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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine eigene Weise, was er von dieser Antwort hielt. Aber er ging nicht weiter darauf ein, sondern zuckte nur die Achseln und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. »Kommen Sie.«
    Nach der Dämmerung, die im unteren Teil des Treppenhauses geherrscht hatte, erschien ihm das Sonnenlicht in der fast völlig aus Glas bestehenden Halle unnatürlich grell. Er blinzelte ein paarmal und fuhr sich mit der Hand über die Augen, aber so unangenehm die Helligkeit im allerersten Moment auch war, so geborgen fühlte er sich plötzlich darin. Zum allerersten Mal im Leben begriff er, wieso Menschen Angst vor der Dunkelheit hatten. Bisher war ihm dieses Gefühl vollkommen fremd gewesen, aber er hatte es kennengelernt. Sie verließen das Gebäude, ohne zu reden, und Bremer hielt ganz automatisch a uf den Wagen zu, mit dem sie ge kommen waren. Als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, schüttelte Sendig den Kopf, griff in die Jackentasche und zog einen Schlüsselbund hervor, den er ihm zuwarf. Bremer fing ihn instinktiv auf - ohne allerdings zu wissen, was er damit sollte.
    »Wir trennen uns für einen Moment«, sagte Sendig, »Sie können meinen Privatwagen nehmen - der graue 450er dort drüben, gleich neben dem Tor. Sehen Sie ihn?«
    Bremer blickte in die bezeichnete Richtung und riß ungläubig die Augen auf, als er den silbergrauen Mercedes sah, der auf einem gesonderten Parkplatz direkt neben dem Tor stand. Der Wagen mußte deutlich mehr kosten, als er in zwei Jahren verdiente, und er war ungefähr so groß wie ein Güterzug.
    »Meinen Sie das ernst?« fragte er.
    Sendig grinste. »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie sich noch nie gewünscht hätten, so einen Wagen zu fahren. Und da behaupten Sie, ich wäre unfreundlich zu meinen Mitarbeitern?«
    »Was... was soll das?« fragte Bremer verwirrt. Sendig täuschte sich - er war überhaupt nicht versessen darauf, mit einem solchen Wagen zu fahren, schon gar nicht, wenn er ihm nicht gehörte. Wenn er auch nur einen Kratzer verursachte, würde ihn das wahrscheinlich zwei volle Monatsgehälter kosten.
    »Ich bin gut versichert«, antwortete Sendig, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Außerdem kenne ich Ihre Persona l akte. Sie sind ein guter Fahrer. Und wir brauchen zwei Wagen. Sie fahren jetzt hinaus zum Krankenhaus und sehen nach Hansen, und ich... muß mit jemandem reden. Wir treffen uns in zwei Stunden.«
    »Ich kann irgendeinen Dienstwagen nehmen«, sagte Bremer, aber Sendig schüttelte beharrlich den Kopf.
    »Es ist mir lieber, wenn ich meinen Wagen dabeihabe«, sagte er. »Es wird vermutlich spät werden, und ich habe keine Lust, extra noch einmal hierherzukommen, nur um den Wagen zu holen.«
    »Und wo treffen wir uns?« fragte Bremer. Der Gedanke gefiel ihm immer noch nicht, abe r wie meistens hatte es gar kei nen Zweck, mit Sendig zu diskutieren.
    Sendig zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Tasche und reichte ihn über das Dach. »Ich warte im Wagen, direkt vor der Tür«, sagte er. »Wenn ich nicht da bin, warten Sie auf mich. Aber ich schätze, ich werde schneller sein. Oh ja, noch etwas - wenn Sie nach Hansen gesehen haben, fahren Sie nach Hause und ziehen sich um. Wir müssen vielleicht jemanden observieren. In Uniform ist das etwas schwierig.«
    »Und Hansen?« fragte Bremer. »Ich meine, in welchem Krankenhaus liegt er eigentlich?«
    »Habe ich das nicht gesagt? Im St.-Eleonor-Stift. Sie wissen, wo das ist?«
    »Das St.-Eleonor?« Bremer staunte. »Aber das ist ... kein Krankenhaus.«
    »Wie man's nimmt«, antwortete Sendig. »Jedenfalls ist es eine Klinik. «
    »Es ist eine Irrenanstalt « , antwortete Bremer betont.
    »Ja, und zwar die gleiche, in der Sillmanns Frau untergebracht ist«, bestätigte Sendig ungerührt. »Und in der der selige Professor Artner gearbeitet hat Ein glücklicher Zufall, nicht wahr? Das erspart uns einen Weg.«
    »Aber... aber wieso sollten sie Hansen dorthin bringen?« fragte Bremer hilflos. »Er hatte doch nur einen Schock!«
    »Genau das sollen Sie ja herausfinden.« Sendig stieg ein und ließ das Seitenfenster herunter, so daß Bremer sich vorbeugen mußte, um über den Beifahrersitz hinweg weiter mit ihm reden zu können. »Es würde mich nicht überraschen, wenn sie leugnen, daß er dort ist. Aber er ist es, verlassen Sie sich darauf. Machen Sie ruhig gehörig Druck, wenn man Ihnen dumm kommt. Aber lassen Sie meinen Namen aus dem Spiel - wenigstens vorerst.«
    Bremer hatte noch tausend Fragen, aber Sendig startete den

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