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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wesen nicht töten.
    Kurz vor Erreichen des Wassers rutschte die Gestalt noch mal aus. Sie war einfach zu staksig gegangen. Als sie fiel, stützte sie sich ab, kam wieder hoch und setzte ihren Weg fort.
    Earl Cameron starrte ihr nach. Er dachte nicht im Traum daran, die Gestalt zu verfolgen. Sie erreichte das Wasser ungefähr dort, wo das Schlauchboot lag. Es war eine günstige Stelle, um den See zu betreten, denn er war hier etwas flacher.
    Das nutzte die Gestalt aus. Sie trat in das Wasser, und eigentlich hätte sie Wellen erzeugen müssen, was jedoch nicht der Fall war. Sie glitt hinein, und auch jetzt war kein Laut zu hören.
    Ob und wie sie das Schiff enterte, blieb Cameron verborgen. Er drehte sich um und kam sich vor wie von einer fremden Macht gelenkt. So ging er auf seinen Wohnwagen zu. Erst in der offenen Tür drehte er sich noch einmal um.
    Das Schiff war nicht mehr da. Da auch kein Nebel herrschte, hatte er einen freien Blick über das Wasser und sah sogar das einsame Licht am Ufer gegenüber.
    Ein Traum?
    Es kam über ihn. Er konnte nicht anders. Earl Cameron musste einfach lachen, und dieses Lachen brach förmlich aus ihm hervor. Es zerriss die Stille wie der Schuss vorhin, aber es klang nicht fröhlich, denn es hörte sich an, als würde Earl sich selbst auslachen.
    Und irgendwie traf es auch zu...
    ***
    »Du bist aber sehr lange weg gewesen!«
    Mit diesen Worten empfing die Tierärztin Maxine Wells ihren Schützling. Der Vorwurf in der Stimme war nicht zu überhören. Trotzdem nahm Maxine Carlotta in die Arme und drückte sie an sich.
    »Ja, ich bin lange weg gewesen, und das hatte auch seine Gründe, Max.«
    »Toll. Hat es dir so gut gefallen?«
    Carlotta löste sich aus dem Griff. »Ich weiß nicht, ob man da von gefallen sprechen kann. Es ist schon möglich, aber ich denke da ein wenig anders.«
    »Und wie?«
    »Hast du was zu trinken?«
    »Ja, natürlich, setz dich schon mal.«
    Das Vogelmädchen betrat die Hütte. Sie bestand aus einem Raum, in dem gewohnt und geschlafen wurde. Allerdings war er recht geräumig und bot für zwei Personen genügend Platz.
    Es gab eine Couch, die ausgezogen als Bett genutzt werden konnte. Sie war bereits zum Bett umfunktioniert worden, aber Maxine hatte noch nicht gelegen, sondern in dem alten Ohrensessel gehockt und im Schein der Stehlampe, die ein honiggelbes Licht verstreute, ein Buch gelesen. Es lag aufgeschlagen auf der Sitzfläche.
    Sie ging hinter Carlotta her. Das Vogelmädchen legte sich nicht auf das Bett. Es nahm auf der Endkante Platz und legte die Hände ausgestreckt aneinander.
    Maxine Wells schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Es wurde heller, und sie konnte erkennen, dass sich ihr Schützling auf seinem Ausflug nicht verletzt hatte. Das sah sie schon mal als gutes Zeichen an.
    »Und jetzt bin ich gespannt, was du mir zu erzählen hast.« Maxine setzte sich neben sie.
    »Ich habe etwas gesehen.«
    »Toll.« Maxine gab sich bewusst locker. Sie wollte Carlotta eine Chance geben, sich völlig normal zu verhalten.
    »Das war nicht so toll.«
    »Dann erzähl mal.«
    »Ich – ich – sah ein Schiff.«
    Maxine lächelte. Sie strich über ihr blondes Haar und hob die Schultern an. »Ist das etwas Besonderes? Wir sind hier auf einem See. Es gibt Ausflugsschiffe, die...«
    »So war das nicht.«
    »Wie dann?«
    »Es war kein richtiges Schiff, obwohl es so ausgesehen hat. Es war ein Geisterschiff.«
    Die Tierärztin sagte nichts. Ihr hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen. Sie war einiges gewohnt, aber dass Carlotta so etwas sagte, war doch ein wenig krass.
    »Habe ich richtig gehört? Hast du von einem Geisterschiff gesprochen?«
    »Ja.« Mehr brachte Carlotta nicht hervor.
    »Und wie kommst du darauf, dass es ein solches Schiff gewesen ist?«
    »Weil auch ein Geist an Bord war.«
    »Aha.«
    »Und der wollte mich umbringen und mir mit seinem Säbel den Kopf abschlagen.«
    Maxine Wells war sprachlos geworden. Mit einer derartigen Eröffnung hatte sie nicht gerechnet. Aber zugleich war die Neugierde in ihr hochgestiegen, und sie schlug vor, dass Carlotta ihr alles von Beginn an erzählen sollte. Danach konnte man weitersehen.
    »Das wollte ich auch. Es ist alles nicht so einfach, aber du musst mir glauben.«
    »Sicher tue ich das. Denk auch daran, was wir schon alles erlebt haben. Da kann uns nichts mehr erschüttern.«
    »Ein Geisterschiff habe ich noch nie gesehen. Es sah aus wie echt, aber das stimmte nicht.«
    »Okay, dann fang bitte von vorn an.

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