Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
verfallen waren, spiegelten die architektonischen Züge der Häuser eine Kultur, die seit langem aus der amerikanischen Landschaft verschwunden ist.
    Als wir uns auf der Washington Street dem Hafenviertel näherten, zeigten sich überall Anzeichen einer Katastrophe.
    Gebäude lagen in Ruinen - »Gesprengt«, sagte Corey, »von den Bundesbeamten, wie es heißt« -, und man hatte sich kaum die Mühe gemacht aufzuräumen, denn einige Nebenstraßen waren noch immer durch Trümmerhaufen unpassierbar. An einer Stelle schien eine ganze Straße zerstört worden zu sein, ebenso hatte man all die alten Gebäude rund um das Hafenbecken, die einst als Lagerräume gedient hatten und seit langem aufgelassen worden waren, gesprengt. Als wir uns der Küste näherten, machte sich ein ekelerregender, durchdringend widerlicher Geruch nach Fisch bemerkbar; er überstieg noch den Fischgestank, den man oft an toten Gewässern entlang der Küste oder auch an Binnenseen antrifft.

    Die meisten Lagerhäuser, sagte Corey, hatten einst den Marshes gehört. Das hatte er in Ferrand's Drug Store erfahren.
    Die verbliebenen Angehörigen der Familien Waite und Gilman und Eliot hatten nur geringe Verluste erlitten. Die staatliche Macht hatte sich fast ausschließlich gegen die Marshes und ihren Besitz in Innsmouth gerichtet, wenn auch die Marsh Refining Company, die allerdings nicht mehr der Marsh-Familie gehörte und noch immer einigen Dorfbewohnern, die nicht auf Fischfang gingen, Arbeit bot, nicht betroffen gewesen war.
    Der Saloon, den wir schließlich erreichten, stammte eindeutig aus dem 19. Jahrhundert; und es war gleichermaßen deutlich, daß das Gebäude von innen und von außen seit der Errichtung nicht mehr renoviert worden war, denn alles sah unglaublich verwahrlost und verkommen aus. Ein schlampiger Mann mittleren Alters saß hinter dem Tresen und las im Arkham Advertiser, außerdem saßen noch, weit voneinander entfernt, zwei alte Männer da, einer von ihnen schlafend.
    Corey bestellte ein Glas Brandy, ich desgleichen.
    Der Barkeeper machte sich nicht die Mühe, sein vorsichtiges Interesse an uns zu verbergen.
    »Seth Akins?« fragte Corey schließlich. Der Barkeeper zeigte nickend auf den Kunden, der am Tresen schlief.
    »Was trinkt er?« fragte Corey.
    »Alles..
    »Einen Brandy für ihn..
    Der Barkeeper goß einen Schuß Brandy in ein schmutziges Glas und stellte es auf den Tresen. Corey trug es zu dem alten Mann hinunter, setzte sich neben den Schlafenden und stieß ihn an, bis er erwachte.
    »Ich lade Sie ein«, sagte er.
    Der alte Mann blickte auf und zeigte dabei ein gegerbtes Gesicht und Triefaugen unter zerzaustem grauen Haar. Er sah den Brandy, grapschte nach ihm, grinste unsicher und schüttete ihn hinunter.
    Corey begann ihn auszufragen, wobei er zunächst nur bemerkte, daß er ein alter Einwohner Innsmouths sei. Er sprach ganz allgemein über das Dorf und das Umland bis Arkham und Newburyport. Akins antwortete ziemlich freimütig, und Corey bestellte ihm noch ein Glas und dann noch eins.
    Akins' Redefluß verstummte jedoch sofort, als Corey die alten Familien erwähnte, vor allem die Marshes. Der Alte wurde spürbar vorsichtiger, seine Augen huschten sehnsüchtig zur Tür, als wäre er gern entkommen. Corey setzte ihm jedoch hart zu, und Akins gab nach.
    »Vermutlich schadet's nicht, jetzt zu reden«, meinte er schließlich. »Die meisten Marshes sind fort, seit die Regierung letzten Monat eingegriffen hat. Niemand weiß, wohin sie verschwunden sind, aber sie kommen nicht mehr zurück.« Er schweifte ein bißchen ab. Nachdem er jedoch das Thema einige Zeit umkreist hatte, kam er schließlich auf den
    »Ostindienhandel« und »Käptn Obed Marsh« zu sprechen - »der mit allem begann. Er hatte eine Art Vereinbarung mit den Ostindern - brachte einige ihrer Frauen mit und hielt sie in dem großen Haus, das er gebaut hatte. Nachher bekamen die jungen Marshes den seltsamen Blick und begannen draußen beim Teufelsriff herumzuschwimmen. Sie blieben lange Zeit fort -
    stundenlang -, und es war nicht normal, so lange unter Wasser zu bleiben. Käptn Obed heiratete eine dieser Frauen - und einige der jungen Marshes fuhren nach Ostindien und brachten weitere mit.
    Der Handel der Marshes ging nie so zurück wie der der anderen. Alle drei von Käptn Obeds Schiffen - die Brigg Col umby, die Barke Sumatry Queen und eine weitere Brigg, Hetty, segelten im Ostindien- und Pazifikhandel, ohne je einen Unfall zu erleiden. Und diese Leute - die

Weitere Kostenlose Bücher