Aurum & Argentum (German Edition)
erklärte sie, „ich habe sie bereits gefüllt. Mit Decken, Schlafsäcken, Eratzkleidung, einem Zelt und einem magisch verkleinerten Topf. Bringt ihr diesen in die Nähe eines Feuers, wird er seine normale Größe annehmen. Wenn er leer ist und erkaltet, wird er sich wieder verkleinern.“ Sie öffnete die rechte Packtasche und zeigte den winzigen Kochtopf. Flux musste leise kichern und Leon fasste sich an den Kopf.
„ Ich hoffe, ich habe an alles gedacht“, murmelte Morgana, verstaute das Töpfchen wieder und öffnete dann die andere Tasche. Sie entnahm ihr erst einen Sack und dann einen Wasserschlauch. „Das ist der Vorratsbeutel, den ich schon für euch gefüllt habe. In ihm kann keine Speise verderben, doch es wäre ratsam, ihn hin und wieder mit neuen Speisen aufzufüllen. Er ist ähnlich veranlagt wie der Breitopf aus dem Märchen und sorgt selbständig für Nachschub, wenn ihm etwas entnommen wurde. Das Problem ist nur, dass er immer nur dasselbe produzieren kann. Fürs Erste habe ich ihn mit Brot, Käse, Zwetschgen und Birnen gefüllt. Doch davon allein kann man natürlich nicht leben. Wenn ihr etwas anderes essen wollt, dann müsst ihr es zunächst hinein geben, hernach wird es euch in unendlichen Mengen zur Verfügung stehen.“
Leon seufzte resigniert, die Magie hatte er noch nie verstanden. Wie konnte das alles nur in diese relativ kleinen Taschen und Beutel passen?
„ Hexerei ist das, was knallt und stinkt, Magie ist das, was nie gelingt“, sagte Flux einen seiner vielen Lieblingssprüche auf.
Morgana räusperte sich. „Ich hoffe doch sehr, dass mein Zauber auch hält, was er verspricht.“ Sie gab den Vorratsbeutel zurück in die Satteltasche und wandte sich dem Wasserschlauch zu. „Natürlich ist auch er verzaubert“, bemerkte sie am Rande, „und ohne mich zu loben, habe ich mich bei ihm wohl selbst übertroffen. Er enthält magisches Wasser und ist wie eine Quelle, die niemals versiegt. So lange euch dieser Schlauch nicht abhanden kommt, werdet ihr keinen Durst leiden.“
Flux machte ein langes Gesicht, fades Wasser war nicht unbedingt sein Lieblingsgetränk. Viel lieber war ihm da die selbst gemachte Limonade seiner Mutter.
Die höchste aller Herrscherinnen zwinkerte ihm zu. „Ich weiß doch, dass Wasser auf die Dauer langweilig ist, vor allem für Kinder. Daher habe ich mir auch etwas Raffiniertes ausgedacht. Dieses magische Wasser kann sich in jedes beliebige Getränk verwandeln, ihr müsst es euch nur wünschen.“
„ Unglaublich“, staunte Flux und Morgana schien zufrieden zu sein.
„ Ja, dieses magische Wasser könnte sich sogar in Wein verwandeln, aber brave Jungs betrinken sich ja nicht.“ Sie hob mahnend den Zeigefinger und musste lachen, als sie die Gesichter der beiden sah. „Natürlich gibt es auch passende Trinkhörner dazu. Auch für Essschalen und Besteck habe ich gesorgt. Fällt euch noch etwas ein, was ich vergessen haben könnte?“ Doch die Brüder waren viel zu irritiert, um sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen. „Auch gut“, fand die letzte oberste Herrscherin, „das wird sich mit der Zeit schon herausstellen.“ Sie trat nun auf Flux zu und zauberte erneut ein paar Gegenstände herbei. „Dies ist für dich, lieber Flux“, sie überreichte ihm eine kleine ovale lederne Tasche, die an einem schmucken Gürtel befestigt war, „in dieser Gürteltasche befinden sich einige Säckchen mit Heilkräutern und auch eine Phiole mit einem magischen Stärkungstrank.“ Sie machte ein sehr aufmunterndes Gesicht dabei: „Das hat natürlich nichts zu bedeuten, ich gebe es euch nur aus reiner Vorsicht mit und hoffe dabei inständig, dass ihr es nie brauchen werdet.“
„ Vorsicht ist besser als Nachsicht“, erinnerte sich Flux an einen weisen Rat seiner Lehrerin.
„ So ist es“, bestätigte die Zauberin und wechselte schnell das Thema, „und diese Dinge hier sind zu eurem Schutz gedacht.“ Sie überreichte Leon eine Speerminiatur und als er sich noch wunderte, wozu diese gut sein sollte, wurde aus ihr auch schon ein handelsüblicher Speer. „So nimmt er weniger Platz weg“, kaum hatte sie das gesagt, reduzierte sich die Waffe auch schon wieder auf Spielzeuggröße. Leon befestigte sie an seinem Gürtel, während Morgana einen elfenbeinfarbenen Bogen herbeihexte. Flux nahm auch dieses Geschenk an, doch ein bisschen mulmig wurde ihm dabei schon zumute. Er trainierte schon lange mit Pfeil und Bogen, weil er einmal ein so guter Schütze werden wollte wie
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