Aus Der Mittleren Sammlung Majjhimanikayo Des Pali-Kanons
nach Aufhebung der Gedenkensruhe an den Abhang des Sehergipfels, auf den Schwarzenfels, zu den Freien Brüdern und sprach also zu ihnen:
›Warum, liebe Freie Brüder, übt ihr denn die Askese als Stetigsteher, verwerft Sitz und Lager, erduldet überwältigenden Schmerz, stechende, brennende Gefühle?‹
Auf diese Frage, Mahanamo, erwiderten mir die Freien Brüder folgendes:
›Der Freie Bruder Nathaputto, Lieber, weiß alles, versteht alles, bekennt unbeschränkte Wissensklarheit: »Ob ich geh' oder stehe, schlaf' oder wache, jederzeit hab' ich die gesamte Wissensklarheit gegenwärtig«. Und er sagt: »Ihr habt da, Freie Brüder, ehedem Böses getan; das büßt ihr durch diese bittere Schmerzensaskese ab. Denn weil ihr jetzt in dieser Zeit Taten, Worte und Gedanken bezwinget, lasset ihr Böses ferner nicht mehr aufkommen. So findet durch Büßung und Tilgung alter und Vermeidung neuer Taten ferner kein Zufluß mehr statt. Weil ferner kein Zufluß mehr stattfindet, kommt es zur Tatenversiegung, durch die Tatenversiegung zur Leidenversiegung, durch die Leidenversiegung zur Gefühlversiegung, und mit der Gefühlversiegung wird alles Leid überstanden sein.« Das aber leuchtet uns ein, und wir billigen es und geben uns damit zufrieden.‹
Auf diese Worte, Mahanamo, sagte ich zu den Freien Brüdern:
›So wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: »Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen«?‹
›Wir wissen's nicht, Bruder.‹
›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: »Wir haben schon ehedem Böses getan, wir sind nicht schuldlos geblieben«?‹
›Wir wissen's nicht, Bruder.‹
›Oder wisset ihr wohl, liebe Freie Brüder: »Diese und jene böse Tat haben wir begangen«?‹
›Wir wissen's nicht, Bruder.‹
›Oder wisset ihr etwa, liebe Freie Brüder: »Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden«?‹
›Wir wissen's nicht, Bruder.‹
›Oder wisset ihr vielleicht, liebe Freie Brüder, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann?‹
›Wir wissen's nicht, Bruder.‹
›So gesteht ihr, liebe Freie Brüder, ihr wißt nicht »Wir sind schon ehedem gewesen, nicht sind wir nicht gewesen«, wißt nicht »Wir haben schon ehedem Böses getan, wir sind nicht schuldlos geblieben«, wißt nicht »Diese und jene böse Tat haben wir begangen«, wißt nicht »Ein Stück Leiden ist überstanden, ein anderes noch zu überstehn; ist aber ein Stück Leiden überstanden, so wird alles Leid überstanden werden«, wißt nicht, wie man noch bei Lebzeiten das Falsche verleugnen und das Rechte gewinnen kann. Dann also, liebe Freie Brüder, gehn Weltverfluchte, Blutbefleckte, als Verbrecher geborene Menschen unter die Freien Brüder.‹
›Man kann eben nicht, Bruder Gotamo, Wohl um Wohl gewinnen: um Wehe läßt sich Wohl gewinnen. Wär' es möglich, Bruder Gotamo, Wohl um Wohl zu gewinnen, so könnte der König von Magadha, Seniyo Bimbisaro das Wohl gewinnen; dem König von Magadha, Seniyo Bimbisaro ist wohler als dem Mönche Gotamo.‹
›Ohne Zweifel haben jetzt die ehrwürdigen Freien Brüder voreilig und unüberlegt gesprochen. Denn nun muß ich eben fragen: welchem der beiden Ehrwürdigen ist wohler, dem König von Magadha oder dem Mönche Gotamo?‹
›Vielleicht haben wir, Bruder Gotamo, voreilig und unüberlegt gesprochen. Aber sei es drum, jetzt bitten wir den ehrwürdigen Gotamo um Antwort: welchem von beiden Ehrwürdigen ist wohler, dem König von Magadha oder dem Mönche Gotamo?‹
›Da will ich nun an euch, liebe Freie Brüder, eine Frage richten, die ihr nach euerem Ermessen beantworten sollt. Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: kann der König von Magadha ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden sieben Tage und Nächte sich vollkommen wohl fühlen?‹
›Das kann er nicht, Bruder.‹
›Was meint ihr wohl, liebe Freie Brüder: kann der König von Magadha ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden, sechs Tage und Nächte, fünf Tage und Nächte, vier Tage und Nächte, drei Tage und Nächte, zwei Tage und Nächte, einen Tag und Nacht sich vollkommen wohl fühlen?‹
›Er kann es nicht, Bruder.‹
›Ich aber, liebe Freie Brüder, kann ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden einen Tag und Nacht mich vollkommen wohl fühlen. Ich aber, liebe Freie Brüder, kann ohne körperliche Bewegung, ohne ein Wort zu reden, zwei
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