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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber nicht nach.
    »Was gibt es?«
    Smitters schaute mich an und knetete dabei seine büroblasse Wangenhaut. »Nicht viel, Sinclair, wirklich nicht. Wir haben uns zuerst den Killer vorgenommen, die Fahndung eingeschaltet, aber unser Computer hat nichts über ihn gespeichert. Vielleicht haben wir auch nur zu wenige Daten, wir müßten uns da mit Hongkong in Verbindung setzen.«
    »Und dieser Feng?«
    Smitters hob die Schultern. »Warauch nicht ergiebig, aber wir haben immerhin eine Spur entdeckt. Er trug neben seinen Papieren - alle sehr ordentlich — noch eine kleine Karte bei sich. Eine Werbung, eine Reklame für ein bestimmtes Geschäft.« Er holte das weiße Kärtchen hervor. Die Schrift darauf glänzte in einem matten Rot und war etwas erhaben. Auch war der Name so zusammengesetzt, als würden die einzelnen Teile der Buchstaben aus Knochen bestehen. Das sah etwas makaber aus.
    »Cheng Wang — Knochensetzer!«
    »Was sagen Sie?« fragte Smitters.
    »Nichts.« Ich schüttelte den Kopf, bevor ich Suko die Karte über den Tisch schob.
    Auch er las, runzelte die Stirn und schob die kleine Visitenkarte wieder von sich.
    »Kannst du damit etwas anfangen?«
    »Ja, das kann ich. Man muß sich eben in der Stadt auskennen und uns Chinesen begreifen lernen.«
    »Dann mal los.«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen. Cheng Wang ist einer der wenigen hochgeschätzten Knochensetzer, die es in der Stadt noch gibt. Vielleicht sogar der einzige, und er ist ein Mann, dem viel Achtung entgegengebracht wird, denn diese Anwender der alten chinesischen Medizin setzten gebrochene Knochen wieder so zusammen, daß angeblich eine schnellere, bessere und perfektere Heilung erzielt wird als bei westlichen Methoden. Wir Chinesen waren ja bekannt für unsere hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Medizin, und nicht nur dort.«
    Ich nickte, während Smitters Suko anstarrte, als hätte er ihm etwas Schlimmes gesagt.
    »Glauben Sie mir nicht, Kollege?«
    Der Mann mit der Goldrandbrille lachte. »Das hat damit nichts zu tun. Ich kann es mir nicht vorstellen.«
    »Wir wollen uns auch nicht in Einzelheiten verlieren«, stand ich meinem Freund bei.
    »Dann war dieser Tote also ein Knochensetzer?«
    »Nein.« Suko sprach entschieden dagegen. »Dazu ist der Mann zu jung. Um Knochensetzer zu werden, muß man über lange Jahre lernen und sich immer wieder in neue Lehren bei alten Meistern begeben. Wenn er wirklich damit zu tun hatte, so war er ein Adept, ein Lehrling, dann stand er mit seiner zu erlernenden Kunst ganz am Anfang. Soviel zu den Knochensetzern und dem Toten.«
    Smitters hob die Schultern und drehte sein Glas in den Händen, das er mitgebracht hatte. »Ich kann Ihnen nicht widersprechen, muß es so hinnehmen. Doch ich frage mich, weshalb der Tote die Karte bei sich trug. Wollte er Ihnen einen Hinweis geben?«
    Wir nickten synchron, nur ich antwortete: »Das ist durchaus möglich. Er kann sie auch vergessen haben. Wo fanden Sie die Karte denn?«
    »In seinem Ausweis, ziemlich versteckt.«
    »Na bitte.«
    »Damit kann ich nichts anfangen, Kollegen. Ich brauche Fakten, um den Fall aufklären zu können.«
    »Das werden Sie hier nicht schaffen.«
    Smitters verzog die Lippen. An den Mundrändern bildete sich ein Faltenmuster. »Das habe ich mir fast gedacht. Ich habe auch gehofft, daß Sie so reagieren würden. Ich kann mir nämlich denken, daß die Spur direkt nach Hongkong in unsere Kronkolonie führt.«
    Ich nickte. »Dem ist auch so. Da wir der gleichen Meinung sind, werden wir die Spur nehmen. Mein Partner und ich fliegen so rasch wie möglich nach Asien.«
    Smitters behielt sein Grinsen bei. »Viel Spaß.« Die Augen hinter den Brillenglasern funkelten. »Und geben Sie acht, daß man Ihnen die Knochen nicht bricht.«
    »Keine Sorge. Sollte das geschehen, kennen wir eine Adresse, wo sie wieder zusammengesetzt werden«, sagte ich.
    Der Kollege stand auf. Asche hing am Revers seines hellen Sommeranzugs. Er wischte sie nicht ab, nickte uns zu und verschwand. Suko faltete den Brief zusammen, bevor er ihn in der Innentasche seines Jacketts verschwinden ließ.
    »Habe ich in deinem Sinne gesprochen, Alter?«
    »Sicher.« Er sah wieder geistesabwesend aus. »Es ist schlimm, John. Wenn ich ehrlich sein soll, fürchte ich mich vor dieser Reise. Sie kann mich in ein seelisches Chaos stürzen. Die Zeilen haben mich unsicher gemacht. Ich weiß jetzt nicht, woran ich bin. Irgendwie schwebe ich im luftleeren Raum.«
    »Das kann ich verstehen.« Ich

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