Ausgerechnet er!
ihrem Platz sitzen.
“Ich finde, dass Jay nicht aus Liebe geheiratet hat, widerlegt meine Theorie nicht. Denn jetzt liebt er seine Frau, und ein wenig verliebt war er wohl auch, als sie heiraten. Sonst hätte er sich niemals darauf eingelassen”, sagte Lily.
“Ich glaube eher, er hat sie begehrt.”
“So? Meinst du, Männer konzentrieren sich auf Lust, weil es sicherer ist?”
“Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die meisten verheirateten Männer, die ich kenne, sich immer nur sehr vage darüber äußern, wie sie dazu gekommen sind.”
“Meinst du, sie haben eine Art Gehirnwäsche mitgemacht?”
“Nein, ich denke, sie hätten lieber etwas anderes gewählt.”
“Man hat sie nicht zur Ehe gezwungen.”
“Eine Frau kann einen Mann emotional erpressen oder mit einem Kind locken.”
“Würde dir das reichen? Ein Kind?”
“Um Himmels willen, nein. Ich wäre ein lausiger Vater. Aber manche Männer wollen unbedingt, dass ihr Name weiterlebt.”
“Du nicht?”
“Ich will, dass der Name Dexter für erstklassige Hotels steht. Über einen Preston jr. mache ich mir keine allzu großen Gedanken.”
“Kinder sind die Zukunft.”
“Ich lebe in der Gegenwart”, konterte er.
“Aber man muss doch an die Zukunft denken.”
“Das tue ich auch. Nur eben nicht im persönlichen Bereich.”
“Weshalb nicht?”
“Es kommt, wie es kommen muss.”
Lily schwieg, doch inzwischen war deutlich klar, dass seine Lebensziele sehr von ihren abwichen. “Falls du dich dazu entschließt, mit mir eine Beziehung einzugehen, Lily, wird es nur vorübergehend sein. Solange wir beide glücklich miteinander sind.”
“Mache ich dich glücklich, Preston?”
Er schaute auf den See hinaus und sah nicht die Freizeitboote, die ihm Einnahmen bringen würden, sondern Lily und eine kleine Familie, die auf einem Segelboot ein Picknick machte.
“Preston?”
“Ja”, sagte er, stand auf und ging, fort von der Frau und dem Bild.
8. KAPITEL
Lily sah Preston nach und begriff, dass sie ihn nicht von der Existenz der Liebe überzeugen konnte, ohne sich ganz und gar auf ihn einzulassen. Er musste Liebe erfahren und lernen, sie zu erkennen. Seit dem Abend, an dem sie fast miteinander geschlafen hatten, waren ihre Gefühle immer intensiver geworden. Und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie bereit, etwas aufs Spiel zu setzen. Bereit für das Abenteuer, das stets irgendwo am fernen Horizont zu sein schien. Doch alte Gewohnheiten legte man nur schwer ab, und sie musste sich eingestehen, dass sie Angst hatte, verletzt zu werden.
“Preston?”
Er blieb vor dem Pavillon stehen. Lily ging an die Tür, sodass sie ihm näher war.
“Lauf nicht weg.”
Er drehte sich um. Seine Miene verriet den unterdrückten Zorn eines Gottes, dem man die Stirn geboten hatte. Sie hatte mit Feuer gespielt, ohne dass es ihr klar gewesen war. Er war ein gefährlicher Mann, doch weil er ihr etwas bedeutete, hatte sie das nie bemerkt.
“Lily, ich habe es langsam satt, mir ständig von dir vorwerfen zu lassen, ich sei ein Feigling.”
“Das tue ich nicht.”
“So hört es sich aber an. Ich bin ein Mann, den die Leute fürchten.”
“Ich verstehe.” Und zum ersten Mal verstand sie wirklich. Wenn sie verwirrt war von dem, was zwischen ihnen vorging, war Preston es erst recht. Lily hatte immer an Happy Ends geglaubt. Er hielt jeden, der das tat, für einen hoffnungslosen Träumer.
“Wenn ich eines Tages von dir fortgehe, Engel, dann so, dass ich dir deinen rosaroten Blick auf die Welt nicht raube.”
Das tat weh. “Ich habe schon genug von der Realität erlebt.”
“Wo ist dann der dazugehörige Realitätssinn?” Er ging auf sie zu.
“Man muss nicht automatisch zum Zyniker werden, wenn man Schmerz erlebt hat.”
“Nein, aber man sollte vernünftig genug sein, eine solche Situation in Zukunft zu meiden.”
“Wovon sprichst du?”, fragte sie.
“Von der Wahrheit, auf der du ständig herumreitest.”
“Welche Wahrheit?” Sie fürchtete seine Antwort. Prestons graue Augen wirkten plötzlich kalt wie Gletscher.
“Dass du Liebe gar nicht empfangen hast, sondern dich vor ihr versteckst.”
Lily schwieg benommen. Stimmte das? Sicher, in den letzten Jahren war sie sehr beschäftigt gewesen. Aber sie hatte sich nie vor der Liebe versteckt, weil sie das Wundervolle erfahren wollte, das ihre Eltern gehabt hatten.
“Du hast deine Brüder als Ausrede benutzt, um die Männer von dir fernzuhalten, und jetzt benutzt du meine Weigerung,
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