Ausgerechnet er!
auftauchte. Normalerweise brachten ihm nur Firmenübernahmen und Fusionen Presseberichte. “He, das wird ja immer besser. Du sprichst das Wort Ausschweifungen aus, als handele es sich um eine Krankheit.”
“Ist es das nicht?” Ihre Wut war zu einem Großteil verraucht. Geblieben war der Schmerz, und den wollte Preston nicht sehen. Wie sollte er das wiedergutmachen?
Er dachte daran, wie sehr er sich danach sehnte, sie zu berühren. Wenn sie zusammen waren und einander berührten, war alles in Ordnung zwischen ihnen. Natürlich machte er sich nicht vor, eine kleine Liebkosung könnte alles wieder einrenken. Aber er hatte das Bedürfnis, sie zu trösten. “Für manche schon.”
“Für mich?”, fragte sie.
Er nahm ihre Hand in seine und fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Handfläche. “Nicht für dich. Du hast einen Sinn für Abenteuer.”
“Und wieso ziehe ich dann das häusliche Leben vor?”
Preston war nicht sicher, ob er sie für eine Antwort gut genug kannte, aber von Anfang an hatte er das Gefühl gehabt, dass sie etwas vor ihm verbarg. “Du hast Angst vor dir selbst.”
Sie rümpfte die Nase. “Wieso verdrehst du jetzt alles? Ich war nicht mit einer umwerfenden Blondine in der Zeitung.”
“Ich etwa?” Er wünschte, er hätte den Fotografen ausfindig gemacht, um ihm den Film abzukaufen. Aber jetzt war es zu spät, der Schaden war angerichtet.
“Spiel keine Spielchen mit mir. Ich dachte, es sei dir ernst, als du sagtest, es wäre nicht besser, wenn wir getrennte Wege gingen. Hast du deine Meinung geändert?”
Sie verlangte mehr, als er zu geben bereit war. Andererseits musste er etwas von sich preisgeben, wenn er sie zu halten beabsichtigte. Und plötzlich wurde ihm klar, dass er das wollte. Es hatte nicht nur mit seinem Verlangen nach ihr zu tun. Er war sich auch nicht sicher, was der Grund war, aber er musste mit ihr zusammen sein. Um sich an ihrem Lachen zu freuen, um sie in sein Bett und in sein Leben zu locken, um wenigstens eine Weile von ihrem fröhlichen Wesen zu profitieren.
“Ich musste einfach weg, und diese Geschäftsreise stand ohnehin fest. Ich stehe kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, Engel. Es geschieht nicht jeden Tag, dass ich so edelmütig bin. Glaub mir, noch mal werde ich das nicht sein.”
“Ich dachte, ich würde dir etwas bedeuten.”
Das tust du, dachte er, sprach es jedoch nicht laut aus. “Das Schicksal tendiert dazu, einen Preis für so tiefe Gefühle zu fordern.”
“Ich kann mir ein Leben ohne Liebe nicht vorstellen.”
“Du solltest es versuchen.”
“Weshalb?”
“Es ist schmerzfrei.”
Sie kam näher, umfasste seine Wange und fuhr mit dem Daumen über seine Unterlippe. “Oh Preston.”
Er sagte nichts mehr zu ihr, da er dadurch nur riskieren würde, sie zu verlieren, und das wollte er nicht. Er weigerte sich zwar zuzugeben, dass sie ihm auch nur das Mindeste bedeutete, aber ihr Lächeln würde er schwer vermissen, wenn sie ginge.
6. KAPITEL
Die laute Zydeco-Musik spielte, als wäre dies die großen Parade an Mardi Gras. Die Musik klang leicht und unbeschwert, doch die Texte waren traurig. Die Braut, Lilys Cousine Marti, und der Bräutigam, Brad, tanzten ausgelassen. Eine aufregende erotische Spannung lag in der Luft.
“Champagner?”, fragte Preston.
Lily nickte und nahm das Glas von ihm. In Wirklichkeit handelte es sich um Sekt, aber sie bezweifelte, dass jemand von ihrer Familie oder ihren Freunden es merkte. Preston schon. Er war mit Abstand der bestangezogene Mann hier, gab sich jedoch entspannt und charmant. Er bewegte sich ganz ungezwungen unter den Leuten, denen nicht klar war, dass sie nur eine Maske sahen, nicht den wahren Mann.
“Wie hat dir die Trauungszeremonie gefallen?”, erkundigte sie sich, um sich davon abzulenken, wie gut er in Schwarz und Weiß gekleidet aussah.
“Sie war ein bisschen lang, aber sonst sehr schön.”
Die katholische Messe hatte eine Stunde gedauert, und Lily hatte bemerkt, dass viele Gäste bereits unruhig auf ihren Sitzen herumgerutscht waren. Preston hingegen hatte konzentriert der Zeremonie gelauscht. Sie liebte die Rituale ihrer Kirche und war froh gewesen, dass Preston sie offensichtlich auch mochte.
“Brad und Marti haben aus Liebe geheiratet”, sagte Lily und nippte an ihrem Drink.
“Ja, sie scheinen tatsächlich von diesem Liebesvirus infiziert zu sein”, bemerkte er trocken.
“Ha! Dann gibst du also zu, dass Liebe existiert.” Sie fühlte sich beschwingt, wahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher