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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Schneiderkunst machen wird. Und zwanzig dafür, dass du in der Frankfurter Oper nicht dabei sein wirst! Weil du, Maggie Abendroth, nicht dazu auserkoren bist, am Arm eines gut aussehenden Mannes, und sei er auch noch so schwul, im Glanz von Kristallleuchtern von allen anderen Frauen beneidet zu werden.
    Eine Viertelstunde später rangierte ich den Transporter durch die Hofeinfahrt und hätte beinahe Dimi und Stojko über den Haufen gefahren, die eben aus dem Büro gestürmt kamen. Ich parkte den Wagen vor der Anlieferung der Cateringküche. Als ich ausstieg, waren die beiden verschwunden. Ich öffnete die Seitentür, holte den Briefumschlag mit dem Geld aus dem Geschirrkorb und steckte die fünfzig Euro Trinkgeld ein. Als ich den Umschlag in den Briefkasten des Büros einwerfen wollte, ging die Tür auf und Dennis stand kreidebleich und zitternd vor mir.
    »Hallo«, sagte ich. »Waren das eben Dimi und Stojko?«
    Dennis zuckte zusammen, er hatte mich gar nicht gesehen, obwohl ich direkt vor ihm stand. »Was?«
    »Das waren doch unsere beiden Yugos. Was wollten die hier? Ich dachte, Günni hätte die rausgeworfen?«
    »Die mussten noch ihre Papiere abholen«, murmelte er und ging an mir vorbei.
    »Ah ja … und ich muss die letzte Bahn kriegen, Dennis. Warte mal.« Ich gab ihm das Geld. Er steckte es ein, ohne nachzuzählen, und sagte: »Ja, ja, fahr. Ich lade den Wagen morgen früh aus.«
    »Und was war denn jetzt mit der Ochsenlieferung?«, rief ich ihm hinterher, aber Dennis antwortete nicht, sprang auf die Laderampe der Cateringküche und verschwand im Haus.
    Ich erhöhte die Gesamtpunktzahl auf der Aschenputtel-Skala eigenmächtig auf einhundert glatt, schob die Seitentür des Transporters wieder auf, klaubte ein paar übrig gebliebene Lachskanapees von den Servierplatten und wickelte sie in eine Serviette ein. In der Heibuchschen Wohnung, in der Etage über der Cateringküche, brannte noch Licht und ich hörte die Else singen. Einen Discofox-Schlager aus den 80ern, der grad wieder auf den Markt gekommen war und bei Radio Bochum in Heavy-Rotation lief:
»Tausend goldne Sterne, alle warten nur auf Dich … tausend bange Stunden, doch die zählen nicht für mich …«
Ich knallte die Autotür zu und rannte zur Straßenbahnhaltestelle.

Kapitel 3
    Die Stille, die mich in Wilmas Wohnung empfing, trog, denn in der Küche erwartete mich ein kleines Empfangskomitee, bestehend aus meiner besten Freundin Wilma und ihrer schlechten Laune.
    Madame Friseurmeisterin saß vor einem Glas Rotwein und rümpfte die Nase, als ich die leicht zerquetschten Kanapees aus der durchgefeuchteten, roten Serviette auspackte. »Du kommst ja reichlich spät.«
    »Tja, wenn die andern feiern, gell … Dennis hat mich mit dem ganzen Summs alleine gelassen. Haut mit seinem Bruder ab und kommt einfach nicht wieder. Handy hat er mir auch nicht dagelassen. Ich kann kaum noch gehen. Was weiß ich, wie viel Kilo kalte Platten, warme Platten und dreckiges Geschirr ich heute geschleppt habe.«
    »Man sieht es … Was ist das da, auf deinem Hemd, Maggie? Hoffentlich nicht das, wonach es aussieht.«
    Ich stopfte mir ein zerfleddertes Kanapee mit Schokoladenglasur in den Mund und betrachtete den großen braunen Fleck auf meinem T-Shirt.
    Wilma verzog das Gesicht.
    »Was ist, Wilma? Das auf dem Hemd ist Schokolade, und guck nicht so pikiert auf die Schnittchen. Ich hab Angst, die werden sauer, bevor ich sie verdaut habe. Du musst die Dinger nicht essen.«
    »Das sollte niemand essen müssen.«
    »Dann mach du mir doch schnell was Leckeres«, sagte ich und kippte den Espresso, der seit den frühen Morgenstunden in meiner kleinen Bialetti vor sich hin weste, in meine Prince-Charles-Tasse.
    »Maggie, was macht eigentlich deine Wohnungssuche?«, sagte Wilma ohne Vorwarnung.
    »Darf ich erst mal meinen Kaffee trinken, bevor ich so existentielle Fragen beantworte?«
    »Du kannst mir antworten, während du diese ekelhafte kalte Plörre trinkst.«
    »Warum die Eile? Was ist denn bloß los?«
    Wilma goss Rotwein in ihr Glas und trommelte mit ihren hochglanzlackierten Fingernägeln auf der Tischplatte herum.
    »Also gut – irgendwas sagt mir, dass du es eilig hast. Aber, woher Wohnung nehmen, wenn nicht stehlen?«, sagte ich. »Wie du vielleicht bemerkt haben dürftest, Wilma, schufte ich mir zwischen Frittenfett und Wiener Schnitzel für sechs fünfzig die Stunde den Rücken krumm, da bleibt nicht viel Zeit für die Wohnungssuche.«
    »Ich leih dir einen Zwanni

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