Azathoth - Vermischte Schriften
sitzen sehen -
unerschütterlich, aufmerksam, klar im Kopf, nicht mehr nervös.
Sie ähnelte gar nicht mehr der kichernden Frau, die ich vor kurzem in diesem Haus gesehen hatte, sondern eher einem großen, intelligenten Raubtier, das gestellt worden war.
Als er fertig war, ging mein Gefährte zur Vorderseite und setzte das Haus mit dem Gestrüpp, das er im Hof gesammelt und vor der Tür angehäuft hatte, in Brand, ohne sich um meine Proteste zu kümmern.
Dann kehrte er zum Fenster zurück, um die Frau zu
beobachten. Dabei erklärte er, daß nur das Feuer die elementare Macht zerstören könne, daß er aber noch immer hoffe, Mrs.
Potter zu retten. »Sie sehen besser weg, Williams..
Ich hörte nicht auf ihn. Hätte ich es doch getan - und mir so die Träume erspart, die sich noch immer in meinen Schlaf drängen! Ich stand hinter ihm am Fenster und sah zu, was in jenem Zimmer vor sich ging - denn der Rauchgeruch
durchdrang nun das Haus. Mrs. Potter - oder was ihren gewaltigen Leib belebte - stand auf, ging unbeholfen zum Hintereingang, wich zurück, ging zum Fenster, wich von dort zurück und trat wieder in die Mitte des Zimmers, zwischen den Tisch und den Holzofen, der nicht geheizt wurde, da die Kälte noch nicht eingesetzt hatte. Dort fiel sie zukkend und sich windend zu Boden.
Der Raum füllte sich langsam mit Rauch, nebelte die gelbe Lampe ein und ließ das Innere des Zimmers kaum mehr erkennen - aber immerhin nicht so sehr, um zu verhüllen, was im Verlauf dieses entsetzlichen Kampfes am Boden vor sich ging, wo Mrs. Potter sich wand wie in Todeszuckungen und langsam, kaum merklich, etwas anderes Gestalt annahm - eine unglaubliche amorphe Masse, in dem Rauch kaum zu sehen, tentakelbewehrt, schimmernd, mit einer kalten Intelligenz und einer Kälte des Leibes, die ich selbst durch das Fenster verspüren konnte. Das Wesen stieg wie eine Wolke über dem nunmehr bewegungslosen Körper der Mrs. Potter auf, dann senkte es sich auf den Ofen nieder und verschwand wie eine Dampfschwade in ihm!
»Der Ofen!« rief Professor Keane und wich zurück. Über uns drang aus dem Schornstein eine zunehmende Schwärze, wie Rauch, die sich kurz zusammenballte. Dann raste sie wie der Blitz davon, den Sternen zu, in Richtung Hyaden, zurück zu jenem Ort, von dem sie der alte Hexenmeister Potter zu sich herabbeschworen hatte, weg von dort, wo sie auf die Ankunft der Potters aus Obermichigan gelauert hatte, die ihm auf dem Antlitz der Erde als neuer Wirt dienen sollten.
Es gelang uns, Mrs. Potter aus dem Haus zu schaffen. Sie war jetzt gewaltig zusammengeschrumpft, lebte jedoch noch.
Es ist nicht nötig, sich bei den übrigen Ereignissen jener Nacht aufzuhalten - wie der Professor wartete, bis das Feuer das Haus verzehrt hatte, um seinen Vorrat an sternförmigen Steinen einzusammeln, bei der Wiedervereinigung der Familie Potter -
die jetzt vom Fluch des Hexenlochs befreit ist und entschlossen, niemals in das Spuktal zurückzukehren - bei Andrew, der, als wir kamen, um ihn aufzuwecken, im Schlaf von »gewaltigen Winden, die kämpfen und zerren« und »einer Stelle am See Hali, wo sie in ewiger Herrlichkeit leben«, daherredete.
Mir fehlte der Mut, danach zu fragen, was der alte Hexenmeister Potter wohl von den Sternen herabbeschworen hatte, doch ich wußte, daß es an Geheimnisse grenzte, die menschlichen Geschlechtern besser unbekannt geblieben wären, Geheimnisse, von deren Vorhandensein ich nie etwas geahnt hätte, hätte ich nicht zufällig die Bezirksschule Nummer Sieben übernommen und hätte es unter meinen Schülern nicht den merkwürdigen Jungen Andrew Potter gegeben.
Innsmouth-Ton
H. P. Lovecraft und August Derleth
Die Umstände, die mit dem Schicksal meines verblichenen Freundes, des Bildhauers Jeffrey Corey- wenn »verblichen« das richtige Wort ist -, zusammenhängen, müssen mit seiner Rückkehr aus Paris und seinem Entschluß, im Herbst 192.7
südlich von Innsmouth eine Strandhütte zu mieten,
zusammenhängen. Corey entstammte einer wappentragenden Familie, die entfernt mit dem Geschlecht der Marsh aus Innsmouth verwandt war - jedoch nicht so eng, daß er verpflichtet gewesen wäre, mit seinen Verwandten Umgang zu pflegen. Jedenfalls waren über die zurückgezogen lebenden Marshes merkwürdige Gerüchte im Umlauf. Diese Gerüchte über die Familie aus jener Hafenstadt in Massachusetts waren kaum geeignet, Corey dazu zu bewegen, sich zu melden, wenn er in die Gegend kam.
Ich besuchte ihn einen Monat nach
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