Aurum & Argentum (German Edition)
silberfarbener Fuchs mit neun Schwänzen aus einem Gebüsch heraus und dicht an Leons Vorderbeinen vorbei. Erschrocken bäumte Leon sich auf, der Fuchs scherte sich nicht weiter um die Brüder und verschwand in einem Gestrüpp auf der anderen Seite des Weges. Langsam ließ sich Leon wieder auf alle Viere herab, sein Herz raste.
„ Nein, diese Reise ist wirklich keine gute Idee!“, schoss es ihm durch den Kopf und dabei fiel ihm auch siedend heiß Flux ein. Schnell drehte er den Kopf nach hinten. Der kleine Elf grinste nur von einem Ohr zum anderen, er hatte sich am grünen Gürtel des Kentauren festgehalten.
„ Ich bin noch da“, gab Flux bereitwillig Auskunft, „können wir jetzt weiter?“
Auch von der Ausrüstung war nichts verloren gegangen.
„ Na, das kann ja noch was werden“, seufzend setzte sich Leon wieder in Bewegung. Der Wald war sehr groß und mit der einsetzenden Dämmerung wurden die Lichtverhältnisse nicht besser. Leon versuchte, so tapfer wie möglich auszusehen, doch für seinen Bruder trug er die Angst gut sichtbar auf dem Revers.
„ Vater ist sich sicher, dass es hier keine Wertiere wie Werwölfe oder Werkatzen gibt“, versuchte Flux ihm Mut zu machen, doch das war nur ein sehr schwacher Trost, denn dafür lebten genug andere Raubtiere zwischen den breiten Baumstämmen.
Mit der Zeit wurde der Hain immer dichter und als die Sonne untergegangen war, konnte man kaum noch die Hand vor Augen sehen.
„ Wir sollten uns einen guten Rastplatz suchen“, war Flux der Meinung. Sein Bruder schluckte trocken, er wusste nicht recht, was ihm mehr Furcht einjagte, die Dunkelheit oder die Vorstellung, hier zu nächtigen.
„ Ich würde lieber weiterziehen“, flüsterte er nach reiflicher Überlegung, „ich würde gerne die ganze Nacht hindurch laufen und du kannst ja auf meinem Rücken schlafen.“ Doch damit war der kleine Elf nicht einverstanden.
„ Kommt nicht in die Tüte“, er ließ den Blick schweifen und entdeckte bald eine kleine Lichtung, „das ist doch ein guter Platz!“ Sein Bruder widersprach erst gar nicht, sondern eilte zur Lichtung und ließ sich dort im Gras nieder. Flux stieg von dem Pferderücken und ihm entging auch nicht, dass sie beobachtet wurden. Ganz in der Nähe stand eine kleine Familie von Waldeseln. Die Elterntiere stellten wachsam die Ohren auf und ihr einziges Jungtier sah neugierig zu den Besuchern.
„ Das sind doch harmlose Pflanzenfresser, oder?“, Leon war sich da nicht so sicher.
„ Total harmlos“, versicherte ihm Flux. Die kleine Familie ahnte wohl, dass die Jungs ihnen nichts Böses wollten, denn sie grasten friedlich weiter und Flux bestaunte ihre Hörner. Ein längeres trugen sie genau über den Nasenlöchern, ein etwas Kürzeres zwischen den Augen. Sie hatten Pfoten ähnliche Füße mit drei Zehen, damit konnten sie auch auf morastigem Boden Halt finden.
„ Also ich habe jetzt Hunger“, verkündete Flux und bediente sich sogleich aus dem Vorratsbeutel. Leon schielte argwöhnisch zu den Waldeseln hinüber, während er das restliche Gepäck ablud.
„ Ich werde Wache halten, die ganze Nacht“, schlug er vor, „ich bekomme hier ja sowieso kein Auge zu.“
Der kleine Flux erinnerte sich noch sehr gut daran, wie der besserwisserische Dunkelelf beim letzten Erntedankfest allen eine schaurige Spukgeschichte erzählte. Leon hatte in der folgenden Nacht keine Minute lang geschlafen und war am nächsten Tag zu nichts zu gebrauchen gewesen. Der junge Elf entschloss sich, zu einem kleinen Trick zu greifen. Heimlich kramte er in seiner „Arznei-Gürteltasche“ und fand auch bald das richtige Kraut. Auf dem Säckchen stand geschrieben, dass es gegen Schlaflosigkeit half.
„ Wer nicht wagt, gewinnt nicht“, sagte sich Flux und zog ein Kraut aus dem Beutel hervor, das aussah wie ein azurblauer Rosmarinzweig. Blitzschnell versteckte er es zwischen einem Stück Käse und einer Scheibe Brot. Sein Bruder kramte derweil zwei Decken und einen Schlafsack aus der rechten Packtasche. „Hier, bitte“, Flux reichte seinem großen Bruder die manipulierte Käsestulle, während er selbst herzhaft in eine Zwetschge biss. Wieder hob das Waldeselfohlen neugierig den Kopf.
„ Schmeckt gut“, lobte Leon den Küchenchef. Flux beobachtete ihn neugierig. Kaum hatte der Kentaur aufgegessen, gähnte er auch schon.
„ Es funktioniert!“, freute sich Flux, just in diesem Moment kippte sein Bruder auch schon zur Seite wie ein nasser Reissack. Der kleine Elf
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