Aurum & Argentum (German Edition)
und auf wundersame Weise war er sogar erwärmt. Flux staunte, so zaubern wollte er auch einmal! Seinen Kumpel Reinecke berührte das wenig.
„ Wo ist denn unser Mentor? Ist der alte Kater noch nicht zurück?“ Ohne die Antwort abzuwarten, wetzte der Enfield hinaus und sogleich hörten sie ihn vor Schreck aufheulen. Calep und Flux stürzten hinterher und Leon verbrühte sich an seinem Tee. Mit Verspätung trat auch er aus der Höhle. In wenigen Metern Entfernung war der Mantichora zu sehen, der herangeschlichen kam. Reinecke sprang aufgeregt um ihn herum und bestürmte ihn mit Fragen. Diese waren auch durchaus angebracht, denn der alte Raubkater sah furchtbar aus. Überall klafften Wunden in seinen Löwenflanken, die Haut seines rechten Fledermausflügels war eingerissen, die andere wies mehrere Löcher auf. Ein tiefer Schnitt führte über sein Gesicht und das Ende seines Skorpionschweifes mit den Giftstacheln fehlte.
Ächzend ließ sich der Mantichora auf den Höhlenboden fallen. „Entweder“, keuchte er, „sind die Dämonen hier stärker oder ich bin letztendlich zu alt.“
Reinecke fing an zu winseln und Flux flösste dem Beschützer schnell Morganas Stärkungstank ein. Vorsichtig verarzteten dann alle zusammen die Wunden des Dämonenjägers mit der Heilsalbe. Der Mantichora dankte ihnen mit schwacher Stimme und Calep schob ihm eine Schale mit Sahne hin. Der Löwenmann nahm diese Stärkung gerne an.
„ Ein altes Hausmittel meiner Mutter“, erklärte Calep, „sie sagt immer, dass Sahne gut tut, wenn sie einen auch nicht gesund macht, so bekommt man durch sie doch wenigstens etwas auf die Rippen.“
Das ausgezehrte Raubtier hatte es auch nötig, so schenkte Calep ihm bereitwillig aus dem Wunderschlauch nach.
„ Nun musst du aber alles erzählen!“, Reinecke war nach wie vor außer sich.
Der alte Mantichora keuchte leise. „Ich denke, ihr kennt das Sprichwort, dass es immer noch ein größeres Ungeheuer gibt. Heute Nacht bin ich ihm begegnet. Einem wahnsinnig starken Dämon und seinen Spießgesellen. Ich habe versucht, die Welt von ihnen zu erleichtern, doch ich habe es nicht vermocht. Nur knapp bin ich selbst mit dem Leben davon gekommen. In Zukunft muss ich mich wohl auf die Jagd von kleineren Tieren beschränken.“ Geknickt ließ er den Kopf hängen. Reinecke war fassungslos. Den Alten, der inzwischen zu seinem Idol geworden war, so zu sehen, brach ihm fast das junge Herz.
„ Ich werde den Dämon in der Luft zerreißen!“, schwor sich der Enfield.
Der Mantichora hustete: „Nun mal langsam, Jungchen. Diese Dämonen sind noch eine Nummer zu groß für dich.“
Reinecke fing an zu winseln und ließ die Ohren hängen.
„ Er wird schon wieder“, flüsterte Calep ihm zu und er sollte Recht behalten. Der erfahrene Jäger hielt beharrlich am Leben fest, er hatte in der Vergangenheit schon einige schwere Verwundungen überstanden und mit Morganas Heilmagie ging es ihm noch an diesem Vormittag schon wesentlich besser. Reinecke wachte neben ihm, als er einschlief, und die anderen beschlossen auch zu bleiben. Das waren sie dem alten Knaben schuldig.
Ein Schrei in höchsten Tönen durchschnitt gegen Mittag die anhaltende Stille. Calep hatte sich kurz zuvor auf die Suche nach neuen Vorräten gemacht. Leon, der eingenickt war, schreckte zusammen. Erneut war das Schreien zu hören.
„ Klingt wie ein Kind!“, der Kentaur lief hinaus und die anderem folgten ihm. Nicht einmal der Verletzte konnte noch liegen bleiben, er musste sehen, was da vor sich ging.
„ Dort!“, Flux hatte es zuerst gesehen. Ein großes Tier rannte dicht an der Höhle vorbei, im Maul trug es ein Bündel, das zappelte und schrie.
Der Mantichora schluckte: „Ein Heuler und was für ein Biest.“
Der große, unheimliche Hund mit den gelben Augen, die wie Kohlen glühten, hatte es wohl sehr eilig, seine Beute fortzubringen.
„ Wir müssen ihn stoppen!“, Reinecke, der endlich beweisen wollte, was in ihm steckte, stürzte ohne nachzudenken los.
„ Nicht!“, keuchte der Mantichora, doch der Kleine hörte nicht auf ihn. Wieder schrie das Kind wie am Spieß. Leon zögerte, doch schließlich konnte er nicht länger tatenlos zusehen, er eilte los und weil er noch immer leicht übermüdet war, kam er nicht weit und stolperte über seine eigenen Hufe. Für ihn war die wilde Jagd zu Ende, dafür schoss ein Pfeil dicht an ihm vorbei. Flux drückte sich selbst die Daumen und tatsächlich, dieses Mal traf er auch. Das blaue
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