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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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plötzlich da, hast die Mahlzeit gesegnet und dich an den Tisch gesetzt. Und geschmatzt hast du dabei wie ein Schweinchen …
    Sidor Andrejewitsch räusperte sich, beugte sich vor und kratzte sich die klobige Nase.
    »Also, ich komme zum Binowska-Bach, meine Angel mache ich zurecht, suche mir ein schönes, schattiges Plätzchen am Ufer, will den Köder auswerfen – und was sehe ich da? Na, was sehe ich, Wadim Igorowitsch?
    Nicht allein bin ich am Bach: da liegt ein Mädchen im Moos, entblößt, sage ich dir … was heißt, entblößt: Nichts hatte es mehr an. Nackt war es, paradiesisch nackt. Liegt da allein in der Sonne, träumt vor sich hin, und es ist Frühling, Babkin, verstehst du? Frühling, und in allen Bäumen steigen die Säfte hoch … Glaub mir, ich zittere heute noch vor Scham …«
    Waninow streckte die Hand aus, streichelte Babkins rechten Knöchel und versank in Zerknirschung.
    Nanu, nanu, dachte Babkin erstaunt und lächelte wissend – nach innen natürlich. Was willst du mir da erzählen, Sidor Andrejewitsch? Allein an der Binowska, weit und breit keine Menschenseele, und da liegt vor dir im Moos schlafend ein paradiesisches Mädchen! Väterchen Waninow, na, na, na, was bist du bloß für ein Priester! Aber mir kannst du's gestehen. Wenn einer Verständnis für die Nöte der Männer im Frühling hat, dann bin ich es. Auch ich hab' dir nicht immer alles gebeichtet …
    Waninow seufzte noch einmal tief und kämmte mit gespreizten Händen seinen bewundernswerten Bart.
    »Babkin, meine Seele röstet in Scham wie Kartoffeln in einer Pfanne«, sagte der Pope stockend. »Aber nun bist du heimgegangen in den ewigen Frieden und kannst mir nicht mehr den Bart ausreißen oder mich mit Tritten durch die Kirche jagen. Oh, wie kenne ich dich! Das hättest du getan. Erinnere dich an diesen Tag im Frühling, mein Freundchen: Am Nachmittag kam dein Töchterchen Walentina vom Baden nach Hause und aß des Abends nichts von dem schönen Braten, den Nina immer mit Thymian würzt. Und dann weinte Walentina zwei Tage lang, und keiner wußte, warum. Später dann habt ihr die Lage erkannt. Einen dicken Bauch bekam es, dein Töchterchen, und im Februar wurde Aljoscha geboren, dein strammer Enkel. Oh, hast du damals Walentina verprügelt, immer und immer wieder, aber sie nannte den Namen des Vaters nicht. Jetzt weißt du es. Ich war's, mein lieber, lieber Wadim Igorowitsch … eine schwache Stunde, wo alle Säfte der Natur stiegen … Ach, ich verglühe in Scham.«
    Babkin wollte hochzucken, Waninow an die Gurgel fahren, ihm wirklich den Bart abreißen und ihn mit Tritten durch die Gegend jagen – aber stocksteif lag er da, unbeweglich, ohne das geringste Zucken, so sehr er auch seine Muskeln anspannen wollte.
    Du Hurenbock, schrie er im Inneren, du also warst es! Ach, wen hatte ich alles in Verdacht, aber wer denkt an den Popen! Walentina habe ich fast totgeprügelt, gedroht hab' ich ihr, sie für immer in ein Mädchenheim zu stecken, samt diesem Bastard, den sie in sich trug. Ein tapferes Mädchen ist sie, Waninow, du Ferkel, eine echte Babkin! Steinigen hätte ich sie können – sie hätte keinen Ton gesagt. Und dann kam Aljoscha zur Welt … ein süßes Kerlchen. Richtig stolz war ich – nach drei Töchtern endlich mal wieder etwas Männliches in der Familie. Und du Halunke hast ihn auch noch getauft, hast fromme Lieder dabei gesungen, und was hast du deinem Sohn geschenkt? Ein billiges Heiligenbildchen! Das alles kann man aber noch verzeihen … Verdammt jedoch sollst du dafür sein, daß ich seit fünf Jahren deinen Sohn großziehe und für ihn schon viele Rubel ausgegeben habe. Und was hast du in der ganzen Zeit getan? Bei uns gefressen hast du, Portionen hast du verschlungen, von denen sonst eine ganze Familie leben muß, und Aljoscha, das süße Kerlchen – Gott sei gelobt, daß er Walentina ähnlich sieht und nicht von dir die Knollennase geerbt hat' – hast du dich jemals um Aljoscha gekümmert? Ihn auf deinem sündigen Schoß geschaukelt, ihn deinen Bart zupfen lassen, mit ihm ein Spielchen gemacht? Nichts! Und wie war's in den anderen Jahren, wenn wieder im Frühling die Säfte stiegen? Na, erzähl schon, Waninow? Wieviel heimliche kleine Popen laufen in Ulorjansk herum?
    Babkin brach erschüttert ab. Er hört mich ja nicht, dachte er verzweifelt. Ich bin ja fort aus dieser heuchlerischen Welt. Ich höre, sehe und rieche alles, aber ich bin trotzdem nicht mehr da. Plötzlich stieg ein heftiger Verdacht in

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