Aus lauter Liebe nach New York
nützte jetzt nichts mehr. War es zu spät, es sich noch anders zu überlegen? Ja, viel zu spät, beantwortete sie sich die Frage selbst.
Jace beobachtete sie. Die verschiedensten Emotionen spiegelten sich in ihrem Gesicht, und er empfand so etwas wie Zufriedenheit darüber, dass sie so auf ihn reagierte.
„Rebekah." Er kam ihr entgegen und betrachtete sie bewundernd. Der enge schwarze Rock mit der dazu passenden Jacke betonte ihre feine helle Haut. Sie hatte nur wenig Makeup auftragen und trug außer goldenen Ohrringen und einer goldenen Halskette keinen Schmuck. Das Haar hatte sie kunstvoll zusammengesteckt. Es juckte ihn, es zu lösen und ihr über die Schultern fallen zu lassen.
Was würde sie machen, wenn er sie umarmte und ihre verführerischen Lippen küsste?
Wahrscheinlich würde ich sie damit wie eine erschreckte Gazelle in die Flucht jagen, dachte er.
Weshalb war sie so misstrauisch und so sehr auf der Hut? Was hatte ihr Exmann ihr angetan? Als Jace sich ausmalte, wie schlecht er sie offenbar behandelt hatte, wurde er zornig auf den Mann, den er gar nicht kannte.
»Wir fahren mit meinem Auto", erklärte sie.
„Ich habe mir einen Wagen für die Dauer meines Aufenthalts gemietet", -entgegnete er.
Sekundenlang sah sie ihn bestürzt an. Dann wandte sie sich ab. Sie durfte die Kontrolle nicht verlieren, sonst würde sie sich unsicher fühlen. Sie verdrängte das Unbehagen darüber, dass es Jace immer wieder gelang, ihr Selbstbewusstsein zu erschüttern.
Zusammen gingen sie hinaus, und Jace führte Rebekah zu dem Jaguar. Er öffnete die Beifahrertür und half ihr beim Einsteigen. Dann lief er um den Wagen herum und setzte sich ans Steuer.
Rebekah war sich seiner Gegenwart allzu sehr bewusst, und sie bemühte sich, den Anfall von Nervosität und die innere Anspannung zu ignorieren. Das erwies sich jedoch als schwierig, denn ihr Puls raste, und sie spürte, wie heftig ihr Herz klopfte.
Es war eine völlig verrückte Situation. Ich hätte seine Einladung ablehnen müssen, überlegte Rebekah. Andererseits hatte er sich geweigert, ihr Nein überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Deshalb hatte sie beinah keine andere Wahl gehabt, als ihn zu begleiten.
Im Restaurant ließ er sich von ihr ihren Lieblingswein nennen. Dann bestellte er ihn, und sie studierten die Speisekarte.
Rebekah befürchtete, sie würde keinen Bissen hinunterbekommen. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, gestand sich jedoch ein, dass es vermutlich etwas mit ihrer Nervosität zu tun hatte.
Ach, ich muss mich zusammennehmen, mahnte sie sich. Sie saß jetzt Jace gegenüber am Tisch und konnte zumindest versuchen, den Abend zu genießen. Oder sie konnte so tun, als würde sie ihn genießen. Das wäre sicher nicht allzu schwierig. Am Abend zuvor war es ihr auch ganz gut gelungen.
Aber da waren sie auch zu viert gewesen, Luc und Ana hatten sich zu ihnen gesellt. Jetzt war Rebekah mit Jace allein, und da sie lange nicht mit einem Mann ausgegangen war, fehlte ihr die Erfahrung. In den letzten zwei Jahren hatte sie nur einmal kurz nach der Scheidung eine Einladung angenommen. Es war katastrophal gewesen, und sie hatte sich geschworen, so etwas nicht zu wiederholen.
„Erzähl mir, warum du Floristin geworden bist", forderte Jace sie auf.
Rebekah trank einen Schluck Chardonnay, der köstlich schmeckte, und stellte das Glas wieder auf den Tisch. „Die Schönheit und Perfektion der gezogenen Blumen, die Beschaffenheit der Blüten, die Farben und Düfte finde ich faszinierend. Es macht mir Spaß, kunstvolle Sträuße zu binden, mit denen etwas ganz Besonderes ausgedrückt werden soll", erklärte sie lebhaft und begeistert. Ihre blauen Augen leuchteten dabei wie Topase.
Weiß sie, wie attraktiv sie ist, und ahnt sie, wie sehr sie mir gefällt? überlegte Jace. Er fühlte sich in jeder Hinsicht zu ihr hingezogen, nicht nur körperlich.
„Man kann sie zu jeder Gelegenheit verschenken, sie bereiten Freude und spenden Trost", fuhr sie fort. Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie oft durch einen Blumenstrauß, den sie gebunden hatte, der Tag für einen Menschen heller und freundlicher geworden war.
„Dieser Beruf hat doch sicher auch Schattenseiten, oder?" fragte Jace.
Rebekah rümpfte die Nase. „Ich muss sehr früh aufstehen und bin den ganzen Tag auf den Beinen. Außerdem ist es schwierig, gepflegte Hände zu haben." Sie verzog das Gesicht.
„Dann gibt es Kunden, denen man nichts recht machen kann, und oft wird es hektisch, wenn
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