Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
Vom Netzwerk:
Weise Tradition und Innovation. Und bei all dem kommt Speick in seiner Kommunikation überhaupt nicht daher wie ein Haufen Moralapostel, eine Rotte Gutmenschen oder eine Prozession von Ökoideologen mit dauererigiertem Zeigefinger, sondern locker, sympathisch, stolz, weltoffen und bodenständig. Und nicht zuletzt – und das macht für mich den Charme dieses Unternehmens erst so richtig komplett: Das Unternehmen ist trotzdem – nein, ganz eindeutig gerade
deswegen
wirtschaftlich erfolgreich. Weil es erfolgreich ist, kann es weiter unabhängig existieren. Und das erst macht die ganze Sache nachhaltig.
    Wo die Musik spielt

    Es gibt also genug gute und ermutigende Beispiele von Unternehmen, die die Qualität vor den Preis stellen. Es gibt sie in der Landwirtschaft, es gibt sie in der Industrie, es gibt sie im Handel. Und es gibt sie auch im Lebensmittelhandel. Und das ist in Summe schon deutlich mehr als nur Kleinzeug in der Nische. Aber machen wir uns nichts vor: Gegenüber den Monstern Edeka, Rewe, Lidl, Aldi und Co. sind alle diese Unternehmen nur kleine Klitschen.
    Aber gerade die Supermarktriesen haben die Macht und vor allem die Verantwortung, besser, regionaler, fairer, sozialer, ökologischer, also auf lange Sicht sicherer und wirtschaftlicher und damit nachhaltiger zu werden. Auf die Großen kommt es an, mit ein paar hippen Labels oder Feinkostläden ist zwar etwas bewiesen, aber noch nicht viel geschafft.
    Es gibt unter Marketingstrategen das geflügelte Wort: »Die Mitte ist tot.« Das glaube ich aber nicht. Ich glaube, dass nicht die
Mitte
, sondern vielmehr die
Mittelmäßigkeit
tot ist. Das ist das Problem der Opels und Karstadts dieser Welt, und es wird das Problem der Rewes und Edekas noch werden. Sie sind nämlich weder richtig billig noch richtig gut.
    Die Mitte ist wichtig, die breite Mitte. Anstatt sich immer noch weiter anzupassen an den Preiswahn der Kunden und ihn auch selber noch zu befeuern, sollten Karstadt und Kaufhof, Rewe und Edeka und die anderen Großen in der Mitte endlich eine mutige und klare Ansage machen. Eine Qualitätsoffensive. Denn Änderungen in der breiten Mitte bewirken wirklich etwas, weil sie Masse bringen. In der Mitte des Marktes ist Platz für Qualität, für Innovation, für Mut, für Neues. In der Mitte des Marktes spielt die Musik!
    Karstadt könnte innerhalb eines Jahres seine Haushaltswarenabteilungen umkrempeln, dass es eine wahre Freude wäre. Das ganze Zeug, das es bei Tchibo und den Discountern auch gibt, einfach auslisten. Sich zu Qualität bekennen, sich »committen«, würde man im Beratersprech sagen.
    Das Hartwarensortiment im Bereich Haushalt kann man ohne große Schwierigkeiten auf europäische Produktion umstellen, den Großteil sogar auf »Made in Germany«. Keine Sorge, es reicht für alle. Die Textilabteilung: weg mit den ganzen Klamotten, die H&M sowieso hipper und billiger anbietet. Hin zu einem soliden Basis-Sortiment aus fairer, europäischer Produktion.
    Und so weiter: Das geht mit Uhren und Schmuck, das geht mit Taschen und Koffern, das geht mit Spielwaren, Geschenken und Accessoires, das geht mit Heimtextilien, das geht auch mit Parfümerie und Pflege. Und es geht natürlich auch bei Lebensmitteln!
    Lebensmittel sind unser größter Einzelhandelsbereich und in Sachen Nachhaltigkeit sicher der wichtigste. Was dort wirklich etwas ändern würde, wäre, wenn einer der ganz großen Lebensmittelhändler sich exponieren würde: Wir verkaufen in allen Rewe-Filialen ab sofort kein Mehl mehr auf Discountpreisniveau! Wir verkaufen in allen Edeka-Filialen ab sofort nur noch Äpfel aus der jeweils nächstliegenden Region und nur noch dann, wenn es welche gibt. Wir verkaufen ab sofort in allen Tengelmann-Filialen nur noch Milch zu einem fairen Preis, der die Erzeuger leben lässt, und vor allem nur noch Fleisch, das aus tiergerechter Haltung und anständiger Produktion stammt.
    So eine flächendeckende Ansage eines der Handelsriesen bei Grundnahrungsmitteln ist einer meiner größten Wünsche, denn das würde ein Beben im Handel auslösen. Das wäre die Initialzündung für weitreichende Veränderungen. Und ich meine damit nicht nur einen Testballon wie zum Beispiel »Temma«, das Tante-Emma-Konzept von Rewe, oder die zehn oder zwanzig regionalen Produkte, die Edeka versucht, jeweils im Sortiment unterzubringen. Es ist wirklich gut, dass es solche Ansätze gibt, aber dahinter steht in Wahrheit nicht Mut und Überzeugung, sondern eher der Bedarf nach einem

Weitere Kostenlose Bücher