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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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enttäuscht. Er hatte auch schon von den blutrünstigen Shadhahvar gehört und es nie für möglich gehalten, dass sie so weinerlich sein konnten.
    „ Gehen wir“, damit war die Angelegenheit für Flux erledigt.
    Voller Entsetzen starrte ihn das Raubtier an. „Und was wird aus mir? Ihr lasst mich meiner Würde beraubt so einfach zurück? Soll ich denn des Hungertodes sterben?“
    „ Geh auf die Jagd“, riet Calep ihm. „Und diesmal ohne miese Tricks.“
    Fast schon theatralisch verdrehte das Tier die Augen. „Das überlebe ich nicht! Wisst ihr denn überhaupt, wie anstrengend das Jagen ist?“
    „ Dann spezialisiere dich doch auf Schnecken oder werde Vegetarier“, versuchte Leon es im Guten.
    „ Ist er nicht putzig?“, völlig hingerissen sah das Einhorn zu ihm auf. „Am liebsten würde ich ihn erst küssen und dann fressen. Warum muss dieser Kentaur nur so verdammt gut aussehen? Zwar hat er nur einen Verstand wie eine Wachtel – aber was kümmert es mich?“
    „ Gehen wir endlich“, drängte Flux, dem das Süßholzgeraspel nicht ganz geheuer war, doch in diesem Zustand hätte das Tier nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun können.
    „ Können wir es wirklich so zurücklassen?“, Leon war wieder einmal viel zu großherzig, sein kleiner Bruder fasste ihn an der Hand und zog ihn mit sich fort: „Wir können!“
    Ächzend ließ das Shadhahvar den Kopf zu Boden sinken, als sie entschwanden.
    „ Ich sterbe! Ich sterbe!“, bemitleidete es sich selbst, doch sein Jammern war auch noch Minuten später deutlich zu vernehmen.
     
    „ Was einen nicht umbringt, macht uns stärker“, ließ Calep verlauten, „das hat schon meine Großmutter immer gesagt.“
    Sein großer Kumpel wusste genau, dass sein Einfühlungsvermögen übertrieben war, doch was sollte er tun? So war er nun einmal.
    Das Wehgeschrei wurde mit zunehmender Entfernung leiser, bis es schließlich nicht mehr zu hören war. „Endlich“, Calep war sehr erleichtert, „das ging mir langsam auf den Geist.“ Er sah seine Mitstreiter fragend an. „War das eigentlich ein Kerl, der sich wie ein Mädchen benommen hat? Oder doch nur eine verwöhnte Schnepfe?“
    Flux zuckte nur mit den Schultern, er hatte keine Ahnung und es war ihm auch egal.
    „ Nun lasst es doch in Frieden“, fand Leon, „es hat schon Strafe genug.“
    Die beiden anderen grinsten nur, denn eines war klar, die „himmlische“ Musik hatte dem Tier auch selbst den Verstand vernebelt.
    „ Hört auf zu lästern und genießt lieber die Aussicht“, brummte Leon, dem die Schamesröte ein wenig ins Gesicht gestiegen war. Schließlich war es das erste Mal gewesen, dass man ihn derart kess anbaggerte. Flux gluckste leise vor sich hin und Calep fiel mit ein.
    Der Wald hatte sich unterdessen gelichtet und sie standen nun auf einer kleinen Anhöhe, von der man hinab blicken konnte auf ein weites Land, das mit Farn bewachsen war. Zwischen dem Grün ragten einige Felsen heraus, als hätte sie ein gigantischer Riese wahllos verteilt. In einiger Entfernung konnte man eine stattliche Anzahl von gewaltigen Steinbrocken ausmachen, zwischen denen sich eine dunkle Schlucht zog. Der kleine Flux reckte sich den Hals aus, konnte aber lange nicht so viel erschauen, wie er gern wollte, doch eh er sich’s versah, hatte Leon ihn schon auf seine Schultern gehoben. Von dieser Höhe aus erkannte er viel mehr, auch einen entlegenen See mit kleinem Wasserfall. Am Horizont verlief eine Gebirgskette und die Sonne schien prächtig vom blauen Himmel herab.
    „ Noch höher!“, verlangte Flux, der offenes Land und vor allem die Weite des Himmels liebte. Sein Bruder tat ihm den Gefallen, er bäumte sich auf und stützte sich mit den Vorderhufen an einem abgestorbenen Baum ab. Der junge Elf genoss sichtlich den Höhenrausch, er breitete die Arme aus und ließ sich den Frühlingswind um die Nase wehen. „Nur fliegen könnte noch schöner sein!“
     
    „ Nun komm mal wieder auf den Teppich“, Calep schwebte bereits neben ihnen, auf seinem gesattelten Besen. „Wenn du willst, kannst du ein Stück bei mir mitfliegen.“
    Dieses Angebot kam so überraschend, das Flux es erst gar nicht glauben wollte. In den Himmel hinauf zu fliegen, das war schon immer sein Traum. Leon, der die Verantwortung für ihn trug, wusste davon und ließ ihn nicht lange betteln.
    „ Aber du musst dich gut festhalten“, warnte Calep und zauberte mit einigem Tamtam einen zweiten Sattel auf seinen Besen. Flux gehorchte ohne Widerworte

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