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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Unterstützung gut gebrauchen.« Ich überlege nicht lange und sage mein Kommen sofort zu. Steffen zeigt Verständnis. Er will mich allerdings nicht begleiten. Sein Verhältnis zu Ellen ist seit Jahrzehnten schwierig. Wenn immer es möglich ist, gehen sich die beiden aus dem Weg. Während er einen Flug bucht, packe ich meine Koffer.
   »Es gibt keinen Direktflug mehr ab Hamburg. Du kannst aber morgen früh von Frankfurt aus fliegen.«

Notebook, Handy, Ausweis, Portemonnaie. Ich bin startklar. Steffen bringt mich zum Flughafen. Während der Fahrt kreisen meine Gedanken um meinen Schwager. Ich kenne ihn, seitdem ich ein Kind von neun Jahren war. Er brachte mir das Schlittschuhfahren bei. Er holte mich am Wochenende abends aus der Disco ab und tröstete mich bei meinem ersten Liebeskummer. Lars war wie ein großer Bruder und ein wichtiger Vaterersatz für mich. Ich muss an Sophie denken. Wenn Lars stirbt, wird sie ganz allein sein. Ohne Kinder. Ohne Enkelkinder. Es geht nicht anders und ich fange an, bitterlich zu weinen.

Die Maschine nach Frankfurt ist fertig zum Boarding und verheult wie ich bin, stelle ich mich in die Reihe zum Einsteigen an, als ich von hinten angestupst werde.
   »Hallo, Frau Simon. Kaltenbach. Norbert Kaltenbach. Erkennen Sie mich nicht?« Natürlich erkenne ich ihn. Es ist mein fremdgehender Ex Nachbar, der seine Familie gerade verließ, weil er seinen Lümmel nicht unter Kontrolle hatte. Ich grüße nur knapp zurück und halte Ausschau nach meinem Platz. Laut Bordkarte 9A. Kaltenbach hat 9B und setzt sich neben mich.
   »Sind sie wieder geschäftlich unterwegs, Frau Simon?«
   »Nein, ich fliege zu meiner Schwester. Wir haben einen schweren Krankheitsfall in der Familie.« Kaltenbach liest eine Zeitung und ich schaue aus dem Fenster. Der Start verläuft wortlos. Als die Stewardess mit den Getränken kommt, bricht er das Schweigen.
   »Meinen Sie nicht, wir sollten reden?«
   »Mir steht wirklich nicht der Sinn nach einer Unterhaltung, Herr Kaltenbach. Wir waren Jahre lang Nachbarn und haben uns nie unterhalten. Also, warum bitte jetzt?«
   »Sie sind völlig ahnungslos, oder?«
   »Worüber wollen Sie unbedingt mit mir reden. Darüber, dass Sie Ihre Familie verlassen haben. Das habe ich mitgekriegt. Ich stand am Fenster. Dass Sie Ihre Frau betrogen haben und deshalb wenige Tage vor Weihnachten Ihre beiden Kinder zurückgelassen haben, weiß ich auch. Also, was wollen Sie?«
   »Ich habe meine Frau nicht betrogen. Sie hat mich betrogen und zwar mit Ihrem Mann!« Fassungslos starre ich ihn an.
   »Er hat Ihnen nichts gesagt, dieser Feigling, das sieht ihm ähnlich. Elke und Steffen haben schon seit Monaten ein Verhältnis.« Mir bleibt die Luft weg.
   »Sehen Sie, Frau Simon, ich bin genauso stark beruflich engagiert wie Sie. Viel auf Reisen. Immer erst spät abends daheim. Wir haben uns unsere Ehepartner geradezu gegenseitig in die Arme getrieben. Ich habe die beiden zusammen erwischt. In meinem Schlafzimmer. Elke hat mir dann offenbart, dass ich ausziehen muss. Das ist die Geschichte!« So fühlt es sich bestimmt an, bevor man ohnmächtig wird, denke ich. Aber ich werde nicht ohnmächtig. Stattdessen ringe ich nach Luft und habe das Gefühl zu ersticken.
   »Sagen Sie, dass diese Ungeheuerlichkeit nur ein verunglückter Scherz ist. Erzählen Sie mir nicht solche Geschichten. Ich kann und will Ihnen das nicht glauben!«
   »Frau Simon, beruhigen Sie sich.« Er greift nach meinen Händen und drückt sie fest. Die Maschine befindet sich schon im Landeanflug und mein Herz rast noch immer.
   »Es tut mir wirklich leid, aber es ist wahr. Bitte nehmen Sie meine Karte. Wenn Sie den Schock verarbeitet haben und mit mir reden wollen, dann rufen Sie mich an.« Nach der Landung suche ich die Toiletten auf und übergebe mich. Mein Anschlussflug nach Faro wird schon zum dritten Mal aufgerufen, als ich endlich wieder regelmäßig atmen kann. Ich sitze allein am Fenster und bitte die Stewardess um einen Doppelten. Immer wieder gehen mir die Worte meines Nachbarn durch den Kopf.
   »Der vögelt vor meinen Augen die Nachbarin und ich krieg nichts mit!« Wohin soll ich mit der Wut? Wohin mit dem Schmerz? Wann landete dieser blöde Flieger endlich!

Mit einem Taxi lasse ich mich direkt ins Krankenhaus fahren. Auf dem Parkplatz entdecke ich Sophies Wagen. Lars ist also nicht allein. Orientierungslos streife ich durch die Gänge bis ich endlich auf

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