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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mädchen zurücklassen. Abrupt stieß sie die Tür auf und trat ohne Zögern ein. Im Zimmer saß Taliesin, der Merlin.
    Doch er spielte nicht; er hielt die Hände im Schoß gefaltet und beugte sich aufmerksam lauschend vor. Sie sah auch Viviane in einem einfachen Hausgewand – nicht an ihrem gewohnten Platz, sondern etwas weiter vom Feuer entfernt. Sie hatte den Ehrenplatz dem fremden Harfner überlassen. Es war ein junger Mann im grünen Gewand des Barden; er war nach römischer Sitte rasiert und hatte rötlich schimmerndes, schwarzbraunes lockiges Haar. Seine Stirn wirkte beinahe zu hoch, und Morgaine erwartete, daß die tiefliegenden Augen unter den Brauen dunkel wären, aber sie waren leuchtend blau. Er runzelte die Stirn über die Störung, und seine Hände verhielten mitten in einem Akkord. Auch Viviane sah mißbilligend auf, überging jedoch Morgaines unhöfliches Benehmen. »Komm her, Morgaine, und setze dich neben mich. Ich weiß, du liebst Musik; ich dachte, du würdest gerne Kevin, den Barden, hören.«
    »Ich habe vor der Tür gelauscht.«
    Der Merlin lächelte. »Dann komm schon herein und setze dich zu uns. Kevin ist neu in Avalon. Ich glaube, wir können viel von ihm lernen.«
    Morgaine ging zu Viviane hinüber und setzte sich auf einen niedrigen Hocker neben sie. Die Herrin vom See sagte: »Meine Nichte Morgaine, Herr. Auch in ihr fließt das königliche Blut von Avalon. Vor Euch, Kevin, seht Ihr die Frau, die in den kommenden Jahren Herrin hier sein wird.«
    Morgaine machte eine überraschte Bewegung. Sie hatte bis jetzt nicht gewußt, was Viviane mit ihr plante. Doch der Zorn erstickte die aufsteigende Dankbarkeit.
Sie glaubt, ein freundliches Wort oder eine Schmeichelei genügen, und ich werde ihr wie ein Hündchen die Füße lecken!
    »Möge dieser Tag fern sein, Herrin von Avalon, und möge Eure Weisheit uns noch lange leiten«, sagte Kevin glatt. Er schien ihre Sprache gut gelernt zu haben – Morgaine konnte mehr ahnen als hören, daß es nicht seine Muttersprache war. Ein kurzes Zögern und Nachdenken, ehe er redete, verrieten ihn, obwohl die Setzung der Worte fast fehlerlos war; schließlich besaß er das Ohr eines Musikers.
    Morgaine schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre – vielleicht etwas älter. Aber sie sah ihn nach dem ersten überraschenden Blick in seine strahlend blauen Augen nicht genauer an und betrachtete statt dessen die große Harfe auf seinen Knien um so eifriger. Wie Morgaine vermutet hatte, war sie sogar etwas größer als die Harfe, die Taliesin an hohen Festtagen spielte. Sie unterschied sich durch ihr dunkles, rötlich glänzendes Holz von den Harfen in Avalon, die aus der hellen Weide geschnitzt wurden. Morgaine fragte sich, ob sie deshalb diese seidigen, klaren Töne hervorbrachte. Die Rundungen waren vom anmutigen Schwung einer Wolke, die Wirbel bestanden aus merkwürdig blassem Bein, und das ganze Instrument schmückten fremdartige aufgemalte Runen, die Morgaine, die wie jede gebildete Frau Griechisch lesen und schreiben konnte, jedoch nicht kannte.
    Kevin bemerkte ihre Aufmerksamkeit und sagte etwas weniger mißbilligend: »Ihr bewundert
meine
Herrin.« Seine Finger strichen zärtlich über das dunkle Holz. »Ich gab ihr diesen Namen, als sie für mich gebaut wurde… Sie ist das Geschenk eines Königs. Sie ist die einzige Frau, ob Mädchen oder Matrone, deren Zärtlichkeiten ich nie überdrüssig werde und deren Stimme ich immer hören kann.«
    Viviane lächelte Kevin an. »Wenige Männer können sich einer so treuen Geliebten rühmen.«
    Sein Lächeln wurde bitter: »Oh, wie alle Frauen liebt sie die Hand, die sie streichelt. Aber ich glaube, sie weiß, daß ihr meine Berührung den höchsten Genuß bereitet. Und da sie wie alle Frauen unersättlich ist, bin ich sicher, daß sie mich am meisten liebt.«
    Viviane entgegnete: »Das klingt, als hättet Ihr keine gute Meinung von Frauen aus Fleisch und Blut.«
    »Das stimmt, Herrin… die Göttin ausgenommen…« Er sprach mit einem Anflug von Ironie, aber nicht spöttisch. »Ich bin damit zufrieden, keine andere Geliebte als meine Herrin zu haben. Sie tadelt
    mich nie, wenn ich sie vernachlässige; sie ist immer dieselbe liebevolle Gefährtin.«
    Morgaine hob den Blick und sagte: »Vielleicht behandelt Ihr sie besser als eine Frau aus Fleisch und Blut, und sie belohnt Euch pflichtschuldigst und in höchsten Tönen dafür.«
    Viviane runzelte die Stirn, und Morgaine wußte, daß sie zu weit gegangen war. Plötzlich

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