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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Mädchen erneut einen Knicks, und Babel fragte sich, inwieweit sie in die Geschäfte ihrer Dienstherrin eingeweiht war. Ob sie über die echte Magie, die sie wirkte, Bescheid wusste? Oder war sie nur eine Requisite wie die magischen Objekte im Flur, die keine wirkliche Bedeutung hatten?
    Als sich die Tür hinter Babel schloss, Mir sie sich mit den Handflächen über die Arme, als könne sie so die Begegnung mit der anderen Hexe abstreifen.
    Du kannst die Krallen wieder einziehen. Diese Kreatur war tatsächlich das, wonach sie aussah: eine Maus.
    Nachdenklich stieg Babel die Treppe nach unten. Ob der Täter wusste, dass sie ihm auf den Fersen war? Wartete er darauf, dass sie ihn fand? Der Gedanke beunruhigte sie. Er klang zu sehr nach einer Falle.
    Tamy stand noch immer vor der Tür und vertrieb sich die Zeit damit, die vorübergehenden Passanten zu erschrecken, indem sie ihnen entgegenstarrte.
    »Du sollst die anderen Kinder doch nicht ärgern«, sagte Babel, als sie aus dem Haus trat.
    »Wenn die anderen Kinder ihre Hunde auf den Gehweg scheißen lassen, ohne den Mist wegzuräumen, dann schon.« Breit grinste Tamy sie an, was fast noch ein bisschen beängstigender aussah. »Alles erledigt da oben?«
    »Ja, war eine Fehlanzeige.«
    »Und was jetzt?«
    »Fahren wir ins Stadtzentrum. Der Nächste auf der Liste ist André. Über ihn weiß ich nicht viel, außer dass er immer mal wieder Ärger mit der Polizei hat. Einbrüche, ab und zu Drogen, aber allzu clever stellt er sich dabei nicht an, wenn du mich fragst. Der einzige Grund, dass er noch nicht hinter Gittern sitzt, ist seine Magie. Er ist gut darin, Leute zu manipulieren. Das ist alles, was wir über ihn rausgekriegt haben. Ehrlich gesagt, war ich auch nicht scharf drauf, mich weiter mit ihm zu beschäftigen.«
    »Klingt vertrauenerweckend.«
    »Ja, nicht wahr?«
    Ein Schatten flog über sie hinweg, und im nächsten Moment landete die Krähe auf Babels Schulter. Eine junge Mutter mit Kinderwagen, die ihnen entgegenkam, wechselte panisch die Straßenseite. Mit hochgezogener Braue sah Tamy ihr nach, während Babel hinter vorgehaltener Hand lachte.
    »Die Leute sind manchmal echt seltsam«, murmelte Tamy und schüttelte den Kopf.
    In der Unterführung stritt sich die Frau mit dem Schild, das verkündete, dass Jesus lebte, lautstark mit dem Mann, der Lord of the dance singen wollte, vermutlich, um sein Studium zu finanzieren.
    »Das ist respektlos!«, schimpfte sie.
    »Das ist irisch, du alte Schnepfe«, erwiderte er.
    Als Babel und Tamy gerade an ihr vorübergingen, schnappte sie empört nach Luft. »Eines Tages ...«, murmelte die Frau und stakste steif davon, während das Schild auf ihrer Schulter wild auf und ab hüpfte. Der Typ mit der Gitarre begann nachdrücklich und in falscher Tonlage Greensleeves zu singen.
    Jesus 0, Irland 1.
    Alles schien wie immer in dieser Stadt, und als ein Radfahrer Babel auf dem Fußweg fast über den Haufen fuhr, wusste sie auch, dass alles so war wie immer. Auf einmal packte sie ein starkes Gefühl. Das hier war ihre Stadt, sie würde sich nicht daraus vertreiben lassen.
    Oh bitte, du hörst dich an wie die Cowboys, die Amerika besiedelt haben. Fehlt nur noch, dass du eine Flagge hisst.
    Und wenn schon.
    Das Auto hatten sie in einer Nebenstraße geparkt, denn vor dem Haus, in dem Andre wohnte, bestand Parkverbot, und in diesem Teil der Stadt waren die Politessen dafür bekannt, ihre Aufgaben ernst zu nehmen.
    »Erwartest du Ärger?«, fragte Tamy, als sie vor der Eingangs-tür standen und an der Fassade emporblickten.
    »Keine Ahnung.«
    Andre wohnte in einem riesigen Gebäudekomplex in der Innenstadt, der zu DDR-Zeiten ein Regierungsbau gewesen war. Es war typische Siebziger-Jahre-Repräsentationsarchitektur mit großen Fenstern und klaren Linien. Im Hausflur hingen noch Originallampen, und obwohl die Wände frisch gestrichen waren, erweckte das Haus den Eindruck, dass hier die Zeit stehen geblieben war. Im Fahrstuhl roch es nach Erbrochenem und Linoleum, und ein Witzbold hatte auf den Spiegel geschrieben: Gott ist ausgewandert - und der Teufel ist neidisch.
    Auf dem Weg nach oben streifte Babel ein schwacher Dämon, sie spürte es als kurzes Zwicken in den Waden. Es wunderte sie nicht - solche Gebäude zogen häufig Dämonen auf der anderen Ebene an. Sie bedienten sich bei den Menschen, die hier wohnten, dabei war nicht immer klar, ob das Haus die Bewohner depressiv machte und der Dämon deshalb ihre Nähe suchte oder ob sie erst

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