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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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weil mit der Inbetriebnahme des Abschnitts 64 das Projekt so, wie es einst geplant wurde, abgeschlossen ist. Doch beendet ist damit nichts. Das Kraftwerk kann jederzeit erweitert werden, oder es können zusätzliche Kraftwerke dieser Art errichtet werden – die Wüste ist noch groß.«
    Es wurde Zeit, das Wort wieder an den Regenten zurückzugeben, der auch den Hebel umlegen würde. Der in Wirklichkeit nichts bewirkte, abgesehen von der Lampe, die er aufleuchten ließ. Das Kraftwerk war längst in Betrieb, versorgte die gesamte Golfregion mit Strom und belieferte auch Europa in nennenswertem Umfang. Trotz der natürlich unvermeidbaren Leitungsverluste. Trotz der Verluste in den Speicherkraftwerken, die notwendig waren, um eine gleichmäßige Versorgung sicherzustellen. Es gab zwei Speicherkraftwerke im Asir-Gebirge, die tagsüber gewaltige Wassermengen von tiefen in hohe Becken pumpten, die nachts durch Turbinen zurück nach unten flossen. Nördlich des Kraftwerks machten Druckluftspeicher sinngemäß dasselbe unter Ausnutzung unterirdischer Kavernen.
    Der klügste Schachzug Faruqs war gewesen, alle Bündnisse, Versorgungsverträge und Beteiligungen mit den umliegenden Staaten bereits vor Beginn der Bauarbeiten auszuhandeln und festzuschreiben. Auf diese Weise hatte er Anschläge auf das Kraftwerk – die leicht auszuführen wären – weniger wahrscheinlich gemacht, denn jeder derartige Angriff wäre ein Angriff auf den gesamten Staatenverbund gewesen.
    Jetzt. Nach ein paar Worten vermutlich religiösen Inhalts auf Arabisch hatte der Regent den großen Schalthebel umgelegt, und eine Leuchtschrift flammte auf, die das Logo des neuen staatlichen Unternehmens Saudi SOLA R trug.
    Von einem Moment zum anderen lag Markus hellwach im Bett. Es war noch dunkel, das erste bläuliche Grau der Morgendämmerung war durchs Fenster zu erahnen. Amy-Lee schlief tief und fest, und auch von Joy Carolin war nichts zu hören.
    Wovon war er aufgewacht? Hatte er etwas gehört? Er lauschte. Nein, da war nichts. Die ersten Vögel, ja, aber das war normal. Das leise Klingen des Windspiels auf der Terrasse auch.
    Doch es ließ ihm keine Ruhe. Er schlüpfte aus dem Bett, ging mit nackten Füßen die Treppe hinab. Alles ruhig. Sogar die Möbel und die in der Wohnküche verstreuten Spielsachen schienen noch zu schlafen in dem elfenbeinernen Licht des sich ankündigenden Tages.
    Er öffnete die Tür zur Terrasse, fröstelte in der morgendlichen Kühle. Drüben beim Schuppen stand ihr eigenes Ostraktionsgerät. Gestern Abend hatte man es angeliefert, mit freundlichen Grüßen, eine Grußkarte, vom Präsidenten selbst unterzeichnet.
    Vielleicht war es das. Während die Männer das Ding abgeladen und an dem dafür vorgesehenen Platz aufgestellt hatten, war ihm die Zeit in Washington wieder eingefallen. Wie der Wirbelsturm begonnen hatte, sich zu drehen.
    Irgendwie hatte man einen Weg gefunden, die Vorwürfe gegen ihn aus der Welt zu räumen. Man hatte ihn sogar ohne viel Federlesens eingebürgert: damit man sagen konnte, es sei ein Amerikaner, der die Lösung entwickelt habe, erklärte ihm ein spöttischer Journalist später.
    Nun war er amerikanischer Bürger. Lebte hier. Genau das, was er gewollt hatte. Bloß anders als gedacht.
    Er tappte über die kühlen, taufeuchten Steine der Terrasse, ging durch das nasse Gras auf die Maschine zu. Eigentlich war sie zu groß für ihre winzige Farm. Aber man hatte ihm als Erfinder wohl nicht das kleine Modell geben wollen.
    Schön war sie. Formvollendet. Eine Menge gut durchdachter Einzelheiten waren dazugekommen, angefangen bei der Art und Weise, wie die Außenhülle verschraubt wurde bis hin zu der sich selbst austarierenden, standfesten Aufstellvorrichtung und dem seitlich angebrachten, überaus cleveren Fördermechanismus für Grüngut und landwirtschaftliche Abfälle jedweder Art.
    Ein leiser Schmerz befiel ihn dabei. Man hatte ihm das alles aus der Hand genommen. Es war nicht mehr sein Gerät. Was, da es sich ohnehin um die Erfindung seines Vaters gehandelt hatte, vielleicht nur gerecht war.
    Na gut. Das Leben ging seinen eigenen Gang.
    Er blieb stehen, genoss die kühle Morgenluft, die nach Harz roch und nach feuchter Erde. Wie rasch es nun hell wurde! Er sah blinzelnd zu den Bergen, über denen die Sonne rot aufglomm. Man konnte zusehen, wie sich der Tag im Tal ausbreitete, wie die Schatten schwanden, wie das warme Licht sie erreichte, den First des Schuppens zuerst, wie es abwärtsfloss am Dach, am

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