Babylons letzter Wächter (German Edition)
Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Verträumt schnitzte er ihren Namen in seinen Tisch. Er liebte sie, seit sie von der Lehrerin als Neuzugang aus Kansas vorgestellt wurde. Seitdem sammelte er die Krumen, die von ihrem Kuchen abfielen. Hoffte darauf, eines Tages erhört zu werden.
Er musste mit ansehen, wie sie mit glitzernden Augen Rascal Preacher zujubelte. Was hätte er darum gegeben, dass sie einmal ihm soviel Beachtung schenkte. Aber er war nur das treudoofe Schoßhündchen, gerngesehener Begleiter auf zahlreichen Shoppingtouren und prädestinierter Handtaschenhalter.
„So, hier trennen sich unsere Wege.“
„ Hä?“
„ Es war nett von dir, mich zu begleiten. Aber ich bin nicht hergekommen, um die Jungs nur spielen zu sehen.“
Brian ahnte Übles. Emo Engine waren für ihren wüsten Rock’n’roll-Lifestyle bekannt. Mit all den Groupies, die dazugehörten. Würde Sabrina ihn so demütigen?
„Ich schlage mich noch ein wenig durch den Backstagebereich durch. Da wärst du mir doch nur ein Klotz am Bein.“
„ Tu was du nicht lassen kannst. Aber lass dich nicht von Traumbildern verführen. In der Realität sind sie vielleicht ganz anders.“
„ Und am Ende willst du mir noch sagen, der Wächter wäre nur ein alter Zausel, der keine Ahnung davon hat, wer er in Wirklichkeit ist. Bullshit!“
Sprach’s und ließ ihn stehen. Er konnte sehen, wie ihr blonder Haarschopf von der Menge verschluckt wurde. Entgegen ihren gut gemeinten Ratschlag folgte er ihr auf Abstand.
*
Sabrina war fasziniert. Das war eine ganz andere Welt. Der Cateringtisch nahm die gesamte Länge des Ganges in Anspruch. Bullige Roadies rollten ein Bierfass an ihr vorbei. Allerdings nicht, ohne vorher ihre langen Beine begafft zu haben. Die Konkurrenz war hart. Sie besah sich die anderen potenziellen Groupies, die um das Buffet herum scharwenzelten. Manche von ihnen warteten noch ungeduldig auf ihr erstes Schamhaar. Mein Gott, wie sollte da ein Junge nicht verrückt werden! Sabrina plusterte sich auf. Rückte ihre Titten zurecht. Zog den Rocksaum weiter hoch. Nun reichten ihre Beine bis zum blutroten Mond.
Rascal Preacher trat aus der Garderobe heraus. Sein langes schwarzes Haar fiel ihm ölig glänzend über die Schultern. Schweißperlen glitzerten auf seiner Brust. Wie gern wäre sie zu ihm gerannt, um ihren salzigen Geschmack auf den Lippen zu haben. Er schlug die dichten Wimpern nieder, dann wanderte sein Blick über das Angebot. Er sagte nichts, leckte sich nur hungrig über die Lippen. Dann zeigte er mit dem Finger auf Sabrina. Noch bevor sie vortreten konnte, nahm sie einer der Roadies bei der Hand.
Eigentlich hatte sie auf ein paar aufregende Minuten im Umkleideraum gehofft, wo sie den Jungs Fragen stellen konnte, die ihr schon immer auf den Nägeln brannten. Stattdessen wurde sie zur Limousine gebracht, die in der Tiefgarage stand. Der maulfaule Roadie bat sie, auf die Band zu warten, die dann gleich mit ihr ins Hotel fahren würde. Sabrina war schier aus dem Häuschen. Würde ihr Traum endlich wahr werden?
*
Laut polternd fielen Emo Engine in die Limousine. Der Hallendunst strömte ihnen aus allen Poren. Bier, Zigaretten und die Stinkfüße des Drummers. Dieser blickte beschämt zur Seite.
„ Mensch Sully, wasch dir mal wieder die Füße. Das stinkt ja zum Himmel!“
„ Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir haben einen weiblichen Gast.“
„ Wie heißt du denn, meine Kleine?“
„ Sabrina.“
„ Süß wie Zucker. Was meinste Jordan, kann sie die Nacht mit uns allen verbringen?“
„ Von mir aus gerne. Was sagt ihr anderen?“
„ Bin dafür.“
„ Einstimmig ja.“
„ Baby, du hast das große Los gezogen. Wir nehmen nicht Jede mit.“
„ Echt?“
„ Na klar. Kannst dem Preachie-Boy schon vertrauen. Wenn er das sagt, dann ist das auch so.“
„ Ich glaube dir ja.“
„ So ist es brav.“
Rascal kicherte.
„Was ist denn so lustig?“
„ Ach, nichts weiter.“
„ Vergiss ihn, der Preachie-Boy will dich nur aufziehen. Rutsch doch zu mir rüber. Auf meinem Schoß ist Platz genug für zwei schmale Hintern wie deinen.“
Sabrina setzte sich auf Jordans Schoß. Aber es war der alte Witz: Was haben ein Mikrofon und ein Musiker gemeinsam? Den Ständer. Sie konnte sich drehen und wenden, wie sie wollte, aber die Schlange drückte unangenehm hart gegen ihren Schritt. Was bildete der sich ein? Dabei war sie doch nur mitgekommen wegen Rascal. Aber der nippte
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