Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
Schädelbasisbruch hatten, mit Brillenhämatomen, ausgeschlagenen Zähnen, Schlüsselbeinbrüchen, Milzrissen, mit freier Flüssigkeit im Unterleib usw.« Broad brachte einen Häftling zur Anzeige, der eine gerade eingetroffene Frau vor dem bevorstehenden Gastod gewarnt hatte. Der Gefangene erhält wegen »Verbreitung von Greuelnachrichten« 150 Stockschläge und stirbt (Urteil). Im »Zigeunerlager« Leiter eines eigenen »Zigeunerreferats« der PA . Häftlingsarzt Bejlin: »Broad wurde mit der Zeit zur gefürchtetsten Person innerhalb des Zigeunerlagers.« Lagerschreiberin Hilli Weiß (Nr. Z- 4609 ) dagegen im Auschwitz-Prozeß: »Broad war der anständigste Mensch der Lagerverwaltung. Er war ein SS -Mann mit einem Glorienschein.« Zuletzt PA im KZ Mittelbau-Dora. Mai 1945 in britischer Internierung, erbietet sich, einen Bericht über Auschwitz zu schreiben. Der Bericht – 75 Schreibmaschinenseiten – beschreibt schonungslos Verbrechen in Auschwitz, verschweigt aber die eigene Rolle in der PA . Im Gegenzug wird er in eine britische Uniform gekleidet und bis 1947 bei einer englischen Einheit beschäftigt. Danach kaufmännischer Angestellter, u.a. bei einem Sägewerk und im Elektroapparatebau. Am 20 . 8 . 1965 vom LG Frankfurt zu 4 Jahren Haft verurteilt: Schuldig der »gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens 22 (zweiundzwanzig) Fällen, davon in 2 (zwei) Fällen begangen an mindestens je 1000 (tausend) Menschen.« Das Gericht: »Wenn sich auch aus dieser Aussage des Angeklagten Broad ergibt, daß er selbst an der Schwarzen Wand eigenhändig Menschen erschossen hat, so läßt sich jedoch nicht mehr mit Sicherheit feststellen, ob er Arrestanten nach sog. Bunkerentleerungen erschossen hat oder, ob die Opfer seiner Genickschüsse zum Tode verurteilte Menschen (durch Stand- oder Sondergerichtsurteile) gewesen sind.« † Februar 1994 am Wohnort Kaarst bei Neuß (Mitt. Renz).
Broch , Karl
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 27 . 1 . 1904 Solingen. Telefonist. 1930 NSDAP , Blockleiter. 1932 Motor- SA , SS -Unterscharführer ( 1944 ). Ende 1941 bis Januar 1945 PA , Vernehmungsabteilung. Häftlingsschreiberin Kagan ( AV , Bl. 3152 ): »Er war von bärenhafter Statur und wandte ganz brutale Vernehmungsmethoden an.« Einer seiner bevorzugten Aussprüche: »Die Peitsche ist die beste Dolmetscherin, sie spricht alle Sprachen.« Oktober 1944 einer der Folterknechte zur Aufklärung des Aufstands der Krematoriumshäftlinge (Czech). 1945 KZ Mittelbau-Dora. Nach eigener Aussage bis November 1951 als
Karl Reinhard
bei britischen Dienststellen. Ab 1957 Inkasso-Inspektor bei der Witwen- und Waisenkasse in Köln. Broch ( AV , Bl. 13073 ff.): »Ich kann nur nochmals wiederholen, daß ich niemals Häftlinge geschlagen habe. Ich verstehe einfach nicht, wie alle diese Zeugen das Gegenteil behaupten können.« Broch als Zeuge (!) im Auschwitz-Prozeß: »Ich war zwei- oder dreimal mit der Kommission bei der Entleerung des Bunkers.« † 12 . 9 . 1968 am Wohnort Langenfeld/Rheinland.
Brocks , Wilhelm
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 30 . 1 . 1911 Kiel. SS -Unterscharführer. Aufnahmeabteilung PA (Angehörige dieser Abteilung waren bei Transportankünften immer auf der Rampe). Standortbefehl Nr. 25 / 43 : »Besuch der Ehefrau vom 10 .– 31 . 8 . 43 «. Häftling Smolen: »Die Ehefrau von Brocks war Schwedin.« Nach 1945 am Geburtsort.
Brodniewicz , Bruno
Häftling Nr. 1
* 22 . 7 . 1895 Posen. Einer von 30 Kriminellen aus dem KZ Sachsenhausen, am 20 . 5 . 1940 als Funktionshäftling nach Auschwitz überstellt. Lagerältester im Stammlager, Sommer 1942 in Birkenau, ab 25 . 3 . 1943 im »Zigeunerlager«, ab 15 . 6 . 1943 im Außenlager Neu-Dachs. Erste Hälfte 1944 Außenlager Eintrachthütte, Dezember 1944 AL Bismarckhütte. Zuletzt Mittelbau-Dora, Nebenlager Wolffleben. Häftling Posener: »Er galt allgemein als ganz brutaler Schläger mit einem eigenen ›Friedhof‹.« † Nicht ermittelt.
Brodwolf , Johannes
SS -Rottenführer
* 12 . 5 . 1897 Nürnberg. Wachmannschaft. 1948 in Wadowice zu 3 Jahren Haft verurteilt. – Häftlingsärztin Adelsberger über die Güterzüge mit ungarischen Juden, die ab Mai 1944 – nach tagelanger Fahrt ohne Nahrung und Toiletten – eintreffen: »Anfangs ging es noch. Aber später, bei der großen Hitze, waren einmal vierzig Tote in einem einzigen Wagen, und die Überlebenden warfen sich nach dem Entladen, vom
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