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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Ursprünge zu bringen, weigerte er sich zuzugeben, daß an ihm etwas Ungewöhnliches war. Er kicherte sogar durchdringend, wenn das Gespräch auf die angeblichen tiefen Gewölbe kam, die aus dem massiven Felsen, der auf die Nordsee hinabblickt, herausgehauen worden sein sollen.
    So standen die Dinge bis zu der Nacht, da Williams das berüchtigte Necronomicon des verrückten Arabers Abdul Alhazred nach Hause brachte. Er hatte von diesem gefürchteten Band seit seinem sechzehnten Jahr gewußt, als seine aufkommende Vorliebe für das Bizarre ihn veranlaßt hatte, einem buckligen alten Buchhändler in der Chandos Street ausgefallene Fragen zu stellen. Und er hatte sich immer gewundert, daß die Menschen erblaßten, wenn sie davon sprachen. Der alten Buchhändler hatte ihm verraten, daß, soweit man wußte, lediglich fünf Exemplare die von Entsetzen ausgelösten Bannflüche der Priester und Gesetzgeber gegen das Buch überstanden hatten, und alle fünf wurden mit ängstlicher Sorgfalt von Wächtern unter Verschluß gehalten, die sich angeschickt hatten, die verhaßte Fraktur zu lesen. Zu guter Letzt aber hatte er nicht nur ein verfügbares Exemplar entdeckt, sondern hatte es auch um einen lächerlich geringen Betrag erworben. Und zwar in einem jüdischen Laden in der heruntergekommenen Gegend um Cläre Market, wo er schon früher öfter kuriose Sachen erworben hatte. Er glaubte zu sehen, daß der knorrige alte Levit in seine Bartzotteln lächelte, als er die gewaltige Entdeckung gemacht hatte. Der voluminöse Ledereinband mit dem Messingschloß war so ins Auge fallend und der Preis absurd niedrig.
    Der eine Blick, den er hatte auf den Titel werfen dürfen, hatte genügt, um ihn heftig zu erregen, und einige der Abbildungen, die in den oberflächlich nach Latein aussehenden Text eingestreut waren, lösten die dichtesten und beunruhigendsten Erinnerungen in seinem Geist aus. Er fühlte, daß er das ungeschlachte Ding umgehend nach Hause schaffen mußte, um es zu entziffern, und trug es mit solch unmäßiger Eile aus dem Laden, daß der alte Jude beunruhigend hinter ihm gluckste. Als er aber endlich sicher in seinem Zimmer angekommen war, erwies es sich, daß die Verbindung von Fraktur und verfälschtem Idiom seine Fähigkeiten als Sprachforscher überstieg, und widerwillig wandte er sich an seinen wunderlichen, erschreckten Freund um Hilfe bei dem entstellten, mittelalterlichen Latein.
    Lord Northam flüsterte seiner gescheckten Katze Torheiten ins Ohr und fuhr heftig zusammen, als der junge Mann eintrat.
    Dann erblickte er den Band, fing heftig an zu zittern und fiel in tiefe Ohnmacht, als Williams den Titel nannte. Als er seine Sinne wiedererlangt hatte, erzählte er seine Geschichte, erzählte stoßweise flüsternd von seinem phantastischen Wahngebilde, damit sein Freund nicht versäume, das verfluchte Buch unverzüglich zu verbrennen und seine Asche in alle Winde zu zerstreuen.
    Von Anfang an, flüsterte Lord Northam, mußte etwas falsch gelaufen sein, es wäre jedoch nie zum Ausbruch gekommen, wenn er seine Forschungen nicht zu weit getrieben hätte. Er war der neunzehnte Baron einer Linie, deren Anfänge beunruhigend weit in die Vergangenheit zurückreichten - unglaublich weit, wenn man einer vagen Überlieferung Glauben schenken durfte, denn es gab Familiengeschichten, die von einer Abkunft aus der Zeit vor den Sachsen zu berichten wußten, da ein gewisser Luneus Gabinius Capito, der Militärtribun der Dritten Legion des Augustus, die damals in Lindum im römischen Britannien stationiert war, auf schnellstem Wege seines Kommandos enthoben worden war, weil er an gewissen Zeremonien teilgenommen hatte, die mit keiner bekannten Religion zu tun hatten. Gabinius war, so wußte das Gerücht zu berichten, auf eine Höhle im Kliff gestoßen, in der seltsame Leute zusammentrafen und im Dunkeln das Alte Zeichen machten, ein seltsames Völkchen, von dem die Britannier nur voller Furcht sprachen, die letzten Überlebenden eines gewaltigen Landes im Westen, das untergegangen war und nur Inseln zurückgelassen hatte, mit Steinen und Ringen und Schreinen, von denen Stonehenge der größte war. Man konnte natürlich nicht sicher sein, daß die Legende stimmte, derzufolge Gabinius über der verbotenen Höhle eine unbezwingbare Festung erbaut und ein Geschlecht gegründet hatte, das weder Pikten noch Sachsen, auch nicht Dänen und Normannen auslöschen konnten, oder die stillschweigende Vermutung, daß diesem Geschlecht der kühne

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