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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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anrief, dachte ich über Verlangen gar nicht nach, sondern wollte eigentlich nur mit ihm reden, oder bestenfalls mit ihm zur Nacht der Museen fahren.
     
    SMS von Marc
    2:31, 4 Mai.
     
    antworte doch..
     
    Um 2:36 Uhr ruft er an, lässt aber nur einmal klingeln. Hallo? Wie soll ich denn so schnell ans Telefon gehen?
    Ich schalte es aus und versuche zu schlafen. Versuche zu schlafen. Was ist, wenn er unten steht, spontan vorbeigefahren ist und das Licht brennen sah? Wie unheimlich. Flora schläft schon längst. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich emotional wieder auf ihn einlasse und versucht bin, mich in meiner Leidenschaft für ihn gänzlich fallen zu lassen. Dann stelle ich mir ein Telefonat mit ihm vor. Jetzt. Jetzt. Jetzt ist es 5:30 Uhr und ich schlafe endlich ein. Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker, um 7 Uhr stehen wir auf, aber ich habe verschlafen, jetzt ist es schon 7:30 Uhr.

MARC, DAS 2. TELEFONAT
     
    Freitag, 4. Mai 2012
    Den ganzen Tag fühle ich mich betrunken vor Müdigkeit, beim Autofahren muss ich besonders aufpassen. Aber ich bin fröhlich und nehme alles mit großer Gelassenheit.
     
    Abend.
    Ich schreibe ihm:
     
    SMS an Marc
    20:07, 4 Mai.
     
    Ich war wach und konnte nicht mehr einschlafen. Sehen wir uns nächstes Wochenende?
     
    SMS von Marc
    20:27, 4 Mai.
     
    in einer woche also? warum hast du nicht geantwortet wenn du wach warst?
     
    Berechtigte Frage.
     
    Ich rufe ihn an. Ich höre ein Rauschen im Hintergrund. Er sitzt vermutlich in der Straßenbahn. Der Gedanke, dass mein Vater, der täglich dieselbe Linie fährt, zufällig neben ihm sitzen könnte und das ganze Gespräch mitbekommt, bringt mich zum Lachen.
    »Hallo Marc, hier ist Gill.« Bei Anrufen dieser Art, sage ich immer gerne beide Namen in einem Satz, das verbindet dann schon mal zu Anfang. Aber eigentlich ist es überflüssig, denn meinen Namen sieht er ja schon auf dem Display. Wenn er mich als »Gill« und nicht als »MILF 34 « abgespeichert hat.
    »Wo bist du gerade? Unterwegs?«
    »Ich sitze in der Bahn, und wo bist du?«
    »Zuhause.« Ja, wo soll ich denn sonst sein?
    »Warum hast du mir gestern nicht geantwortet, wenn du wach warst?«
    »Flora ist krank, sie hat Fieber. Ich stand gerade mit einem Löffel Fiebersaft am Bett, als du dich gemeldet hast.« So sieht die Realität hinter romantischen Kurzmitteilungen aus.
    »Moment. Du standst mit einem Löffel Fiebersaft am Bett?«
    »Ja.«
    »Heißt das, du konntest nicht mehr einschlafen, weil dein Kind krank ist?« Er will es aber ganz genau wissen. Höre ich da Enttäuschung in seiner Stimme, oder will er mich nur necken? Hallo? Hier hört die ganze Straßenbahn mit, einschließlich mein Vater!
    »Ja, auch. War ne turbulente Nacht... Aber ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du dich gemeldet hast.« Gut. BITTESCHÖN, eine Interpretation meiner SMS frei Haus. Jetzt fällt mir plötzlich auf, dass auf der anderen Seite womöglich genauso lange gerätselt und interpretiert und aufs Display gestarrt wird. Wie soll man kurze Sätze ohne Ton und Mimik denn auch deuten? Das fällt wohl jedem schwer.
    »Du bist doch letztes Mal mit der Bahn nach Hause gefahren. Welche Haltestelle bist du ausgestiegen?«, will er wissen.
    »Am See. Wo steigst du denn immer aus?«
    »Pferdekoppel. Kannst du mir nicht zum See entgegen kommen, und wir machen einen Spaziergang zusammen?«
    »ACH Marc, ich würde dir so gerne entgegen gehen, aber ich kann doch hier nicht weg. Die Kinder. Wollen wir uns dann nächstes Wochenende verabreden?«
    »Wieso nicht dieses?«
    »Flora ist krank und bleibt bei mir. Wir haben aber neuerdings die Regelung, dass beide Kinder jeden Samstagabend und den ganzen Sonntag zu Felix gehen.« Ich muss befreit lachen: »Ja, das finde ich auch ganz gut so. Aber wolltest du denn dieses Wochenende nicht wegfahren?«
    »ACH da ist nichts draus geworden, das ging drunter und drüber und nach und nach sind alle wieder abgesprungen... aber wenn du möchtest, können wir uns auch dieses Wochenende spontan treffen. Ich komme zu dir oder in deine Nähe, und wir laufen ne Runde.«
    »Ja, das können wir machen. Dann mit Flora, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Aber wenn sie krank ist, lieber nicht... wir können auch nochmal telefonieren.«
    »Ja, in Ruhe. Ich habe hier kein Telefon, Internet, Fernsehen, die ganze Häuserreihe ist betroffen. Wir haben neue Laternen bekommen, und dabei ist dann wohl ein Kabel durchtrennt worden.«
    »Schreib’ mir doch zwischendurch mal ’ne

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