Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)
harmonisierte. Zumindest zu Lebzeiten.
„ Ich meine die DNA, Frau Reifh“, maßregelte der Pathologe mich. „Es weist keine identischen Merkmale mit der Toten auf.“
„ Gehört das Auge der geklauten Katzenfrau?“, fragte Hanke, während er eine Tasse Kaffee einschenkte, um darin seinen Schokoriegel zu versenken.
„ Nein. Zu frisch.“
„ Also gibt es noch eine Leiche? Oder ist es möglich, mit herausgerissenem Sehorgan weiterzuleben?“
„ Als Mensch... Nein“, witzelte Ronker.
„ Dann läuft ein Serienmörder in Schnorkheim rum. Verdammt! Aber weshalb diese bestialische Vorgehensweise?“
Geier ergriff das Wort. „Serientäter neigen dazu, Souvenirs vom Tatort mitzunehmen. Was den Kehlkopf betrifft, tappe ich noch im Dunkeln, aber für die Augen gibt es plausible Erklärungen.“ Vor ihm lagen mehrere Aktenordner, die er hektisch durchsuchte. Aus dem untersten zog er einen Stapel Papiere. „Es gibt Kulturen, in denen das Sehorgan als heilige Gabe des Verstorbenen betrachtet wird. Man glaubt, dass das, was es sah, sich noch immer in ihm befindet. Damit sein visuelles Wissen erhalten bleibt, verspeist man die Augen in groß angelegten Zeremonien.“
„ Also ein Serienmörder, Kultfreak UND Kannibale?“ Hanke explodierte. Wutentbrannt knallte er die Tasse auf den Tisch. Ein krümeliger Mix aus Kaffee und Schokolade ergoss sich über seinen Laptop. Leise zischend verabschiedete er sich. Der Computer. Nicht der werte Kollege. Leider.
„ Scheiße! Und Sie Ronker, was ist Ihre zweite Nachricht?“
Im Besprechungsraum herrschte eine erdrückende Hitze. Bei offenen Fenstern, vor denen sich die flimmernde Luft ballte, fiel es schwer, das Gehörte sachlich zu verarbeiten. Gespannt beobachteten wir den Leichendoktor, der bei Hankes Wutausbruch zusammenzuckte.
„ Nun, es gibt eine Übereinstimmung mit dem Speichel, den wir ins Tinas Wunden fanden.“
„ Sie arroganter Neonlichtzombie lassen uns hier reden, während Sie bereits wissen, wer die Mörderin ist? Her mit dem Namen!“ Das Sympathiekonto meines Kollegen verzeichnete erste Punkte. Er sprach aus, was wir alle dachten, uns aber niemals trauten laut zu sagen. Ronkers Gesichtszüge drohten zu entgleisen.
„ Es ist die DNA der Katzenfrau. Zu Übungszwecken beauftragte ich unseren Auszubildenden eine Genanalyse der Haare im Sarg vorzunehmen. So landeten wir, durch Zufall, einen Volltreffer denn die Auswertung ist identisch mit der des Speichels an Tinas Verletzungen.“ Triumph lag im Blick des Leichenknackers.
„ Wie ist das möglich?“
„ Sagen SIE es mir? Oder soll ich Ihren Job auch noch übernehmen?“ Touché.
„ Sparen Sie sich Ihre Arroganz Herr Doktor Ronker! Das Erbgut einer seit Tagen toten Person kann nicht in der Wunde einer erst danach Ermordeten zu finden sein. Bekommen Sie ihren Drecksladen in den Griff und führen SIE einen zweiten Test durch!“
Die Stimmung mehr als im Arsch verteilte Hanke die Aufgaben für den heutigen Tag. Angefangen mit dem Verhängen einer Schnorkheimer-Ausgangssperre ab Einbruch der Dunkelheit. Dazu erhöhte er die Polizeipatrouillen vor Ort. „Wir müssen davon ausgehen, es mit einer perversen, geisteskranken Serienmörderin zu tun zu haben. Liefern Sie mir Fakten! Schnappen wir uns dieses Schwein! Und finden sie die Leiche der Katzenfrau!“ Danach verzog er sich schnaufend in den Raucherraum. In Anbetracht der Tatsachen überlegte ich, ebenfalls eine zu qualmen. Aber warum sich eine neue Sucht zulegen, auf die man bisher problemlos verzichtete. Statt dessen holte ich mir noch einen Kaffee aus dem Automaten und ging zum Corsa. Der straff gesetzte Zeitplan sah als Erstes einen weiteren Besuch bei Bianca vor. Noch fehlte die Speichelprobe, welche klärte, ob die Frau des Milchbauern als Mörderin in Frage kam. Normal kümmerten Kollegen sich darum. Heute sollte ich es erledigen.
11:51 Uhr
Tötungsdelikte gehörten zum Neustädter Polizeialltag. Rivalisierende Banden, eifersüchtige Ehemänner, Zauberer, die ihre magischen Fähigkeiten überschätzten und ihrer Partnerin per Guillotine den Kopf abtrennten. Wobei letzteres Beispiel die Ausnahme bildete. Wir waren, trotz persönlicher Differenzen, ein eingespieltes Team. Allerdings hatten wir es bisher mit keinem Serienmörder zu tun, der seine Opfer auf derart bestialische Weise umbrachte.
Beim Passieren des Schnorkheimer Ortsschildes überkam mich ein eisiger Schauer. Der Gedanke daran, dass ich gestern nur wenige Schritte vor der Bestie
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