Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
eignen sich hervorragend dazu, die Mühen und Anstrengungen eines
Protagonisten zusätzlich zu verkomplizieren; ich denke dabei zum Beispiel an die
sieben Tage, die Zatopek van Heerden in
Tod vor Morgengrauen
zur Verfügung
stehen, um ein Testament aufzuspüren, oder an die zweiundsiebzig Stunden, in denen
es Tobela Mpayipheli von Kapstadt nach Lusaka schaffen muss, um das Leben eines
alten Freundes zu retten (
Das Herz des Jägers
). Doch am weitesten
verbreitet ist das Motiv der tickenden Zeitbombe, wie ich sie in der Fernsehserie
Transito
eingesetzt habe.
Der Zeitablauf kann auch dazu dienen, eine
Kriminalgeschichte zu verdichten. So habe ich in
Der Atem des Jägers
versucht, die Chronologie ein wenig zu verdrehen, um den Lesern ein
zusätzliches Rätsel aufzugeben.
Bei jedem Buch achte ich sehr stark
auf die Stimmigkeit der erzählten Zeit und lege stets ein Schema in Excel an, um
sicherzugehen, dass ich die Tage, Wochen und Monate richtig zähle. Dieser Prozess
lag zum Beispiel dem Konzept von
13 Stunden
zugrunde, in dem die Zeit die
gesamte Struktur des Buches bestimmt.
Doch das Wesen der Zeit fasziniert mich auch auf einer
anderen Ebene. Ihre Physik macht mich sprachlos – Einsteins Relativitätstheorie,
Zeit als »vierte Dimension« und all die schönen fiktionalen Perspektiven, die sich
mir dadurch eröffnen.
Außerdem liebe ich seit meiner Teenagerzeit Science
Fiction, vor allem, wenn sie von Zeitreisen handelt. Meine Lieblingsromane sind
Die Zeitmaschine
von H. G. Wells,
Reise in die Zukunft
von
Robert A. Heinlein,
Zeitschaft
von Gregory Benford (Astrophysiker an der
Universität Kalifornien),
Replay
von Ken Grimwood,
Somewhere in Time
von Richard Matheson und das etwas jüngere Werk
Die Frau des Zeitreisenden
von Audrey Niffenegger.
Diese Vorliebe führte dazu, dass es auch mich irgendwie
reizte, selbst irgendwann eine Geschichte zu schreiben, die von einer Manipulation
der Zeit handelt. (Wobei die Tatsache, dass berühmte Krimiautoren wie Ed McBain und
John D. MacDonald ebenfalls Science Fiction geschrieben haben, zusätzlich
motivierend wirkte. Irgendwie fand ich es beruhigend, dass man sich durchaus hin und
wieder aus seiner Nische herausbewegen kann. Ehrlich gesagt habe ich mich bei
Auszeit
möglicherweise ein wenig von
The Girl, the Gold Watch And
Everything
von John D. MacDonald inspirieren lassen – was mir jedoch erst
bewusst wurde,nachdem ich die Arbeit an der Geschichte bereits
beendet hatte.)
Im März 2008 sandte mir Frieda le Roux von der Tageszeitung
Die Burger
eine E-Mail, in der sie mich um eine Fortsetzungsgeschichte bat. Damit reifte
der unbestimmte Reiz rasch zu einem konkreten Plan heran. Frieda stellte jedoch
einige Bedingungen:
Es mussten zwölf Folgen à ungefähr 2000
Wörtern werden.
Es sollte eine Geschichte sein, die
typisch für die Kapregion war und mit der sich ein Großteil der Leser
identifizieren konnte.
Es durften keine expliziten Sex- oder
Gewaltszenen darin vorkommen.
Das ließ mir mehr als
genug Freiheit für die Gegebenheiten von
Auszeit
, und ich begann,
systematisch den groben Verlauf der Geschichte zu entwerfen.
Die Kernidee war,
dass ich eine junge Frauenfigur schaffen wollte, die die Fähigkeit besaß, die Zeit
anzuhalten – und dass ich diese Eigenschaft in einen Krimi verpacken wollte, um die
Leser nicht zu sehr zu befremden.
Der nächste Schritt bestand darin, die Geschichte in eine
Umgebung einzubetten, in der Zeit eine große Rolle spielt, rein wegen der Dramatik
und des Spannungseffekts. Ein gutgehendes Restaurant war eine der Möglichkeiten, vor
allem im Hinblick auf einen potentiellen Schluss. Daraus entstanden Johnnie (der
Ermittler) und Pearlie (die Restaurantbesitzerin) October. Alles Übrige ergab sich
als logische Folge daraus.
Es gab mehrere Elemente, die die
Arbeit an
Auszeit
zu einer interessanten Erfahrung machten. Erstens die
Struktur:
Ich
glaube, dass Struktur in dem von mir gewählten Genre von essentieller Bedeutung ist.
Sie bildet das Rückgrat einer Geschichte und die Richtschnur für den Spannungsbogen.
Wenn es einem gelingt, jeden Teil der Struktur befriedigend einzusetzen, stehen die
Chancen für ein Gelingen der Geschichte gut.
Aus welchen Teilen
besteht die Struktur? Ich persönlich schätze die Abhandlung »Technik des Dramas« des
deutschen Romanciers und Theoretikers Gustav Freytag (1816–1895) über die fünf
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