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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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– –
    Babel:

    Die Krieger der Schukūk – – –
    Scheik:
    Und der Schuttār.
    Grad diese Vier sind treu und zuverläßlich.
    Ich fürchte nicht, daß auch nur Einer fehlt.
    Wir sind dann völlig lückenlos umzingelt,
    Und keiner von den Gästen kann entkommen.
    Babel
(vorsichtig):
    Und wenn es aber nicht gelingen sollte – – –?
    Scheik:
    So wird die Schuld auf unsre Freunde fallen
    Und nicht auf uns. Wir sind ja mit umzingelt.
    Du siehst, ich spiele Schach.
    Babel:
    Sogar mit mir!
    Scheik:
    Verzeih, wenn ich dir nicht so Alles sage,
    Wie ich es einem Andern sagen würde,
    Der mir nicht heilig und nicht teuer ist!
    Du bist kein Ān’allāh, bist zart besaitet
    Und hast – – –
    Babel
(ihn unterbrechend):
    Doch Mut genug, mit euch zu kämpfen! – – –
    Ich kam zu dir als armer, fremder Mann.
    Du nahmst mich auf und wurdest mein Beschützer.
    Du schenktest mir sogar
     
    (auf das Zelt deutend)

     
    dein eignes Zelt – – –
    Scheik
(einfallend):
    Als Bēnt’ullāh von mir gegangen war,
    Konnt ich es nicht ertragen, hier zu wohnen.
    Babel
(fährt fort):
    Und was ich bin, bin ich durch deine Güte!
    Scheik:
    Durch deinen Fleiß und deine Ehrlichkeit!
    Babel:
    Und nun mein Dank – – –?
    Scheik:
    Sei still; ich bitte dich!
    Babel
(steht von seinem Platze auf):
    Wenn Schēfakā zuweilen zu dir sagt,
    Du seist mein Ideal, so hat sie Recht.
    Die Wissenschaft vergöttert sich den Menschen,
    Damit sie sagen kann, sie diene Gott.
    Ich habe dich zu mir emporgezogen.
    Ich leite dich noch über mich hinaus.
    Dort oben aber suche selbst nach Halt, Denn ich bin dort ein Fremder, wie einst hier,
    Und kann nur bitten, mich dir nachzuziehen.
    Verstehst du mich?
    Scheik:
    Ich hoffe es, mein Freund.
    Babel:

    So laß mich immer zart besaitet sein,
    Doch glaube mir, ich wage mehr für dich, Als je ein Andrer für dich wagen könnte,
    Denn, wenn ich mich in dir, dem Menschen täusche, So habe ich mich auch im »Geist« getäuscht, Muß mich auch ferner in der »Seele« täuschen, Und alle, alle meine Wissenschaft
    Bricht, mich zerschmetternd, über mir zusammen.
    Scheik
(ist auch aufgestanden, sehr ernst):
    Sei still, und sei getrost; ich täusche nicht!
    Das schwöre ich – – – das schwöre ich – – –
     
    (zögert, sucht in sich)
     
    Babel:
    Bei wem?
    Scheik:
    Nicht bei Allāh und nicht bei dem Kurān – – –
    Ich schwöre es bei – – – Bēnt’ullāh, der Toten – – –
    Babel:
    Bei Bēnt’ullāh, mein Freund, bei Bēnt’ullāh?
    Ist sie noch heut, noch heute dir so heilig,
    Daß du bei ihr – – –
    Scheik:
    Das Heiligste auf Erden!
     
    (wie in die Ferne schauend)

     
    Sie war so rein, so schön, fast überirdisch,
    Mit strahlendem Gesicht und wunderbaren,
    Noch völlig unerforschten Sternenaugen.
    Ich sah sie täglich aus dem Lager schreiten,
    Des Morgens und des Abends, um zu beten.
    Sie wandelte wie ein gekröntes Haupt.
    Und wenn sie mit dem Herrn des Himmels sprach
    Im ersten und im letzten Strahl der Sonne,
    Da faltete von fern auch ich die Hände. – – –O, Bēnt’ullāh, wenn ich dich stehen sah,
    Den klaren Blick ins goldne Licht getaucht,
    Dann eilte ich zum Schatz der Tiefe nieder
    Und holte Alles, was ich köstlich fand,
    Um dich wie eine Herrscherin zu schmücken.
    Ich sehe dich mit diesen meinen Augen
    Noch heute deutlich im Geschmeide blitzen,
    Das du in solchen heilgen Stunden trugst,
    Nur mir zuliebe, nicht aus eitlem Sinne!
    Babel
(nimmt das Manuskript vom Tischchen):
    Genau, wie ich die Seele hier beschreibe!
    Scheik:
    In deinem Manuskript?
    Babel:
    Ja, hier.
    Scheik:
    Gib her!

Dreizehnter Auftritt
    Der Scheik. Babel.

    Schēfakā erscheint unter dem Vorhange ihrer Zeltabteilung, wird aber nicht bemerkt. Sie ist als »Seele« gekleidet, genau so, wie vorgelesen wird.
     
    Scheik
(erhält von Babel das Manuskript und liest die Stelle vor):
    »Ich schmücke dich mit Gold aus Babylon,
    Mit Steinen, die Schamūramāt 2 einst trug, Mit zauberschweren Āltupīrti-Ketten
    Und Perlen aus der Zeit der Sündenflut.
    Wenn du wie eine Fürstin vor mir schreitest,
    Klingt dir am Fuß die Spange von Sirgūlla,
    Und bist du müd, so winkt dir süße Ruhe Auf weißem Alabaster von Martū,
    Auf dem du wie ein holder Königstraum
    Aus Āgadī zu uns herüberschlummerst.«
     
    (Das Buch schließend und wieder wie in die Ferne schauend)
     
    Der Schmuck von Bēnt’ullāh! Sie ließ ihn mir.
    Babel:
    Er wird im Drachensaale aufbewahrt,
    Doch nun soll ihn die

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