raufasertapete. Er suchte nach einer Erklärung, die wir schluckten und ihn entlastete. Vergeblich. „Was ich jetzt sage, darf niemals an die Öffentlichkeit geraten. Versprechen Sie mir das?“ Nein. Allerdings räumte ich ein, für unsere Ermittlungen irrelevant Informationen, unter den Tisch zu fegen. Die Zusage reichte ihm.
    Vor geraumer Zeit entdeckte der Diener Gottes seine weibliche Seite. Anfänglich lebte er sie heimlich aus. Aber der Wunsch, auch in der Öffentlichkeit als Frau aufzutreten, wuchs. Das Sweetest Chilichi, ein Travesti-Theater in Neustadt, bot ihm die Möglichkeit dazu. Drei Abende die Woche verzauberte er als Lola die Göttliche das Publikum. Darum auch sein beeindruckendes Klamottenlager im Keller, das er bewusst in einem geheimen Raum unterbrachte.
    „ Und die Kiste im Auto“, hakte ich nach. Mein Erstaunen so gut es ging kaschierend.
    „ In ihr befand sich eine Schaufensterpuppe. Für meine Garderobe im Sweetest Chilichi .“
    „ Und das Entsorgen der Tüte?“
    „ Altkleider. Für den Container zu verbraucht und für den privaten Hausmüll zu persönlich.“
    Aus dem vermuteten Leichenräuber wurde ein schillernder Travestie-Star. Was die spätere Alibiüberprüfung bestätigte. Zum Abschied steckte er mir einen Flyer zu. Darauf drei beeindruckend hübsche Frauen in hautengen Kleidern und dem Hinweis, dass das Sweetest Chilichi nächste Woche Premiere feierte. Unglaublich aber Fakt: Als Mann war der Pfarrer eine unscheinbare und langweilige Erscheinung. Als Frau, raubte er sogar mir den Atem. Neidisch wanderte mein Blick über seine meterlangen Beine und die gut proportionierten Rundungen.
    „ Wenn Sie möchten?“
    Von mir aus gerne. Aber falls die Ermittlungen weiterhin so zäh und peinlich vor sich hindümpelten, saß ich nächste Woche ohne Job und damit auch ohne Geld auf der Straße. Ich versprach, es mir zu überlegen und begleitete den Pfarrer zum Ausgang. Nullnummer beendet. Weiter im Text.

10:49 Uhr
    Es gibt Tage die zeichnen sich dadurch aus, beschissen zu sein. Definitiv gehörte dieser dazu. Nach der Pleite mit dem Gottesdiener ging ich zu den Kollegen in den Besprechungsraum. Doktor Ronker sah uns mit fiebrigem Blick an. In ihm brodelte es. „Herrschaften, zwei Neuigkeiten, die Sie interessieren dürften: Das Auge von gestern passt nicht zu Tina Müller.“
    Für mich eine subjektive Einschätzung. Ich fand, dass die grüne Iris sehr wohl mit ihrem blonden Haar

Weitere Kostenlose Bücher