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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Reihen! Und Lot mit seinem Haß auf Uther würde lieber einem bemalten Häuptling folgen, der dem Pferdegott dient!«
    Selbst die Vergnügungen des Markts konnten Igraine bald nicht mehr reizen. Es hatte beinahe jeden Tag geregnet, und Igraine, die beim zweiten Marktgang ein paar Nadeln gekauft hatte, saß von nun an im Haus und besserte ihre Kleider und die ihres Mannes aus. Sie wünschte, sie hätte ihren Webstuhl hier, damit sie mit dem feinen Garn weben konnte. Sie zerteilte den gekauften Stoff und begann, Handtücher zu nähen, säumte den Rand und faßte ihn mit farbigem Garn ein. In der zweiten Woche bekam sie ihre Tage, die dem Mond unterlagen; sie war traurig und fühlte sich betrogen. Also hatte sie doch nicht den Sohn empfangen, den Gorlois sich erhoffte. Sie war noch nicht zwanzig; sie konnte wohl kaum schon unfruchtbar sein!
    Sie dachte an die alte Geschichte, die sie einmal gehört hatte. Eine Frau, die mit einem älteren Mann verheiratet war, schenkte ihm keinen Sohn. Schließlich stahl sie sich nachts aus dem Haus, legte sich zu einem Hirten, und der alte Ehemann war sehr stolz auf den gesunden Sohn, den sie ihm gebar. Wenn ihr Leib keine Frucht trug, dachte Igraine gereizt, lag es vermutlich nur an Gorlois!
Er
war alt, und die jahrelangen Feldzüge und Kriege hatten sein Blut dünn und kraftlos werden lassen. Zwischen Bestürzung und Schuldgefühlen schwankend, dachte sie an ihren Traum. Merlin und Viviane hatten es gesagt: Sie sollte dem Großkönig einen Sohn schenken, der das Land aus seiner Zerrissenheit herausführen würde. Und Gorlois selbst hatte erklärt, wenn Ambrosius einen Sohn hinterlassen hätte, gäbe es jetzt nicht dieses unwürdige Streiten. Falls Uther zum Großkönig gewählt wurde, brauchte er wirklich dringend einen Sohn.
Ich bin jung und gesund. Als seine Königin könnte ich ihm den Sohn schenken …
Und jedesmal, wenn ihre Gedanken hier ankamen, weinte sie voller Verzweiflung über die Ausweglosigkeit der Lage.
Ich bin mit einem alten Mann verheiratet; mein Leben ist mit neunzehn Jahren schon vorbei. Ebensogut könnte ich eine alte verbrauchte Frau sein, der nichts mehr daran liegt, ob sie lebt oder stirbt; die nur noch am Feuer sitzt und an den Himmel denkt!
    Igraine legte sich ins Bett und sagte Gorlois, sie sei krank.
    Einmal besuchte sie der Merlin in dieser Woche, während Gorlois in der Ratsversammlung saß. Sie hätte ihm am liebsten all ihren Zorn und ihr Elend ins Gesicht geschleudert – er hatte das angerichtet! Sie war zufrieden gewesen und hatte sich ihrem Schicksal gefügt, bis er sie aufstörte! Aber Vater hin, Vater her, es war undenkbar, den Merlin von Britannien zu beschimpfen.
    »Gorlois hat mir gesagt, daß du krank bist, Igraine. Kann ich dir mit meinen Heilkünsten helfen?«
    Igraine sah ihn verzweifelt an. »Nur wenn Ihr mich jung machen könnt, Vater. Ich fühle mich so alt, Vater, so alt!« Er strich ihr über die glänzenden kupferfarbenen Locken und erwiderte: »Ich sehe weder graue Haare noch Falten in deinem Gesicht, mein Kind.«
    »Aber mein Leben ist vorbei. Ich bin eine alte Frau, die Ehefrau eines alten Mannes…«
    »Beruhige dich, beruhige dich«, sagte der Merlin tröstend, »du bist müde und krank. Wenn der Mond wechselt, wirst du dich sicher wieder besser fühlen. Es ist das beste, Igraine«, sagte er und sah seine Tochter scharf an. Plötzlich wußte sie, daß er ihre Gedanken gelesen hatte; er schien geradewegs zu ihnen zu sprechen und zu wiederholen, was er in Tintagel zu ihr gesagt hatte:
Du wirst Gorlois keinen Sohn gebären.
    »Ich fühle mich… wie in einer Falle gefangen«, klagte sie, senkte weinend den Kopf und schwieg.
    Er strich ihr über das wirre Haar: »Schlaf ist das beste Mittel gegen deine Krankheit, Igraine, und Träume heilen dein Leiden. Ich bin ein Meister der Träume und will dir einen Traum senden, der dich gesund macht.« Segnend hob er die Hände über sie und ging.
    Igraine fragte sich, ob es daran lag, daß der Merlin ihr etwas angetan oder Viviane sie verzaubert hatte – vielleicht hatte sie doch ein Kind von Gorlois empfangen und es wieder abgestoßen? Das kam vor. Sie konnte sich aber nicht vorstellen, daß der Merlin ihr Kräuter oder ein Mittel ins Bier gemischt hatte; vielleicht stand es in seiner Macht, es durch Magie oder Zaubersprüche zu bewirken. Dann dachte sie, daß es vielleicht tatsächlich so das beste war. Gorlois war alt. Sie hatte den Schatten seines Todes gesehen. Sollte sie vielleicht

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