Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
zunehmen würde, warum kauft dann die Rewe Ökostrom in großem Maßstab? Warum lässt dann die Metro in ihrem Magazin
Zum Handeln geschaffen
18 durchaus kritische Artikel zum Thema Nachhaltigkeit schreiben? – Natürlich, das ist alles nur für die PR, reine Lippenbekenntnisse, während beim eigentlichen Geschäft genau das Gegenteil von Nachhaltigkeit betrieben wird. Von Greenwashing lassen wir uns nicht blenden.
Aber es beweist doch: Da ist etwas. Die Großen können es nicht mehr ignorieren. Es wird darüber geredet, sie müssen sich damit beschäftigen. Es tut sich was!
Ich glaube, die großen Unternehmen in unserem Land, die bislang von der Billigkultur profitiert haben, bereiten sich allesamt darauf vor, dass diese Strategie an ihrem Endpunkt ankommt. Möglicherweise sind sie kurz davor, aber sie warten, bis sie wirklich müssen.
In der Automobilindustrie geht es rasend schnell. In kürzester Zeit hat sich allgemein herumgesprochen, dass das Konzept des Verbrennungsmotors ein Auslaufmodell ist. Jeder Hersteller war quasi über Nacht dazu gezwungen, sich mit der Elektromobilität auseinanderzusetzen. In der Energiewirtschaft erleben wir gerade ähnlich schlagartige Veränderungen, weil die Atomenergie in der Gesellschaft keine Akzeptanz mehr hat. Und genau dasselbe wird auch in anderen Wirtschaftszweigen passieren. Entweder, die Unternehmen stellen um auf immer mehr echte Nachhaltigkeit, auf immer mehr gesellschaftliche Verantwortung – oder sie sind über kurz oder lang weg vom Fenster.
Denn wir Deutsche haben eine Kaufkraft von 1600 Milliarden Euro im Jahr. Mindestens 400 Milliarden davon alleine für Konsumgüter. Und über deren Verwendung bestimmt jeder Einzelne von uns. Nichts ist mächtiger als die Wirtschaft. Und die Wirtschaft, das sind wir.
Teil III
Wozu nachhaltig?
»Junge, kauf was Anständiges.
Alles andere kannst
du dir gar nicht leisten.«
Der Großvater eines Freundes
Kapitel 1
Das Ende des Wohlstands
Neulich war ich in einem Edeka-Markt. Ich suchte mir zusammen, was ich brauchte, und füllte meinen Wagen. Ein Glas Honig wollte ich noch. Auf dem obersten Regal – da, wo das teure Zeugs steht – fand ich einen Bio-Waldhonig.
Auf dem auffälligen Etikett war eine schöne Schwarzwaldlandschaft abgebildet. Quer drüber stand »WALDHONIG werterhaltend abgefüllt«, darunter ein kleines Label: »DE-001-Öko Kontrollstelle«. Also war der Honig von einer privaten, aber staatlich zugelassenen Kontrollstelle daraufhin geprüft worden, ob er die Kriterien der europäischen Öko-Verordnung Nr. 834 vom 28. Juni 2007 erfüllt. In diesem Fall war das die Prüfstelle Nr. 001, also die BCS-Öko-Garantie GmbH Control System Peter Grosch in Nürnberg. Da die Prüfung offensichtlich einen positiven Ausgang hatte, durfte der Honig das offizielle deutsche staatliche Bio-Siegel tragen, sozusagen die Unterschrift von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner.
Das Bio-Siegel ist dieses Symbol mit dem grünen sechseckigen Rahmen, Sie kennen das. Es garantiert, dass das Produkt nicht durch Bestrahlung verändert wurde, nicht durch oder mit gentechnisch veränderten Organismen oder unter Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln oder mit mineralischen Düngern erzeugt wurde und keine Zusätze wie Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Farbstoffe oder Emulgatoren enthält. Auch die artgerechte Tierhaltung unter Verbot von Antibiotika und nicht-ökologisch produzierten Futtermitteln ist eine Voraussetzung für das Bio-Siegel. Quer über der Schwarzwaldlandschaft auf dem Honigglas prangte außerdem noch ein großes gelb hinterlegtes Feld, auf dem stand: »Aus kontrolliert biologisch-ökologischer Imkerei«. Sicher ist sicher.
Diese Bio-Öko-Prüforgie auf dem kleinen Etikett fand ich lustig. Wie wollten die denn das alles überhaupt kontrollieren? Na, klar, der Schwarzwald ist nicht aus der Welt, da kann man einen Prüfer hinschicken und einmal um den Bienenstock herumlaufen lassen. Aber bekommen die Bienen Flugschreiber umgeschnallt, die anfangen zu piepsen, sobald eine Biene auf einem Feld die Blüte einer mit Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel behandelten oder gentechnisch veränderten Pflanze findet? Bienen sammeln Nektar und Pollen in einem Umkreis von mehr als sieben Kilometern um den Bienenstock, das ist eine Fläche von mehr als 150 Quadratkilometern, die garantiert gentechnikfrei, pestizidfrei und kunstdüngerfrei sein müsste. Gibt es das irgendwo in Deutschland überhaupt noch?
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