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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Fingerfertigkeit, aber dann musste ich nur Wolfi erklären, was ich haben wollte. Kleine Schwäne aus geeister Butter, die später auf einem Eissee schwimmen sollten? Für Wolfi kein Problem. Aber für Dennis. Der war völlig ausgeflippt, als er den Schwanensee auf dem Buffet sah. »Ihr seid ja beide bekloppt. Das bezahlt uns doch keiner.«
    »Reg dich ab – die Leute werden es mögen, und wer was mag, der sagt es weiter.«
    »Sagt es weiter«, hatte Wolfi geechot. Und zu unserer Ehrenrettung war unsere Kundin im richtigen Augenblick herbeigeschwebt und hatte die Butterschwäne in den höchsten Tönen gelobt.
    Zwei Tage nach der Party hatten schon vier Freundinnen aus ihrem Damenkränzchen angerufen und Aufträge erteilt, was seltsamerweise Dennis Heibuchs Laune nicht verbessern konnte. Vielleicht lag es auch daran, dass Wolfi, jedes Mal, wenn er seinen Bruder sah, zur Melodie von
Cheri, Cheri Lady
sang: »Sagt es, sagt es weiter … sagt es, sagt es weiter …«
    »Willste noch’ne Cola?«, fragte mich der Barkeeper und riss mich aus meinem Tagtraum. »Ich will nämlich jetzt mal rüber, mitfeiern. Du kannst die Tür einfach hinter dir zumachen, wenn du fertig bist.«
    »Ja, danke«, antwortete ich, trat meine Zigarette auf dem Fußboden aus und machte mich an die Arbeit. Wenn ich die letzte Bahn von Wattenscheid zurück in die Bochumer Innenstadt noch kriegen wollte, musste ich mich mit dem Einpacken ranhalten. Ich wollte unbedingt noch die Spätwiederholung von
Ally McBeal
sehen, bevor ich meinen verkürzten Schönheitsschlaf bekam, denn am nächsten Tag hatte ich pünktlich um 7 Uhr am Heibuchschen Zelt, das für den Mittelaltermarkt am Dr.-Ruer-Platz aufgebaut war, anzutreten. Günni hatte mich schon vorgewarnt, der erste Tag sei immer der Schlimmste. »Bis dat ma allet so läuft wie geschmiert … meistens ist der Gasbrenner am Schlappmachen, weisse. Aber dat kriegen wir beide schon hin …«
    »Ich dachte, alle modernen Sachen sind verboten?«, wagte ich einzuwenden, denn in den Richtlinien hatte gestanden, dass die Verkäufer noch nicht einmal Armbanduhren tragen durften und der Gebrauch von Mobiltelefonen in den Buden und Zelten ausdrücklich untersagt sei.
    »Lass dat ma meine Sorge sein. Der gefüllte Ochse grillt sich nich’ von alleine. Vorne is’ eben Holz und Holzkohle und hinten dran is’ Gas. Wat ja keiner merkt. Irgendwoher muss die Hitze ja kommen. Der wird sonz nich gar.«
    »Wie haben die das denn im Mittelalter hingekriegt?«
    »Da war das Fleisch schlecht, bevor et gar war. Und geschmeckt hat dat au’nicht, nach allem, wat man so liest … Außerdem: Ich stell vorne den Wolfi an den Blasebalg für dat Feuer. Sieht total echt aus, und der Junge is’ beschäftigt.«
    Vor meinem geistigen Auge sah ich schon, wie wir mitsamt dem Zelt und dem gefüllten Ochsen explodieren würden, weil Wolfi vom Blasebalg ziemlich schnell gelangweilt sein und unverzüglich Ordnungstätigkeiten übernehmen würde. Außerdem liebte er Dinge, an denen er herumschrauben und drehen konnte. Da kämen ihm die Ventile der Gasflaschen bestimmt gerade recht.
    Als ich den verkleisterten Schokoladenbrunnen in den Transporter hievte, stand plötzlich Matti neben mir, in der Hand einen Briefumschlag.
    »Frau Margret, hier ist das Geld für das Catering«, sagte er. »Frau Elli hat mich gebeten, Ihnen das zu geben.«
    »Danke«, sagte ich, nahm den Umschlag und warf ihn in die Kiste mit dem schmutzigen Geschirr.
    »Wollen Sie nicht nachzählen?«
    »Wird schon stimmen.«
    Matti zupfte an seinen tadellosen Manschetten herum und fragte: »Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«
    »Nein, danke. Ich hab alles drin. Danke für den Auftrag. Und noch mal liebe Grüße an Elli und die anderen.«
    »Gern geschehen. Ich werde es ausrichten.«
    »Ich hoffe, alle waren zufrieden? Trotz Wolfis Sabotage am Schokoladen-Ätna?«
    »Ja. Frau Elli bat mich, Ihnen noch zu sagen, dass Ihr Trinkgeld in dem Umschlag ist. Mit einer Büroklammer markiert.«
    »Ich werde es schon finden. Ich muss jetzt los.« Mir wurde es allmählich ungemütlich. Seit Matti mich im Winter unter Einsatz seines Lebens aus den eiskalten Fluten der Ruhr gefischt und mir danach eine unmissverständliche Nachricht auf dem Handy hinterlassen hatte, die ausdrücklich von seiner Zuneigung zu mir sprach, hatte ich nichts Besseres zu tun gehabt, als in Panik zu verfallen. Seitdem waren unsere Begegnungen immer etwas irritierend und steif. Er war zuvorkommend und

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