Ausgerechnet er!
Unvorhergesehenes passierte.
Preston stieg aus seinem Wagen. Er trug eine dunkle Sonnenbrille und einen perfekt sitzenden Armani-Anzug. Er kam den Weg hinauf wie ein Mann, dem die Welt zu Füßen liegt, und Lily erkannte, dass ihr Herz ihm gehörte. Er zögerte auf dem Weg zu ihr und schien sich umdrehen zu wollen.
Seine Unentschlossenheit veranlasste sie, die Tür zu öffnen. Sie wollte Preston in ihrem Leben. Sie war bereit, alles zu riskieren. “Pres?”
Mit der ruhigen Entschlossenheit, die sie an ihm kannte, ging er zu ihr. Wenn sie ihn nicht vom Fenster aus gesehen hätte, würde sie in diesem Moment nicht mehr für möglich halten, dass er gezögert hatte. Sie hatte vor, ihn zu fragen, worauf er gewartet habe, doch er gab ihr keine Gelegenheit dazu.
“Bereit zum Aufbruch, Engel?”
“Ja”, antwortete sie, doch es klang schwach. Einer der Gründe, weswegen er sich von Anfang an zu ihr hingezogen gefühlt hatte, war, dass sie sich so verhalten hatte, als betrachte sie sich als ebenbürtig. Und so musste sie sich jetzt auch verhalten. Sie war normalerweise kein Feigling, und sie würde auch jetzt keiner sein.
“Ja, bin ich”, erklärte sie noch einmal, diesmal jedoch mehr zu sich selbst.
“Wo ist dein Koffer?”, erkundigte er sich.
“Im Flur. Da ich noch nie ein sündiges Wochenende verbracht habe, wusste ich nicht, was ich einpacken soll. Ich habe ein Magazin zu Rate gezogen, in dem das Thema “Was Sie anziehen müssen, um Ihren Mann in Versuchung zu führen” behandelt wurde.”
“Dann brauchen wir deinen Koffer nicht. Denn ‘nichts’ ist genau das, was du anziehen solltest.”
Sie errötete. Natürlich würden sie nackt sein müssen, und sie wollte Prestons Körper auch sehen und erforschen. Aber sie selbst fühlte sich unbehaglich in ihrer Haut. Nach Martis und Brads Hochzeit war das anders gewesen, weil die Stimmung verzaubert gewesen war. Heute aber, wo sie im Vorgarten ihres Hauses stand, in dem sie schon ihr ganzes Leben lang wohnte, kam sie sich zu gewöhnlich für Preston vor.
“Du kannst mich verführen, ohne es darauf anzulegen, Engel”, erklärte er mit rauer Stimme und strich mit dem Zeigefinger über ihr Kinn. Dann umfasste er ihren Hinterkopf und küsste sie zärtlich. Nur kurz streiften seine Lippen ihre, ehe er sich wieder zurückzog, ohne ihr die Gelegenheit zu geben, den Kuss zu erwidern.
“Du auch”, versicherte sie ihm mit einem scheuen Lächeln.
“Was hast du also eingepackt?”, fragte er und nahm ihre Koffer.
“Einen Badeanzug.”
“Das muss ja ein schwerer Badeanzug sein.”
“Vielleicht noch ein oder zwei Sachen.”
“Das Negligé?”
“Da wirst du abwarten müssen.”
“Seit ich dieses Negligé im Katalog gesehen habe, dreht sich meine Fantasie darum.”
“Wahrscheinlich werde ich darin nicht so elegant aussehen wie das Model. Ich glaube, deren Fotos werden retuschiert.”
Preston legte ihr den Finger auf die Lippen und stoppte so die Flut nervöser Worte. “Ich weiß, dass du nicht wie sie aussehen wirst.”
Sie schluckte enttäuscht. Natürlich verhinderte die Realität, dass sie einem Dessous-Model Konkurrenz machen konnte, aber sie hätte sich gern noch weiter an die Illusion geklammert, dass er sie sexy fand, obwohl sie nur eine ziemlich gewöhnliche Frau war.
“Du wirst sie beschämen.”
Sie schaute auf und sah ihr Spiegelbild in den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille. Ohne nachzudenken, nahm sie ihm die Sonnenbrille ab. Aufrichtigkeit und ein anderes Gefühl, das sie nicht deuten konnte, das ihr aber nichtsdestotrotz durch und durch ging, spiegelten sich in seinen Augen wider.
In diesem Moment begriff sie, dass sie dazu bestimmt war, Prestons Frau zu sein. Dass er sie stärker machte, als sie allein sein könnte. Und sie hatte die Macht, das Gleiche mit ihm zu tun. Aber er war nicht an einer gemeinsamen Zukunft interessiert, und doch – als Lily tief in seine schönen grauen Augen sah, wusste sie, dass sie nur eines wollte: für immer und ewig mit ihm zusammenbleiben.
9. KAPITEL
Preston hatte noch nie eine Frau mit auf seine Jacht genommen. Er benutzte sie hauptsächlich für Geschäftsabschlüsse. Es kam ihm sogar seltsam vor, mit Lily allein auf der Jacht zu sein. Wenn er Gäste empfing, kümmerte sich eine fünfköpfige Mannschaft um die Wünsche seiner Geschäftspartner. Da sie nur ein wenig im Golf von Mexiko kreuzen würden, hatte er der Mannschaft frei gegeben und lediglich den Kapitän und den Koch gebeten, an
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