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Ausgewechselt

Ausgewechselt

Titel: Ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Zannoner
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zurückkommen musst, als wäre ich ein ausgesetztes Hündchen.«
    Wieder sah Viola auf den Boden, dann brach es aus ihr heraus: »Ich habe mich vorhin aufgedrängt, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war. Ich habe alles kaputtgemacht.«
    »Komm doch näher, wenn du mir das sagst.« Bei diesen Worten hatte Leo wieder diesen verschlagenen Gesichtsausdruck, der sie so aufregte, doch dieses Mal war sie gar nicht wütend. Ihr Herz begann wie verrückt zu schlagen, als sie mit dem Stuhl näher an den Rollstuhl heranrückte. Einige Zentimeter davor verharrte sie, Leo nickte ihr ermunternd zu und neigte den Kopf leicht zur Seite. Viola begriff sofort, dass sie ihn umarmen sollte, legte ihm die Arme um den Oberkörper und schmiegte sich an ihn.
    »Warum bist du denn so schnell abgehauen?«, fragte er leise. Viola spürte, dass er zitterte.
    »Dein Blick … Du sahst … geschockt aus.«
    »Du hast es also nicht bereut?«
    Viola schüttelte den Kopf und sah ihm in die Augen. »Bereut? Ich?« Ihre Überraschung ließ ihn erleichtert auflachen und Viola spürte, wie er sich langsam entspannte. Er sagte: »Ich dachte, dass du es sofort bereut hättest. Es ist nicht leicht, mit einem wie mir zusammen zu sein.«
    Viola legte ihren Kopf auf seine Schulter, ihr Herz raste. »Ich weiß, dass du extrem wählerisch bist, was deine Freundinnen betrifft, und dass du schnell genug von ihnen hast, aber ich wollte das Risiko trotzdem eingehen.«
    Leo strich ihr übers Haar. »Was für ein Risiko? Für mich bist du die Schönste von allen.« Viola löste sich etwas und fuhr ihm mit der Hand durch die Haare. Sie waren samtweich und wickelten sich wie zarte Pflanzentriebe um ihre Finger, ein Gefühl von Zärtlichkeit überkam sie, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Leos Haare zu spüren, sein Gesicht neben ihrem, ihre Körper in inniger Umarmung und das Gefühl, die Schönste für ihn zu sein: Viola war glücklich.

Letzte Hürde
    Das entscheidende Spiel fand in der großen Sporthalle statt, die Luft knisterte vor Spannung, es ging um alles. Die gegnerische Mannschaft aus der Großstadt war der klare Favorit. Alle Prognosen sprachen für sie. Der Trainer hatte seine Spieler zusammengerufen, um eine Ansprache zu halten, wie vor jedem Meisterschaftsmatch. Leo erinnerte sich an Manlios Reden vor wichtigen Spielen: Es wird hart, Jungs, aber wir können es schaffen, der Sieg ist zwar wichtig, aber noch wichtiger ist es, dass wir es bis hierher geschafft haben. Das war die Taktik der Trainer, die Mannschaft zu motivieren, sie nicht mit Ängsten zu lähmen, sondern ihren Ehrgeiz herauszukitzeln. Der Trainer wirkte ganz entspannt und souverän. Wie ein indischer Guru, mit langem Bart und schlabbrigem Trainingsanzug. Der gegnerische Trainer war ein ganz anderer Typ, cool und elegant, in einem dunkelblauen Anzug mit goldener Krawattennadel. Seine Mannschaft verfügte über beachtliche finanzielle Mittel, hieß es, sie hatte bereits auf internationaler Ebene gespielt, eine Partie war sogar im Fernsehen übertragen worden. Es war wie Elefant gegen Maus, oder, wie der Trainer mit ironischem Unterton bemerkte, wie David gegen Goliath. Dann hatte er hinzugefügt: »Aber lasst euch den Vergleich mit der Bibel nicht zu Kopf steigen, Jungs.«
    Die Halle war zum Bersten voll, fast wie bei einem Spiel der Nationalmannschaft. Die Zuschauer schwenkten Fahnen und Schals mit den Farben der beiden Teams. Es gab auch riesige Spruchbänder mit der Aufschrift: »Jungs, bringt uns zum Träumen!«, und hin und wieder rollte eine La-Ola-Welle durchs Stadion, die Fans standen nacheinander von ihren Plätzen auf, rissen die Arme hoch und imitierten eine riesige Welle, die sich durch das weite Rund fortsetzte. Die Atmosphäre erinnerte an ein Volksfest, mit Sprechchören, Luftballons, hochgereckten Schildern mit aufgemalten Herzen und riesigen Plüschtieren. Viele Zuschauer trugen lustige Papierhüte sowie T-Shirts und Schals mit den Mannschaftsfarben.
    Als die Spieler aufs Feld rollten, brandete donnernder Beifall auf, der nicht enden zu wollen schien und die Halle in ihren Grundfesten erschütterte. Die Zuschauer klatschten, johlten und trampelten mit den Füßen auf den Boden, die Tribüne erzitterte wie bei einem Erdbeben. Die Spieler waren wie elektrisiert und ließen sich von der Begeisterung des Publikums mitreißen. Sie hatten zwei Kreise gebildet, in Erwartung des Anpfiffs. Sie hielten sich an den Händen und skandierten ihre Schlachtrufe, die ihnen Glück

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