Aus Der Mittleren Sammlung Majjhimanikayo Des Pali-Kanons
Geburt wird Alter und Tod aufgelöst, Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung gehn zugrunde: also kommt dieses gesamten Leidensstückes Auflösung zustande.
Dies, meine Mönche, bewahret, kurzgefaßt, unter dem Namen Erlösung durch Versiegung des Durstes. Den Mönch Sati aber, den Fischersohn, betrachtet als in des Durstes gewaltiges Netz, in des Durstes Koppel verstrickt.«
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.
Die Erklärungen
I
Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Savatthi, im Siegerwalde, im Garten Anathapindikos. Als nun der ehrwürdige Mahakotthito gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich dorthin wo der ehrwürdige Sariputto weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem ehrwürdigen Sariputto und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Mahakotthito zum ehrwürdigen Sariputto also:
»›Unverständig, unverständig‹ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer unverständig genannt?«
»Er versteht nicht, er versteht nicht, o Bruder: deshalb wird er unverständig genannt: was versteht er nicht? ›Das ist das Leiden‹ versteht er nicht, ›Das ist die Leidensentwicklung‹ versteht er nicht, ›Das ist die Leidensauflösung‹ versteht er nicht, ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ versteht er nicht. Er versteht nicht, er versteht nicht, o Bruder: deshalb wird er unverständig genannt.«
»Wohl, Bruder!« erwiderte der ehrwürdige Mahakotthito erfreut und befriedigt dem ehrwürdigen Sariputto und stellte nun eine fernere Frage: »›Verständig, verständig‹ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer verständig genannt?«
»Er versteht, er versteht, o Bruder: deshalb wird er verständig genannt: und was versteht er? ›Das ist das Leiden‹, versteht er, ›Das ist die Leidensentwicklung‹ versteht er, ›Das ist die Leidensauflösung‹ versteht er, ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ versteht er. Er versteht, er versteht, o Bruder: deshalb wird er verständig genannt.«
»›Bewußt, bewußt‹ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, wird einer bewußt genannt?«
»Er ist bewußt, er ist bewußt, o Bruder: deshalb wird er bewußt genannt; und wessen ist er bewußt? Er ist der Freude bewußt und er ist des Leides bewußt und er ist der Abwesenheit beider bewußt. Er ist bewußt, er ist bewußt, o Bruder: deshalb wird er bewußt genannt.«
»Dieses Verständnis nun, o Bruder, und dieses Bewußtsein: sind diese beiden verbunden, oder sind sie getrennt, und kann man sie sondern und ihren Unterschied angeben?«
»Dieses Verständnis, o Bruder, und dieses Bewußtsein: diese beiden sind verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben. Denn was einer versteht, Bruder, dessen ist er bewußt, und wessen er bewußt ist, das versteht er; darum sind diese beiden verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben.«
»Was für ein Unterschied besteht dann, o Bruder, zwischen diesen beiden verbundenen, nicht getrennten, dem Verständnis und dem Bewußtsein?«
»Zwischen dem Verständnis und dem Bewußtsein, o Bruder, die verbunden und nicht getrennt erscheinen, besteht der Unterschied, daß das Verständnis auszubilden, das Bewußtsein aber zu durchschauen ist.«
»›Gefühl, Gefühl‹ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, spricht man von Gefühl?«
»Man fühlt, man fühlt, o Bruder: deshalb spricht man von Gefühl; und was fühlt man? Freude fühlt man und Leid fühlt man und die Abwesenheit beider fühlt man. Man fühlt, man fühlt, o Bruder: deshalb spricht man von Gefühl.«
»›Wahrnehmung, Wahrnehmung‹ heißt es, o Bruder; inwiefern denn, o Bruder, spricht man von Wahrnehmung?«
»Man nimmt wahr, man nimmt wahr, o Bruder: deshalb spricht man von Wahrnehmung; und was nimmt man wahr? Blaues nimmt man wahr und Gelbes nimmt man wahr und Rotes nimmt man wahr und Weißes nimmt man wahr. Man nimmt wahr, man nimmt wahr, o Bruder: deshalb spricht man von Wahrnehmung.«
»Dieses Gefühl nun, o Bruder, und diese Wahrnehmung und dieses Bewußtsein: erscheinen diese verbunden oder getrennt, und ist es möglich sie zu sondern und ihren Unterschied anzugeben?«
»Dieses Gefühl, o Bruder, diese Wahrnehmung und dieses Bewußtsein: diese drei
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