Ausziehen!
Ihnen diese mitzuteilen. Ich kann jedoch nur schwerlich in Erfahrung bringen, wo er sein Tagebuch aufbewahrt hat, wenn ich keinerlei Kenntnisse über sein -«
»Wie ich schon gesagt habe, Ms. McMullen, ich glaube nicht, dass dieses Tagebuch überhaupt existiert!«
Ich verzog das Gesicht. Wenn ich unterbrochen werden wollte, konnte ich genauso gut meine Mutter anrufen. »Und was ist der Grund dafür, dass Sie zu diesem Schluss gekommen sind?«
Ich konnte sein barbarisches Grinsen fast durch das Telefonkabel hören. »Ich habe ja durchaus verstanden, dass Sie seine Psychiaterin waren, Ms. McMullen.« Ich korrigierte ihn nicht. Wenn Reivers so kindisch war und andauernd versuchte, mich mit falschen Bezeichnungen zu ärgern, dann wollte ich ihm diese Freude gerne machen. »Und dass Sie darüber hinaus äußerst professionell gearbeitet haben, aber ich befürchte, dass Bomstad diesbezüglich nicht mit der hundertprozentigen Wahrheit herausgerückt ist.«
Leck mich, dachte ich, aber mein Ton blieb ruhig. »Vielleicht wussten Sie es noch nicht, Mr. Repper, aber in jeder Lüge steckt ein Körnchen Wahrheit.«
»Sie haben nicht wirklich viel Erfahrung mit bekannten Straftätern, oder, Ms. McMullen?«
»Ungeachtet dessen, was Sie vielleicht glauben mögen, ist diese Theorie korrekt. Und ich bin fest davon überzeugt, dass ich Bomstads Persönlichkeitsstrukturen besser einschätzen könnte, wenn ich einen Blick auf seine Akten werfen dürfte.«
»Oder Sie würden nach der Akteneinsicht einen Weg finden, um meine Ermittlungen zu vermasseln.«
»Ich bin unschuldig«, knurrte ich. »Ich werde überhaupt nichts vermasseln.«
»Das ist dann wohl mein Problem«, gab er zurück. »Warum sind Sie so scharf darauf, mir zu helfen, Ms. McMullen?«
Einen Augenblick lang stockte mir der Atem, als ich über sein »Problem« nachdachte, aber ich fand den roten Faden wieder und bastelte mir eine Antwort zurecht. »Einige von uns sind in der Tat gesetzestreue Bürger, Mr. Reebler, entgegen Ihrer abgestumpften Meinung!«
»Dann hat das Ganze also nichts damit zu tun, dass Sie Ihre eigene Haut retten wollen?«
»Nicht im Geringsten.« Eigentlich total blöd, so etwas zu behaupten. Ich befürchte, dass selbst Rivera nicht dumm genug war, um mir das abzukaufen. Sein Gelächter gab mir Recht.
»Vielen Dank für Ihr Angebot, Ms. McMullen, aber ich denke, dass das LAPD weiter ohne Ihre Hilfe zurechtkommen muss.«
Ich verspürte das dringende Bedürfnis, ihm wüste Beschimpfungen um die Ohren zu hauen, aber ich hielt mich zurück. Ich war vernünftig, ausgeglichen und äußerst professionell.
Ich legte den Hörer auf und tätigte sofort einen anderen Anruf. »Solberg«, sagte ich, »Christina hier. Ich will allen Dreck, den du über Rivera finden kannst.«
Von da an gestaltete sich das weitere Vorgehen recht simpel. Ein paar AB-Mitteilungen und eingelöste Gefallen später - und voilà, schon befand ich mich am folgenden Samstag im Hundepark, dem gleichen Hundepark, in dem Riveras Ex am Wochenende ihren Hund Gassi führte.
Zugegeben, der Greyhound, den ich ausführte, gehörte nicht mir; ich war geschlagene fünfundvierzig Minuten durch die Gegend kutschiert und hatte mich dabei zweimal verfahren, um zu dem mit Hundekot übersäten Grüngürtel zu gelangen, und ich fühlte mich dabei, als würde ich Staatsgeheimnisse an die Al-Qaida verraten. Trotzdem war ich hier.
Sophie, der besagte Greyhound, starrte mich mit glänzenden Augen an, als ich auf dem Schotterparkplatz anhielt. Draußen liefen schon viele Hunde herum, und sie nickte mir mit dem Kopf zu, als wollte sie mir sagen, sie wolle endlich aussteigen. Ich spreche kein Hündisch. Meine Mutter hatte mal einen Cockerspaniel besessen, der dringend einen Exorzisten nötig gehabt hätte, aber da hörte mein Wissen über Hunde auch schon wieder auf. Während meiner Kindheit hatte der Hund meistens auf meinen Teppich gepinkelt und versucht, mir die Finger abzubeißen, wenn ich mein diesbezügliches Missfallen äußerte.
Sophie schien da zugänglicher zu sein. Eddie, ihr Besitzer, hatte bei mehr als nur einer Gelegenheit von ihr geschwärmt. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich auf die Meinung eines Mannes verlassen konnte, der seinen Hund Prinzessin nannte und ihr Kissen mit Namenszug kaufte, die mit Quasten und Troddeln verziert waren. Eddie war wirklich so. Wir waren eine kurze Zeit miteinander ausgegangen, und, um ehrlich zu sein, er war einer von den guten Kerlen,
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