Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
sie.
Was nur bewies, wie verdammt schief diese Operation gegangen war.
Er schaute nach unten und entdeckte auf seiner Hand, die er neben sich in den Dreck gestützt hatte, einen Skorpion, den Schwanz zum Stich hochgebogen. Er schleuderte ihn weg, bevor er zustechen konnte, hob wieder die Flasche an den Mund und beobachtete mit zusammengezogenen Augen das Gefängnis.
Gott, es war heiß. Seine Kopfhaut juckte unter der Perücke. Die Gesichtshaut, Hals und Brust spannten unter dem schweren Make-up. Er ignorierte das unangenehme Gefühl und konzentrierte sich auf die anstehende Aufgabe. Dieselbe, die er vor ein paar Stunden schon einmal bewältigt hatte. AJ Cooper aus Schwierigkeiten zu holen.
Die zwei Wachen kamen auf eine Zigarette nach draußen. Sie übersahen den alten Trunkenbold, der auf der anderen Seite der Gasse herumlungerte, hockten sich auf den Hintern und zündeten ihre Zigaretten an. Der Rauch ringelte sich träge in der reglosen Luft, während sie die Qualen, die sie ihren beiden Gefangenen angetan hatten, noch einmal durchlebten. Zur Hölle, sie pfiffen fast vor Vergnügen.
Die beiden Gefangenen standen ganz unten in Raazaqs Ansehen. Sie hatten den Angriff bei den Ruinen zu spät bemerkt, waren nicht vorbereitet gewesen und hatten versagt. Man benutzte sie, um für die anderen Mitglieder der Terrorgruppe ein Exempel zu statuieren. Das passierte, wenn ein Befehl nicht befolgt wurde. Raazaqs Oberbefehlshaber würden die Leichen am Morgen als abschreckendes Beispiel ins Camp zurückbringen. Bis dahin hatten die beiden Schläger freie Bahn.
War die Zigarettenpause die kurze Erholung, bevor sie wieder hineingingen und sich Cooper vornahmen? Seine Eingeweide rebellierten. Er war selbst schon gefoltert worden. Er wusste, was sie für Cooper im Sinn hatten. Wenn die Schläge vorüber waren, fingen vermutlich die Vergewaltigungen an. Er wusste, wie viel Spaß die Drecksäcke am Prügeln und Vergewaltigen hatten, aber er würde nicht zulassen, dass sie seine beste Waffe gegen Raazaq zerstörten.
Kane lehnte sich entspannt an die Wand. Geduldig. Abwartend. Den richtigen Moment abpassend, während er den Männer zuhörte. Er fragte sich, ob Cooper gleichfalls zuhörte und begriff, was ihr bevorstand.
Sie hatte ein fotografisches Gedächtnis, aber wie viel Arabisch verstand sie? Sie behauptete, die Sprache zumindest in Bruchstücken zu beherrschen. Kane hielt das für eine Übertreibung. Sie war so erpicht zu gefallen und fieberte ihrem ersten Feldeinsatz aufgedreht und mit leuchtenden Augen entgegen. Sie hatte so dringend beweisen wollen, dass sie bereit war, sie hätte vermutlich alles gesagt, um den Auftrag zu bekommen. Aber ihre Sprachkenntnisse oder der Mangel an solchen waren nicht der Grund, warum T-FLAC sie - bereit oder nicht - hergeschickt hatte.
Sie brauchten eine schöne Frau, die eine Spitzenschützin war. Savage war nicht verfügbar gewesen. Cooper war, schlicht und ergreifend, zweite Wahl, und sie war hier, weil sie einen perfekten Körper hatte, ein schönes Gesicht und eine Kugel aus hundert Metern Entfernung durch ein Schlüsselloch schicken konnte.
Er hatte früher schon mit Savage gearbeitet. Sie war gut. Sie war erfahren. Aber Savage war verletzt und würde erst in ein paar Monaten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Und sie brauchten jetzt jemanden.
Cooper war es. Glücklicher Kane.
Kane hoffte nur, dass die Rekrutin nicht hören oder verstehen konnte, was für ein Gespräch da gerade vor sich ging. Die Typen sabberten förmlich bei der Aussicht, ihre Gefangene im Morgengrauen zu verhören. Was sie für Cooper planten, reichte aus, ihm den Schweiß auf der Stirn gefrieren zu lassen und ihm unter der verfilzten Perücke die Nackenhaare aufzustellen.
»He!«, schrie er in lallendem Arabisch. »Gebt mir ne Zigarette.«
Die Männer standen lachend auf. All der Alkohol würde einen Mann wie ihn explodieren lassen, sobald er sich eine anzündete, frotzelten sie. Ganz zu schweigen davon, dass Allah ihn für seine Laster in die Hölle schicken würde.
Kane grummelte, prostete ihnen aber mit der Flasche zu, bevor er sich in seine Galabija wickelte und so tat, als ließe er sich für die Nacht nieder. Durch einen Schlitz zwischen den Augenlidern beobachtete er, wie die beiden ins Gefängnis zurückkehrten. Es war ohnehin zu heiß, um die Tür zuzumachen, also ließen sie es bleiben. Ein schmaler Lichtstrahl fiel auf die stinkende Gasse.
Mit etwas Glück war Cooper in ihrer Zelle allein.
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