Ausgerechnet er!
anstatt sich auf die Zukunft zu konzentrieren.
Ein Adrenalinstoß durchströmte ihn. Zum einen war es Verlangen nach Lily und ihrem sexy Körper, zum anderen das erregende Gefühl, mit ihr im Wagen zu fahren, den Wind in seinen Haaren zu spüren und Dixieland-Jazz zu hören.
Lily trug eine verwaschene Jeans, die verboten gehörte, so eng saß sie. Ihr Arbeitshemd hatte sie schon vor einer Weile ausgezogen, sodass sie jetzt nur noch ein knappes T-Shirt trug, das sich eng um ihre Brüste schmiegte. Während sie Ausschau nach Antiquitäten gehalten hatte, hatte Preston sich ständig gefragt, wie sie nackt aussehen würde.
Würden sich ihre Brustspitzen unter der Liebkosung seiner Lippen so aufrichten wie durch die kühle Luft der Klimaanlage im Büro des Antiquitätenimporteurs? Würde sie es zulassen, dass er, Preston, an ihnen saugte?
“Gibt es wirklich in deinem Elternhaus ein Sofa aus der Zeit Ludwig des Vierzehnten?”, fragte sie.
Preston nahm sich zusammen. “Ja. Mein Kindermädchen und ich saßen früher darauf, um Gutenachtgeschichten zu lesen.”
“Du hattest ein Kindermädchen?”
“Ja. Sie erzog mich bis zu meinem achten Lebensjahr.”
“Wie war sie?”
Preston dachte darüber nach. Greta Parcell war liebevoll und freundlich gewesen, auf eine Art, wie seine Mutter es nie gewesen war. Tatsächlich hatte er sie für seine Mutter gehalten, bis sie eines Tages verschwunden war. “Sie war eine bezahlte Angestellte, Lily. Was glaubst du, wie sie war?”
“Ich bin sicher, sie war sehr mütterlich.”
“Das war sie.”
“Meine Großmutter stellte vor Jahren Dora ein, um im Haus zu helfen, und jetzt gehört sie praktisch zur Familie. Hast du noch Kontakt zu deinem Kindermädchen?”
“Nein, sie nahm eine andere Stelle an, als ich acht war. Danach habe ich nie wieder von ihr gehört.” Preston erinnerte sich noch daran, wie sehr er gebettelt hatte, dass sie blieb. Aber letztlich hatte sein Vater recht gehabt. Geld war eine mächtige Motivation, mächtiger als jedes Gefühl. Ganz gleich, was die Leute sagten, für Geld würden sie alles tun.
“Hat deine Mutter danach deine Erziehung übernommen?”
Preston sah aus dem Fenster auf den Lake Pontchartrain. Es war ihm unangenehm, über seine Mutter zu sprechen. Er fragte sich, ob er Lily heute Abend auf seine Jacht locken konnte, damit das sanfte Schaukeln des Bootes sie verführte, während er sie in den Armen hielt.
“Nein”, sagte er leise.
Bevor sie noch etwas fragen konnte, legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen. Er wollte nicht mehr über seine Familie sprechen oder ihre Fragen beantworten. Er wollte auf sicheres Terrain zurückkehren. “Wie willst du beweisen, dass es in meinem Leben wahre Liebe gibt?”
“Indem ich dir die Liebe zeige, die dort bereits ist.”
“Du wirst tief graben müssen.”
“Das glaube ich nicht”, widersprach sie leise und sah ihn an, bis eine Hupe ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße lenkte. Sie winkte entschuldigend aus dem Fenster, während Preston sie schweigend beobachtete.
Er begehrte Lily, wie er noch keine Frau begehrt hatte. Aber er durfte ihr naives Weltbild nicht zerstören. Sie war eine kluge Geschäftsfrau, das hatte er selbst erlebt, da er sie heute feilschen sehen hatte. Doch ein Teil von ihr war unschuldig geblieben.
“Sagtest du nicht etwas von Liebenden im Wandel der Zeiten?”
“Allerdings. Bist du bereit?”
“Wie immer.”
“Kennst du die Sage von Tristan und Isolde? Es ist ein keltisches Märchen aus dem zwölften Jahrhundert.”
“Ich bin nicht vertraut damit, aber ich habe mich auch nie sonderlich für die Vergangenheit interessiert”, gestand er.
“Dann ist es ja gut, dass ich mich dafür interessiere. Du wirst diese Sage von Leidenschaft und Hingabe, die allen Prüfungen standhält, lieben.”
“Ich kann es kaum erwarten.”
Preston lehnte sich zurück und beobachtete Lily. Manchmal geriet sie auf die andere Fahrbahn, wenn sie sich zu sehr in ihre Erzählung hineinsteigerte. Ihre große Sonnenbrille verbarg ihre Augen, aber als sie zum Ende der Geschichte kam, wo die beiden Liebenden starben und zwei Bäume, deren Äste miteinander verflochten waren, aus ihren Gräbern wuchsen, rannen Tränen über ihr Gesicht.
“Ist das nicht wahre Liebe?”, schloss sie.
In diesem Moment begriff er, wie zerbrechlich Lily war. Insgeheim war sie eine Romantikerin, die wahrscheinlich auf ihren Märchenprinzen wartete, der sie in sein Schloss entführte. Aber er war
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