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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit unsern Gästen zu umzingeln.
     
    (stolz, zuversichtlich)
     
    Die Krieger der verbündeten acht Stämme!
    Das wird für unser Spiel ja wohl genügen
    Und ist der dritte Meisterzug von mir.
    Die Führer dieser Stämme sind geladen,
    Sich heut um Mitternacht hier einzustellen –
     
    (erklärend)
     
    Um Mitternacht, damit man sie nicht sieht –
     
    (im vorigen Tone)
     
    Und ihre letzte Unterschrift zu geben.

    Sobald sie alle kommen, was ich hoffe, Sind unsre Feinde unbedingt verloren.
    Ich lade euch zu dieser Sitzung ein,
    Nach heute Abend, grad um Mitternacht.
    Die jetzige beende ich, wie folgt:
     
    (er verläßt seinen Platz, mit dem Säbel in der Hand, um ihn nach der altheiligen Gepflogenheit des Stammes bis an den Griff in die Erde zu stoßen. Die Anwesenden erheben sich und bilden einen nach dem Zuschauerraum offenen Halbkreis, den Scheik in der Mitte.
     
    Scheik:
    Ihr habt den Kampf gewählt. Er sei!
    Alle
(jubelnd):
    Er sei!
    Scheik:
    So stoße ich die Klinge des Kismēt
     
    (tut es und läßt sie stecken)
     
    Bis an das Heft in diese unsre Erde,
    Um die es geht.
    Alle Aeltesten:
    Um die es geht!
    Alle Andern:
    Um die es geht!
    Scheik:

    Verflucht sei der, der sie von hier entfernt,
    Bevor der Sieg von uns erfochten ist.
    Er sei ein Kind des Todes!
    Imām:
    Er sei ein Kind des Todes!
    Alle
(durcheinander):
    Er sei ein Kind des Todes!
    Scheik:
    Und nun erhebe das Kismēt die Stimme,
    Die Völkerstimme, die aus Babylon
    Hinaus in alle Regionen schreit:
    »Das Morgenland nur für das Mor – – –«
    Kādi
(einfallend):
    Halt, halt!
    »Das Morgenland nur für das Morgenland,«
    Das schalle um den ganzen Erdenkreis,
    Und jeder Andre mag es wörtlich nehmen,
    Doch aber wir, die wir bewandert sind
    In den Mysterien vergangner Zeiten,
    Wir wissen durch geheime Forschungen,
    Daß es viel richtiger zu lauten hat:
    »Das Morgenland nur für die Ān’allāh!«
    Alle
(frohlockend):
    »Das Morgenland nur für die Ān’allāh!«
     
    (die bekannten Interjektionen, Waffengeklirr, schmetternder Tusch der Instrumente)

     
    Imām:
    Und weiter, weiter! Wenn Allāh es will
    Und morgen unser erster Schlag gelingt,
    So bleiben wir nicht hier im Lande stehen!
    Scheik
(im stärksten Tone, mit der Peitsche knallend):
    »Die ganze Erde für die Ān’allāh!«
    Alle
(in höchster Erregung):
    »Die ganze Erde für die Ān’allāh!«
     
    (gellender Jubel der Menschenstimmen und der Instrumente. Man umringt den Scheik, auch Babel, den Imām und den Kādi. Den schwarzen Vorbeter an der Spitze, bildet sich ein Zug, der sie in die Mitte nimmt, um sie im Triumph vom Beratungsplatze nach dem Lager zu schaffen. Es gelingt nur dem Imām und dem Kādi, sich loszumachen und hier zu bleiben. Die Uebrigen ziehen unter Musik und Freudenrufen ab.)
Sechster Auftritt
    Der Imām. Der Kādi.

    Musik und Menschenstimmen verklingen nach und nach.
     
    Imām
(hinter dem Scheik und dem Zug herdeutend):
    Triumph, Triumph!
    Kādi
(stolz):
    Für uns!
    Imām:
    Wie er gehorcht!
    Kādi:
    So ahnungslos, daß er geleitet wird!
    Imām:
    Ein Meisterplan von dir!
    Kādi:
    Von dir!
    Imām und Kādi
(zugleich):
    Von Beiden!
    Kādi:
    Wo scheinbar die Gewalt am Ruder steht, Lenkt aber doch das heilge Recht!
    Imām:
    Lenkt aber doch der heilge Glaube!
    Kādi:
    Wir lenkten damals schon – – –!

    Imām:
    Bei Bēnt’ullāh!
    Kādi:
    Und er gehorchte – – –
    Imām:
    Ganz genau wie heut!
    Kādi:
    Es war ein Sieg des heilgen Rechtes – – –
    Imām:
    Ein Sieg des heilgen Glaubens,
    Daß er die Christin endlich gehen ließ
    Und dann das Dokument für richtig hielt,
    Mit dem wir ihren Tod bestätigten.
    Sie war so schön – – –
    Kādi:
    So edel!
    Imām:
    Und so rein!
    Kādi:
    Erst gestern aus der Fremde hergekommen,
    War sie schon heut von Allen wie vergöttert – – –
    Imām
(rasch und streng einfallend):
    Und darum griffen wir schon morgen ein,
    Sie wieder fortzubringen.
    Kādi:
    Sie wieder fortzubringen.
    Imām:

    Es war die Pflicht, der wir gehorchen mußten – – –
    Kādi:
    Dem heilgen Rechte – – –
    Imām:
    Und dem heilgen Glauben.
    Denn wer sie sah, der wurde ihr gewogen,
    Und was sie tat, das wurde nachgeahmt.
    Ich sage dir, wenn sie geblieben wäre,
    So würde
     
    (auf den Turm zeigend)
     
    dieser Turm jetzt Kirche sein,
    Und unser Land gehörte längst den Christen.
    Sie mußte fort, sie mußte fort!
    Kādi
(zustimmend):
    Sie mußte fort!
    Imām:
    Und doch tut er mir leid!
    Kādi:
    Mir ebenso!
    Imām:
    Er

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