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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ging langsam auf das große Tier zu. Der Pudel machte Sitz, hob den Kopf und schaute sie aus schwarzen Knopfaugen an.
    »Davidoff?«, sagte Elli leise.
    Der Pudel beschnupperte ihre Hand, dann hob er die rechte Pfote. Elli schüttelte sie und sagte: »Elli Ruschkowsky, Schätzken. Komm mal mit rein, ich glaub, ich hab da was für dich.« Sie ließ seine Pfote los. Der Hund folgte ihr, als hätte er in seinem ganzen Leben nie etwas anderes getan. In der Tür drehte sich Elli um und rief: »Ran an die Wurst, Leute. Auf Davidoff! Und wie toll der is’ – ganz weiß – da kann ich prima färben!«
    »Auf Davidoff«, echote die Meute und stürmte den Grill.
    Zwei Stunden später war der Laden so gut wie ausverkauft, und die Gäste hatten sich verabschiedet. Raoul und ich standen vorm
Schickobello
. Er stocherte in den Resten der Grillkohle herum.
    »Esse isse Ssseit zu fahre … bin ich sswei Woche ssu spät«, sagte er und kippte Wasser auf die Asche, das zischend verdampfte.
    »Warum bleibst du nicht hier? Kai-Uwe heult sich die Augen aus nach dir, und der Fußballstammtisch erst … Wir haben da heute versucht, was zu essen. Ich sage dir, Raoul, Katastrophe.«
    Er schüttelte den Kopf. »No. Isse habe Entsseidung getroffe. Isse gehe.«
    Er schüttelte mir die Hand und stieg in seinen voll gepackten Lada. Dann kurbelte er die Scheibe herunter und hielt eine Kladde aus dem offenen Fenster. »Für disse. Für die Kuche. Meine Ressepte. Exklusiv. Adéu, Maggie.«
    Ich nahm das Geschenk in Empfang und sagte: »Danke, Chef. Adéu, Raoul. Fahr vorsichtig.«
    Elli kam aus der Haustür und winkte ihm zu. »Wir kommen dich alle besuchen. Halt einen Tisch frei!« Hinter Elli tauchten die Köpfe von Mia und Berti auf. »Mach ma’ wat Schicket für die Spanier, damit die ma wat auffe Rippen kriegen. Du weiss ja gezz, wie dat geht«, rief Berti.
    Raoul hupte, und dann fuhr er wirklich davon.
    Schade, dachte ich. Alle hatten in den letzten Tagen versucht, ihn zu überreden, seinen eigenen Laden in Bochum aufzumachen, aber er war bei seinem Vorhaben geblieben. Señor Raoul Masdéu-Canals Sáez de Astorga wollte ins beste Restaurant der Welt, zum besten Koch der Welt. Na ja, und die Costa Brava ist nicht nur im Sommer schön. Ich drückte die Kladde an meine Brust. Ob Wilma wohl in den nächsten Tagen ihre Küche freigeben würde, um mich experimentieren zu lassen?
    Winnie und Nikolaj drängten sich an Elli vorbei aus der Tür.
    »Was macht ihr beiden jetzt mit eurem angebrochenen Tag?«, fragte ich.
    »Umziehen«, sagte Winnie und drückte mir ein Schlüsselbund in die Hand.
    »Wir ziehen zusammen. Generalprobe«, sagte Nikolaj und lächelte selig.
    »Wollt ihr, dass ich beim Packen helfe?«
    »Maggie Abendroth! Wir sind schon umgezogen. Du ziehst um. Das ist der Schlüssel für meine Wohnung. Die Generalprobe dauert drei Monate«, erklärte Winnie. »So lange kannst du auf jeden Fall da bleiben. Versprochen.«
    »Njet«, flüsterte Nikolaj mir ins Ohr. »Sie dauert so lange, wie ein ganzes Leben, Dewotschka. Aber er weiß das noch nicht.«
    Der Schlüssel in meiner Hand wog plötzlich achtzig Kilo. Winnie legte einen Arm um meine Schultern und sagte: »Das Tollste ist, du wohnst direkt unter Gerrit-Gretchen van Sandt. Wenn das mal kein Zeichen ist.«
    »Ich kann das nicht«, sagte ich. »Das geht nicht. Auf gar keinen Fall geht das … das kann ich nicht …« Ich drückte Winnie die Schlüssel in die Hand, drehte mich auf dem Absatz um und rannte.
    Du bist in Panik, Maggie Abendroth. Vor ein paar Wochen hättest du noch alles darum gegeben, von ihm zu sich nach Hause eingeladen zu werden. Also bitte?! Deine Wünsche werden erfüllt. Was gibt es zu meckern?
    Nichts – gar nichts – außer, dass Winnie da nicht mehr wohnt. Was würde Gerrit-Gretchen-Pimp-van-Grachtenvan-Sandt dazu sagen?, fragte meine innere Stimme und zog eine Augenbraue hoch.
    »Mach was draus«, antwortete Winnie auf die Frage, die er noch nicht einmal gehört haben konnte. Er überholte mich und wollte mir den Weg versperren. Ich lief einfach weiter. Er drehte sich um und joggte neben mir her.
    »Wohnst du schon, oder heulst du noch?«, flüsterte er.
    Ich blieb stehen. »Ich heul’ noch.«
    »Aber nicht mehr lange, bitte. Dein Umzugswagen wartet. Von Wilma eigenhändig gepackt.«
    Ich drehte mich um. Matti und Rudi standen neben dem Bestattungswagen und winkten. Wilma beugte sich aus dem offenen Fenster und rief: »Nun mach schon, Maggie. Du hast dein

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