Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers
Grube zu nehmen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, was man im Grab damit macht, wässert man die Radieschen, die man von unten betrachtet?
Ich nehme eher an, es ist eine Vorbereitung auf das Jüngste Gericht. Das kündigt sich ja durch Trompeten an. Die Trompeten rufen zum Jüngsten Gericht, und die Toten üben schon mal auf Gießkannen, die verrotten nicht so schnell wie echte Trompeten. Das wird ein beeindruckendes Schauspiel, wenn das Ende der Welt dereinst bevorsteht und die Toten aus den Gräbern kommen, um auf grünen, blauen und gelben Plastikgießkannen zum Jüngsten Gericht zu blasen. Das klingt auch viel apokalyptischer als wenn sie Trompete spielen würden. Es kann aber wahrscheinlich erst zur Apokalypse geblasen werden, wenn die Toten eine bestimmte Anzahl von Gießkannen unter die Erde gebracht haben.
Und deshalb ist es wichtig, dass wir die Gießkannen auf dem Friedhof gut anketten.
Nachtrag : Die ganze Angelegenheit gestaltet sich übrigens noch viel komplizierter, wenn nicht grauenvoller. Als ich den Friedhof ein weiteres Mal inspizieren wollte, war er geschlossen und am Tor hing eine Mitteilung der Friedhofsverwaltung: »Leider werden immer wieder Gießkannen und andere Gegenstände hinter den Grabmalen gelagert, obwohl zu diesem Zweck Gießkannenständer an den Zapfstellen bereit stehen. Bedauerlicherweise kommt es deswegen zu teilweise schweren Verletzungen unserer Friedhofsmitarbeiter…«
Schlimm! Die Toten legen die Gießkannen also mit Absicht hinter die Grabmale, in der Hoffnung, dass Friedhofsmitarbeiter dadurch zu Tode kommen und das apokalyptische Blasorchester verstärken.
Moa
Schon seit meiner Kindheit fasziniert mich der Moa, ein riesiger, flugunfähiger Vogel, der auf Neuseeland lebte. Ich begeistere mich aber nicht grundsätzlich für ausgestorbene Riesentiere. Das Riesenfaultier interessiert mich zum Beispiel überhaupt nicht, denn in unserem Haushalt lebte fast zwanzig Jahre ein Exemplar, dass sich als mein Sohn ausgab. Mit Riesenfaultieren bin ich durch. Mit Moas verhält sich das schon anders. Sie wurden bis zu 3,50 Meter groß und verteidigten sich durch kraftvolle Fußtritte. Wissenschaftler der University of Adelaide fanden jetzt zweifelsfrei heraus, dass Moas überwiegend braunes Gefieder hatten, um sich zu tarnen. Das war vielleicht keine so gute Idee. Wenn sich so ein riesiger Moa hinter einem braunen Busch versteckte, dann war vor allem der Busch gut getarnt. Die Moas waren schlechte Tarner, denn sie sind ausgestorben, Büsche gibt es dagegen immer noch auf Neuseeland. Die Maoris haben die Moas ausgerottet. Maoris sind keineswegs Anhänger der Lehren von Mao tse Tung, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass es maoistische Maoris gibt. Ein Erfolg versprechender neuseeländischer Romantitel wäre also »Marodierende maoistische Maoris auf Moajagd«
Selbstanzeige
Ich muss zugeben, dass mir der ständige Ankauf von CDs mit Steuersünderdaten durch die Bundesregierung immer einen Schock versetzt. Grundsätzlich befriedigt das Vorgehen meinen Gerechtigkeitssinn, denn ich persönlich habe überhaupt keine Möglichkeit, Geld an der Steuer vorbei in die Schweiz zu schaffen. Einfach mangels Geld oder weil mein Steuerberater nicht kreativ genug denkt. Trotzdem ist es so, dass auch ich das deutsche Finanzamt und damit eigentlich das deutsche Volk betrogen habe. Das lastet mir auf der Seele und deshalb will ich es hier in aller Öffentlichkeit beichten: Ich heiße Hans und bin ein Steuersünder. Es passierte im Jahr 2008. Ein Händler machte mir ein tolles Angebot. So billig bekäme ich das nie mehr und ich sei doch Journalist und könne alles absetzen. Ich bin solchen Argumenten oft sehr hilflos ausgeliefert und kaufte also die Ware. Ich ließ mir eine Quittung geben und setzte den Betrag von €2,50 in der Steuererklärung unter »Fachbücher« ab, obwohl das gar nicht stimmte. Ich wollte die Bücher eigentlich nur lesen. Es handelte sich um »Goldene Beine« von Gerd Müller und »Versuch einer Naturgeschichte des Hamsters« von Friedrich Gabriel Sulzer. Gerd Müllers Buch wurde mit freundlicher Unterstützung der Mars Schokoladen GmbH geschrieben und glänzt durch fantastische Kapitelüberschriften wie »Müller und Shaw« oder »Die Vorteile des Branco Zebec«. Noch großartiger ist die Naturgeschichte des Hamsters, darin erfährt man: »So viel und so verschieden der Hamster das Fressen liebt, so wenig ist er ein Liebhaber vom Trinken. Er säuft sehr selten und nicht
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