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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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sind so heruntergekommen, daß in den meisten von ihnen kein bequemes Wohnen mehr möglich ist. Auf den weniger steilen Hängen stehen noch immer Farmhäuser mit Walmdächern, uralte Gebäude, die oft im Windschatten felsiger Abhänge den Geheimnissen vieler Generationen in Neu-England nachzuhängen scheinen; doch sind die Zeichen des Verfalls allenthalben erkennbar - an den zerbröckelnden Schornsteinen, den ausgebeulten Seitenmauern, den
    zerbrochenen Fenstern der verlassenen Scheunen und Häuser.
    Straßen führen kreuz und quer durch das Gebiet, aber sobald man einmal die Staatsautostraße verlassen hat, die durch das langgezogene Tal nördlich von Dunwich führt, findet man sich auf Seitenstraßen, die aus wenig mehr als Wagenspuren bestehen und die so wenig benutzt werden wie die meisten Häuser auf dem Land.

    Auch liegt über dem Landstrich weitgehend eine Stimmung nicht allein des Alters und der Verlassenheit, sondern auch des Bösen. Es gibt Waldgebiete, in denen nie eine Axt gefallen ist, düstere, weinbewachsene Täler, wo Bächlein in einer Dunkelheit daherrieseln, die selbst am strahlendsten Tag von keinem Sonnenstrahl durchbrochen wird. Im ganzen Tal gibt es kaum ein Anzeichen von Leben, obwohl auf einigen der heruntergekommenen Farmen einsiedlerische Bewohner leben; selbst die Habichte, die hoch oben am Himmel ihre Kreise ziehen, scheinen nie lange zu verweilen, und die schwarzen Krähenschwärme überqueren bloß das Tal und lassen sich niemals nieder, um Aas oder Futter zu suchen. Einst, vor langer Zeit, stand es in dem Ruf, ein Land zu sein, in dem Hexerei - der Hexenglauben des abergläubischen Volkes - praktiziert wurde, und etwas von diesem wenig beneidenswerten Ruf hängt ihm noch immer nach.
    Es ist keine Landschaft, in der man sich allzu lange aufhalten, und gewiß kein Ort, wo man des Nachts angetroffen werden möchte. Und doch war es Nacht in jenem Sommer 1927, als ich meine letzte Reise in das Tal unternahm, um einen Ofen in die Nähe von Dunwich zu liefern. Ich hätte mich nie dazu entschließen sollen, das Gebiet nördlich jener verfallenen Stadt zu durchqueren, aber ich hatte noch etwas zu erledigen, und anstatt meinem Impuls zu folgen, das Tal zu umfahren und vom anderen Ende zurückzukommen, fuhr ich am späten Nachmittag in das Tal. Dort hatte die Dämmerung, die in Dunwich noch immer vorherrschte, einer Dunkelheit Platz gemacht, die bald undurchdringlich war, denn der Himmel hatte sich völlig zugezogen, und die Wolken hingen so niedrig, daß sie beinahe die umliegenden Berge berührten, so daß ich sozusagen in einer Art Tunnel dahinfuhr. Auf der Autostraße war wenig Verkehr.
    Es gab andere Straßen, die man einschlagen konnte, um Ziele zu beiden Seiten des Tals zu erreichen, und die Nebenstraßen waren hier so zugewachsen, man hatte sie buchstäblich aufgegeben, so daß sich wenige Autofahrer auf das Risiko einlassen wollten, sie zu benutzen.
    Alles wäre gut gegangen, denn mein Weg führte geradewegs durch das Tal zum anderen Ausgang, und es bestand für mich keine Notwendigkeit, die Staatsstraße zu verlassen, wären nicht zwei unvorhergesehene Umstände eingetreten. Bald nachdem ich Dunwich verlassen hatte, begann es zu regnen. Der Regen hatte den ganzen Nachmittag über schwer über der Erde gehangen, und jetzt öffnete endlich der Himmel seine Schleusen, und die Flut kam herunter. Die Autostraße glitzerte im Licht meiner Scheinwerfer. Und dieser Schein fiel bald auch auf etwas anderes. Ich war vielleicht fünfzehn Meilen ins Tal hineingefahren, als mich plötzlich ein Hindernis auf der Autostraße und eine gut markierte Umleitung aufschreckten. Ich konnte erkennen, daß die Straße hinter der Absperrung so desolat war, daß man sie wahrlich nicht passieren konnte.
    Ich fuhr voller düsterer Vorahnungen von der Autostraße ab.
    Wenn ich bloß meinem Impuls gefolgt wäre, nach Dunwich zurückzukehren und eine andere Straße zu nehmen, wäre ich vielleicht frei von den verfluchten Alpträumen, die mir seit jener Nacht des Grauens den Schlaf verleiden! Ich tat es jedoch nicht.
    Da ich schon so weit war, verspürte ich nicht den geringsten Wunsch, die Zeit zu verschwenden, welche die Rückkehr nach Dunwich kosten würde. Der Regen fiel noch immer wie ein dichter Vorhang hernieder, und das Lenken war keineswegs einfach. Nach dem Verlassen der Straße befand ich mich auf einem Weg, der nur teilweise einen Kiesbelag aufwies.
    Straßenarbeiter waren hier tätig gewesen und hatten

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