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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Zwischenzeit schon mal die Sachen hier zum Mikroskop rüberbringen.»
    Toppe war dankbar. Den Anblick, wenn die Kopfhaut über das Gesicht geklappt wurde, fand er immer noch unerträglich. Er ließ sich Zeit bei seinem Weg durch das Labor.
    «Ein Globusbruch», rief Bonhoeffer. «Sieh hin: Die Bruchlinien verlaufen radiär, vom Zentrum, das heißt meridional und zirkulär periphär, also äquatorial.»
    Toppe warf einen raschen Blick auf den Schädel. «Globus, der Begriff leuchtet ein. Und was bedeutet das?»
    «Stumpfe Gewalteinwirkung.»
    «Vielleicht ist er beim Aufprall mit dem Kopf gegen den Holm des Frontfensters geschlagen», überlegte Toppe.
    «Tja, gleich wissen wir hoffentlich mehr. Gib mir mal die Säge dort. Wir müssen die Kalotte öffnen.»
    «Du musst, ich hole uns in der Zwischenzeit einen Calvados aus deinem Büro.»
    Bonhoeffer lächelte. «Gern.»
    Toppe ging durch den funzelig beleuchteten Keller zu Bonhoeffers Kammer am Ende des Ganges. Bis auf das Brummen der Heizungsrohre und das feine Sirren der Knochensäge war es still. Kein besonders anheimelnder Ort, nicht einmal tagsüber. Er fand eine fast volle Calvadosflasche am gewohnten Platz im Schreibtisch, nahm zwei Wassergläser vom Bord und machte sich auf den Rückweg. Erst als die Säge verstummt war, öffnete er die Tür. «Bist du soweit?»
    Aber Bonhoeffer ließ sich nicht stören. Er hatte das Hirn des Toten auf die Waage gelegt, schrieb etwas auf, dann brachte er das Organ zu der kleinen Ablage am Sektionstisch und nahm eine Sonde zur Hand. «Wie ich’s mir gedacht habe: Coup-Mechanismus bei fixiertem Kopf», brummelte er. Dann sah er auf. «Der Mann ist nicht auf den Kopf gestürzt oder irgendwo aufgeprallt, er hat einen heftigen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand bekommen.»
    «Scheiße», sagte Toppe aus tiefstem Herzen.
    «Komm her», meinte Bonhoeffer, «ich erkläre es dir. Die Hirnblutung befindet sich direkt unter der Fraktur, Coup-Mechanismus nennt man das. Typisch für einen Schlag. Bei einem Sturz hingegen kommt es zu einem Contrecoup-Mechanismus, das heißt, die Blutung entsteht an der Seite des Gehirns, die der Fraktur gegenüberliegt.»
    Toppe erinnerte sich: «Du hast gesagt, bei fixiertem Kopf. Bedeutet das, man hat ihn festgehalten?»
    «Nein, nein, dazu reicht die ganz normale Halsmuskulatur, wenn man steht oder sitzt und bei Bewusstsein ist.»
    «Du willst also sagen, er ist erschlagen worden?»
    «Sieht ganz so aus. Und eine Schädelbasisfraktur hat er auch nicht. Das blaue Auge stammt also …»
    «Schon klar, eine Schlägerei. Und die Verletzungen sind frisch?»
    «Absolut.»
    «Scheiße», sagte Toppe noch einmal nachdrücklich.
    Bonhoeffer zog die Handschuhe aus. «Was ist denn los? Keine Lust auf Arbeit?»
    «Weißt du, wer das ist?», gab Toppe düster zurück.
    «Sicher, steht doch dran.»
    «Dann kannst du dir ja vielleicht vorstellen, was auf uns zukommt.»
    «Gieß uns was ein», entgegnete Bonhoeffer nur.
    Toppe reichte ihm sein Glas. «Was ist mit den Bisswunden an der Hand?»
    «Hab ich gesichert.» Bonhoeffer nahm einen kleinen Schluck und schloss genüsslich die Augen. «Was willst du wissen? Es handelt sich um die Zahnabdrücke eines erwachsenen Menschen, so viel ist klar.»
    «Kann es sein, dass er sich selbst in die Hand gebissen hat?»
    «Mit absoluter Gewissheit kann ich dir das erst morgen sagen, wenn ich unserem Freund hier den Gebissabdruck genommen habe, aber nein, ich glaube es eigentlich nicht.» Er nahm die linke Hand des Toten hoch. «Die Zahnabdrücke auf den Handknochen an der Außenseite stammen von einem Unterkiefer, die auf den Fingerknochen vom Oberkiefer. Versuch mal, dir selbst auf diese Art in die Hand zu beißen.»
    Toppe probierte es. «Es geht, aber man muss sich dabei ganz schön verrenken.»
    «Eben, und das erscheint mir unwahrscheinlich. Wann würde man sich, wenn überhaupt, in die Hand beißen? Aus Angst, Wut, Panik. Da würde man aber so zubeißen, oder so.» Er demonstrierte ein paar Möglichkeiten. «Ich habe auf alle Fälle Speichel aus der Biss-Spur gesichert, falls ihr irgendwann eine DNA-Probe braucht, und die anderen Routinegeschichten habe ich auch gemacht, Fotos, Abdrücke durchgezeichnet, du weißt schon.»
    «Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich bin, aber eine Biss-Spur ist mir bisher auch noch nicht untergekommen.» Toppe schaute auf seine Schuhspitzen und überlegte. «Wenn ihn also ein anderer gebissen hat, dann muss Geldek sich gegen seinen Angreifer zur

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