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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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tiefe Stimme aus dem Drachenmaul. „Ich habe es verstanden!“ Der alte Miesepeter rümpfte die Schnauze. „Darf ich mich jetzt entschuldigen oder willst du mir noch stundenlang meine Fehler vorhalten?“
    „ Sehr gerne würde ich das“, krächzte die Stimme, „aber für den Anfang soll es gut sein!“
    Trippelnde Schritte waren zu hören, aus einem Schatten trat eine Gestalt hervor. Die Augen des Bes weiteten sich, denn dies war kein Engel, sondern ein Vogel.
    „ Eine Taube?“, staunte Calep Bauklötze, doch Flux verneinte dies energisch: „Das ist eine Krähe, das sieht man doch!“
    Das Geflügel legte den Kopf schief. „Ganz Recht, mein Jungchen. Ich bin Liselotte, eine Ga-gaah.“ Man hörte ihr an, dass sie stolz darauf war, schließlich wurden diese großen weisen Krähen im ganzen Land geachtet.
    Mit ein paar Sprüngen hüpfte sie einmal um Leon herum und begutachtete ihn ganz genau. Ihr entging kein Kratzer und auch nicht die kleinste Wunde, die er sich beim Aufstieg oder dem Beinaheabsturz zugezogen hatte. Sie runzelte die Stirn und warf dem großen Drachen einen vernichtenden Blick zu. „Du Untier!“, tadelte sie ihn. „Beinahe wäre dieser Knirps ums Leben gekommen! Armer Bub!“
    Calep reagierte auf diese Verniedlichung mit schallendem Gelächter, während Flux matt anmerkte: „Der Knabe ist schon siebzehn Jahre alt …“
    Sofort wandte sich die Krähe ihm zu. „Ach, papperlapapp!“, schnatterte sie. „Siebzehn? Das ist doch gar nichts! Ich bin dreihundertfünfundsiebzig, das ist alt, du Hosenmatz.“
    Calep krümmte sich vor Lachen, Flux wurde knallrot im Gesicht und der Medizinmann rang die Hände. So hatte er sich seinen himmlischen Boten nicht vorgestellt.
    „ Jetzt kannst du dich rechtfertigen“, wandte sich die Krähe wieder an den Schuldigen des ganzen Desasters, „wird’s bald?“
    Reumütig ließ der alte Drache den Kopf hängen, was folgte, war eine endlos lange und sich oft wiederholende Entschuldigungsrede. Um die Sache zu verkürzen, im Großen und Ganzen schob er die Schuld an allem auf die Bes. Sie hatten viele Bäume gerodet, um nach Edelsteinen zu buddeln, und damit beinahe alle Tiere vertrieben, die auf dem Berg gelebt hatten. Außerdem war der Drache nicht mehr der Jüngste, er konnte nicht mehr allzu weit fliegen, daher hatte er sich am Nutzvieh der Bes vergriffen. Das tat ihm nun leid, war für ihn aber immer noch kein Grund dafür, dass ihn die Zwerge derart hassten, so dass sie eines Tages in seiner Abwesenheit seine Höhle geplündert hatten. Sie hatten seinen Drachenschatz gestohlen und ihn damit provoziert.
    Das sah der Häuptling natürlich anders, nach all den Überfällen auf seinen Stamm, der Dezimierung ihrer Nutztiere und dem Versiegen der Diamantenader war ihm gar nichts anderes mehr übrig geblieben. Viel hatten sie jedoch nicht mit den Edelsteinen und dem Gold anfangen können, die letzten Eindringlinge hatten den Drachenschatz wiederum von ihnen gestohlen. Der große Graue war entsetzt, nun befanden sich seine Schätze also in den schmutzigen Griffeln von Kobolden, Orks und Ogern! Das machte den Teufel des Gipfels rasend vor Wut, Funken stoben aus seinen Nüstern. „Wenn ich die erwische …“
    Doch Liselotte holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück: „Dann werden sie dich erwischen und zu einem Festtagsbraten zweckentfremden! Du bist nicht mehr zweihundertvierzig Jahre alt. Vor einem halben Jahrhundert hättest du es vielleicht noch mit ihnen aufgenommen, aber heute nicht mehr, es sind zu viele und überhaupt, wozu brauchst du den ganzen Plunder?“
    Wütend verengte der Drache die Augen, das wusste seine alte Freundin schließlich ganz genau. Er setzte sich auf und tippte sich an den Bauch. Dieser war weich und verletzlich, die „Achillesferse“ aller großen Drachen des Westens. Das war hierzulande jedem Möchtegerndrachentöter bekannt und die meisten Kinder wussten es auch. Nicht umsonst horteten diese Drachen Schätze, sie taten es, um ihre Schwachstelle damit zu schützen. Mit ihrer klebrigen Spucke befestigten sie dort Diamanten und Edelsteine. Die Spucke des großen Grauen war längst nicht mehr so klebrig wie früher, daher waren die Steine immer wieder abgefallen. Seit dem dreisten Diebstahl hatte er nichts mehr, womit er sich schützen konnte.
    „ Schnickschnack“, krächzte Liselotte, „es ist eine Ewigkeit her, dass sich ein Drachentöter in deine Nähe gewagt hat. Wenn man es genauer betrachtet, ist es ein Wunder, dass

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