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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verzweifelt versuchte, sich an ihrem Körper zu erregen. Es gelang ihm nicht, und schließlich ließ er mit einem wilden, geflüsterten Fluch von ihr ab.
    »Verfluchte Hexe, hast du meine Männlichkeit verzaubert?«
    »Nein«, sagte sie leise und voller Verachtung. »Aber wenn ich solche Zaubersprüche kennen würde, ich hätte es getan, mein starker und feuriger Gemahl. Glaubt Ihr, ich würde weinen, weil Ihr mich nicht mit Gewalt nehmen könnt? Versucht es doch. Ich werde hier liegen und Euch ins Gesicht lachen.« Gorlois richtete sich auf und ballte die Faust.
    »Nur zu«, sagte sie, »schlagt mich nur. Es wäre nicht das erste Mal. Vielleicht fühlt Ihr Euch dann Manns genug, und Euer Speer hebt sich!«
    Mit einem schrecklichen Fluch wendete er sich von ihr ab und legte sich wieder hin. Igraine konnte keine Ruhe finden. Sie zitterte am ganzen Körper, aber sie wußte, sie hatte sich gerächt. Und wirklich, während der langen Rückreise nach Cornwall vermochte Gorlois nicht mehr in sie einzudringen, so sehr er sich auch mühte. Und am Ende fragte sich Igraine, ob sie in ihrem gerechten Zorn ohne es zu wissen tatsächlich seine Männlichkeit verzaubert hatte. Und mit der Hellsicht einer Priesterin erkannte sie, daß Gorlois bei ihr nie wieder Befriedigung finden würde.

6
    Cornwall schien mehr denn je am Ende der Welt zu liegen. Gorlois hatte sie dort unter Bewachung zurückgelassen. Er war kalt und schweigsam gewesen und fand weder ein gutes noch ein böses Wort für sie. Und in den ersten Tagen des Alleinseins fragte sich Igraine, ob Tintagel noch in der wirklichen Welt war oder bereits wie Avalon im Nebelreich… im Feenreich lag. Wie abgeschnitten war sie von der Welt, die sie auf der einen kurzen Reise kennengelernt hatte.
    Aus Morgaine schien inzwischen ein kleines, ernsthaftes, ruhiges Mädchen geworden zu sein. Ständig stellte sie Fragen über alles, was sie sah. Auch Morgause war gewachsen. Ihr Körper hatte sich gerundet, und das Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den langen Wimpern unter den dunklen Augenbrauen verlor seine Kindlichkeit.
Sie ist schön,
dachte Igraine, ohne sich bewußt zu sein, daß sie mit vierzehn Jahren selbst so ausgesehen hatte wie die Schwester.
    Morgause freute sich unbändig über die Geschenke, die Igraine ihr mitgebracht hatte. Wie ein verspieltes Hündchen hüpfte und tanzte sie ausgelassen um Igraine und auch um Gorlois herum. Sie redete übersprudelnd auf ihn ein, warf ihm verstohlene Blicke zu und versuchte, sich auf seinen Schoß zu setzen, als sei sie nicht älter als Morgaine. Igraine beobachtete, das Gorlois sie nicht lachend wie ein Hündchen beiseite schob, sondern ihr lächelnd über die langen roten Haare strich und ihr in die Wangen kniff.
    »Du bist zu alt für solche Albernheiten, Morgause«, sagte Igraine streng. »Bedanke dich bei dem Herzog von Cornwall, nimm die Geschenke und geh in deine Kammer. Die Seidenstoffe kannst du wegräumen, denn solange du nicht erwachsen bist, wirst du solche Dinge nicht tragen. Und glaube nicht, jetzt schon die Dame spielen zu können!«
    Morgause nahm die hübschen Dinge und ging weinend in ihre Kammer. Igraine beobachtete, mit welchen Blicken Gorlois dem Mädchen nachsah. Abgestoßen dachte sie:
Morgause ist erst vierzehn!
Dann erinnerte sie sich verwirrt daran, daß sie selbst nur ein Jahr älter gewesen war, als man sie mit Gorlois verheiratet hatte.
    Später sah sie die beiden zusammen in der Halle. Morgause legte vertraulich den Kopf an seine Schultern, und Igraine bemerkte seinen Blick. Heftiger Zorn überkam sie – nicht so sehr auf Morgause, sondern auf Gorlois. Ihr entging nicht, daß die beiden wie ertappt auseinanderfuhren, als sie die Halle betrat. Nachdem Gorlois die Schwestern allein gelassen hatte, heftete Igraine ihre Augen so lange unerbittlich auf Morgause, bis das junge Mädchen verlegen zu kichern begann und auf den Fußboden starrte.
    »Weshalb siehst du mich so an, Igraine? Fürchtest du, daß Gorlois mich lieber hat als dich?«
    »Gorlois ist zu alt für mich. Wieviel älter muß er dann für dich sein! In dir glaubt er mich wieder zu haben, wie ich damals war, als wir uns kennenlernten… zu jung, um ihn zurückzuweisen oder nach anderen Männern zu schauen. Ich bin nicht länger ein gefügiges Mädchen, sondern eine Frau mit eigenen Vorstellungen. Vielleicht glaubt er, mit dir ein leichteres Spiel zu haben.«
    »Vielleicht«, erwiderte Morgause frech, »solltest du dich darum bemühen, deinen

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