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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Teufelsriff
    vernommen hatte, zog mich unausweichlich zu seinen Überresten hin - ein paar gezackte und zerborstene Steine, die bei Ebbe gut eine Meile vor dem Dorf aus dem Wasser emporragten. Die Sonne war jetzt untergegangen, ein schönes Nachglühen lag am westlichen Horizont, und das Meer war, so weit der Blick reichte, von tiefem Kobaltblau.
    Ich hatte gerade erst das Riff erreicht, als es im Wasser großen Aufruhr gab. Die Oberfläche wurde an vielen Stellen aufgewühlt. Ich hielt inne und saß ganz still da, denn ich vermutete, daß vielleicht ein Schwarm Delphine an die Oberfläche kam, und spürte eine gewisse Vorfreude auf den Anblick, der sich mir bieten mochte.
    Es handelte sich jedoch keinesfalls um Delphine. Es war eine Art von Meeresbewohnern, von denen ich keine Kenntnis hatte.
    In dem schwindenden Licht glichen die Schwimmer sowohl Fischen wie auch beschuppten Menschen. Alle bis auf ein Paar von ihnen blieben dem Boot fern, in dem ich saß.
    Das Paar - eines davon eindeutig ein weibliches Wesen von merkwürdig tonartiger Farbe, das andere ein Mann - kam dem Boot, in dem ich saß und ihm mit gemischten Gefühlen entgegensah, die nicht frei von der Art von Grauen waren, das aus einer tiefen Furcht vor dem Unbekannten erwächst, ganz nahe. Die beiden schwammen vorbei, stießen an die Oberfläche und tauchten wieder, und nachdem sie vorbeigeschwommen waren, wandte sich das hellhäutigere der beiden Wesen um und warf mir unzweifelhaft einen Blick zu, wobei es einen seltsamen gutturalen Laut von sich gab, der einem halberstickten Aufschrei meines Namens nicht unähnlich war: »Jack!« und mich mit der klaren und unverkennbaren Überzeugung zurückließ, daß das kiemenbewehrte Meereswesen die Züge Jeffrey Coreys trug!
    Das verfolgt mich heute noch in meinen Träumen.

Fragmente
    Diese unter Lovecrafts Papieren aufgefundenen Fragmente sind vermutlich Versuche, in rudimentärer Form, als Vorstufe zur Ausarbeitung längerer Erzählungen, einige seiner Träume niederzulegen.
    Keines wurde je zu einer Geschichte erweitert. Einen Schlüssel zu den Traumquellen einiger dieser Fragmente findet man in Lovecrafts Briefen.

Azathoth
    Als das Alter die Welt traf und das Staunen das Gemüt der Menschen verließ; als graue Städte dem verrauchten Himmel ebenso grimmige wie häßliche Riesentürme entgegenstreckten, in deren Schatten niemand von der Sonne oder blühenden Frühlingswiesen träumte; als das Wissen die Erde ihres schönen Kleides beraubte und die Dichter nur mehr von verzerrten Phantomen sangen, die sie mit trüben und nach innen gewendeten Augen erblickten; als es zu all dem gekommen war und die kindischen Hoffnungen auf ewig vergangen waren, da gab es einen Mann, der aus dem Leben aufbrach zu einer Suchfahrt in die Räume, in welche die Träume der Welt entwichen waren.
    Vom Namen und von der Behausung dieses Mannes steht wenig geschrieben, denn sie gehörten allein der Wachwelt an, doch heißt es auch, daß beide im Dunklen lagen. Es genügt zu wissen, daß er in einer Stadt mit hohen Mauern wohnte, wo ein steriles Zwielicht regierte, und daß er den ganzen Tag zwischen Schatten und Aufruhr geschuftet hatte und am Abend in einen Raum heimgekommen war, dessen einziges Fenster sich nicht auf die Felder und Haine hinaus öffnete, sondern auf einen finsteren Hof, auf den andere Fenster in stumpfer Verzweiflung hinausstarrten. Von diesem Keller aus sah man nur Wände und Fenster, außer gelegentlich, wenn man sich weit hinauslehnte und zu den kleinen Sternen emporspähte, die hoch oben vorbeizogen. Und da Mauern und Fenster allein jemanden, der viel träumt und viel liest, bald in den Wahnsinn treiben müssen, pflegte der Bewohner jenes Raumes sich Nacht um Nacht hinauszulehnen und hinaufzuspähen, um einen Blick auf einen Ausschnitt der Dinge jenseits der Wachwelt und des Graus der hohen Städte zu erhaschen. Nach Jahren fing er an, die langsam dahinziehenden Sterne beim Namen zu nennen und ihnen im Geiste zu folgen, wenn sie ihm zu seinem Kummer aus dem Blick schwanden; bis sich seinem Auge schließlich viele geheime Ansichten auftaten, die kein gewöhnliches Auge zu schauen vermutet. Und eines Nachts wurde eine Brücke über einen mächtigen Abgrund geschlagen, und der Himmel der Traumgeister wallte zum Fenster des einsamen Beobachters herein, um in der dumpfen Luft seines Zimmers aufzugehen und ihn zu einem Teil seines Fabelwunders zu machen.
    In diesem Zimmer trafen ungebärdige Ströme violetter

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